Rosendorn
hat mich schwören lassen, dir nichts zu erzählen«, sagte sie unglücklich. »Zuerst hat es nicht so ausgesehen, als würden wir irgendetwas furchtbar Falsches machen. Wir haben dich nur von Grace weggeholt und waren nett. Ich habe mir eingeredet, dass daran nichts Schlimmes wäre. Doch dann fing Ethan an zu flirten, und mir wurde bewusst, dass mehr hinter dem Plan steckte, als nur ›nett‹ zu sein.«
Meine Kehle war wie zugeschnürt. »Ja, denn warum sonst sollte ein Typ wie er ein Mädchen wie mich eines zweiten Blickes würdigen, oder?«, fragte ich und zuckte beinahe zusammen, als mir die Bitterkeit in meiner Stimme auffiel. Ich erinnerte mich zum x-ten Mal daran, dass ich von Anfang an gewusst hatte, dass Ethans Interesse an mir zu gut war, um wahr zu sein.
Kimbers Augen weiteten sich. »So habe ich das nicht gemeint!«
»Nicht? Wieso warst du dir sonst so sicher, dass das alles Teil eurer großen Verschwörung war?«
Kimber sank auf die Couch, und sie wirkte so verletzt, dass es mir schwerfiel, mich an die Schneekönigin zu erinnern, als die ich sie zuerst kennengelernt hatte.
»So war das nicht«, sagte sie, und ich hätte schwören können, dass sie mit den Tränen kämpfte. »Ich bin einfach nur zynisch, und es war zu … offensichtlich passend, dass er dir unter den Umständen ›zufällig‹ verfallen ist.«
Ich seufzte laut. »Von einer Zynikerin zur anderen: Verrate mir mal, warum ich dir irgendetwas glauben sollte?«
Sie sah mich an, und in ihren hübschen Augen schimmerten Tränen. »Mir fällt kein guter Grund ein, warum du mir glauben solltest«, sagte sie schniefend. »Aber ich wünschte, du würdest es trotzdem tun. Ich habe es gehasst, dich anlügen zu müssen, doch Dad wäre echt sauer geworden, wenn ich nicht gehorcht hätte … Ethan kann in seinen Augen nichts falsch machen, aber bei mir sieht das anders aus.«
»Du hast behauptet, mein Dad wäre noch immer im Gefängnis, obwohl er schon längst draußen war.«
Sie nickte. »Mein Vater hat von mir verlangt, das zu sagen. Ich habe mich mit ihm darüber gestritten. Du solltest irgendwann selbst herausfinden, dass wir gelogen haben, und ich sagte ihm, dass es jeden guten Eindruck, den wir gemacht haben könnten, zunichtemachen würde. Aber er hat nicht auf mich gehört.« Eine einzelne Träne quoll aus ihrem Augenwinkel, und sie wischte sie ungeduldig weg. »Tut mir leid«, sagte sie und schniefte wieder. »Ich habe nicht das Recht zu weinen, denn immerhin bist du diejenige, die verletzt wurde.«
Doch es war klar, dass das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen, für Kimber ebenfalls nicht leicht gewesen war. »Du bekommst jedenfalls zumindest Pluspunkte dafür, dass du mich vor Ethan warnen wolltest«, sagte ich zu ihr. Und obwohl sie mein Vertrauen auch enttäuscht hatte, weil sie wegen meines Vaters gelogen hatte, konnte ich doch nicht vergessen, wie sie ganz ruhig und locker akzeptiert hatte, was immer mein beschämendstes Geheimnis gewesen war.
Mit einem kleinen Schrecken stellte ich fest, dass ich sie nicht verlieren wollte. Die Lüge würde vermutlich noch sehr lange Zeit ein wunder Punkt zwischen uns sein, aber ich wusste nicht, wie ich ohne eine Freundin in Avalon überleben sollte.
Nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, blickte ich ihr in die Augen. »Wenn du versprichst, mich nie mehr anzulügen, können wir meinetwegen noch einmal von vorn anfangen.«
Sie warf mir aus großen Augen einen hoffnungsvollen Blick zu. »Echt?«
»Wir können es ja mal probieren.«
Ihr Lächeln war strahlend und ihre Erleichterung nicht zu übersehen. »Danke, dass du mir eine zweite Chance gibst«, sagte sie und überraschte mich, als sie mich im nächsten Moment überschwenglich umarmte. Als sie mich wieder losließ, wurde sie ernst. »Ich verschwinde besser, ehe dein Vater nach Hause kommt. Er ist vielleicht nicht so begeistert, mich im Augenblick hier zu sehen.«
Ich hoffte, dass Dad kein Problem sein würde. Er hatte schließlich gesagt, dass er mich nicht davon abhalten würde, mit Ethan zu sprechen, auch wenn es ihm nicht gefiel. Und das schien doch ein gutes Zeichen zu sein.
»Hast du morgen schon etwas vor?«, fragte ich. »Denn ich habe heute versucht, ein bisschen shoppen zu gehen, und allein hat das einfach keinen Spaß gemacht.«
Ihre Augen begannen zu strahlen. »Ooh! Shopping ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und ich kann dir die
besten
Boutiquen zeigen.«
»Ich bin mir sicher, dass Finn uns dabei
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