Rosendorn
Kapuzenpullis geschoben, als die Tür der Umkleidekabine mit einem lauten Krachen aufsprang.
Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und machte einen Satz zurück, als Finn durch die Tür flog und in den bodentiefen Spiegel an der Wand fiel. Durch den Aufprall zerbarst das Glas, und Finn stöhnte vor Schmerz auf.
Zwei Männer folgten ihm in die Kabine, gemütlich schlendernd, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert. Einer von ihnen blieb stehen, um die Tür hinter sich zu schließen, während der andere auf Finn zulief.
Die beiden Kerle waren ähnlich groß und muskulös wie Finn. Auch sie pflegten den »Men-in-Black-Look« – bis hin zu den Sonnenbrillen, die sie an diesem trüben Tag nicht einmal
draußen
gebraucht hätten. Ich tippte einfach mal darauf, dass die beiden ebenfalls Ritter waren. Und dass ich echt in Schwierigkeiten steckte.
Ich versuchte es mit lautem Schreien, denn das schien mir im Augenblick angemessen zu sein, doch die Ritter blieben vollkommen unbeeindruckt. Wahrscheinlich waren die Einzigen, die mich hören konnten, Kimber und die Ladenbesitzerin. Die Ritter waren auf ihrem Weg zu den Umkleidekabinen aber mit Sicherheit an ihnen vorbeigekommen. Ich konnte nur hoffen, dass es den beiden gutging.
Finn blutete aus einer fiesen Wunde auf der Stirn, und die Scherben des zerbrochenen Spiegels mussten ihm eigentlich am ganzen Körper ins Fleisch schneiden. Die Ritter standen zwischen mir und dem Ausgang, doch ich stürmte trotzdem auf die Tür zu und hoffte, dass ihre massigen Körper sie langsam machten. Leider war das nicht der Fall. Einer von ihnen packte mich und hielt mich an seinen Oberkörper gepresst, so dass meine Füße in der Luft hingen. Einen Arm hatte er unterhalb meiner Brüste um mich geschlungen, den anderen hatte er an meine Kehle gedrückt. Ich tat mein Bestes, um ihn zu treten, aber es ist schwierig, besonders viel Kraft in einen Tritt nach hinten zu legen, und so war ich im Grunde machtlos.
»Wehr dich, und das Mädchen stirbt«, zischte der andere Ritter Finn zu, dem es gelungen war, auf die Knie zu kommen.
Finns Blick wanderte zu mir, und der Ritter, der mich festhielt, verstärkte seinen Griff um meinen Hals. Ich bekam keine Luft mehr.
»Tut ihr nicht weh«, sagte Finn leise. »Ich werde nicht kämpfen.«
Der Druck auf meine Kehle ließ nach, und ich atmete gierig ein. Der zweite Ritter näherte sich Finn, holte mit dem Bein aus und trat ihm mit voller Wucht brutal in den Bauch.
»Nein!«, schrie ich. Finn war vielleicht eine Nervensäge, doch ich wollte nicht, dass man ihm weh tat.
Der Ritter, der mich hielt, lachte, als sein Partner Finn erneut trat. Ich unternahm wieder einen Versuch, mich aus seinem Griff zu winden, aber ihn zu bewegen war ungefähr so leicht, als würde ich versuchen, einen Schwertransporter zur Seite zu schieben. Ich konnte nicht einmal den Blick davon abwenden, was gerade mit Finn passierte – nicht, solange der Ritter mich im Schwitzkasten hielt. Zwar hätte ich die Augen schließen können, doch das hätte es auch nicht besser gemacht. Ich hätte noch immer die Schläge und Tritte gegen Finns wehrlosen Körper gehört, das schmerzvolle Aufstöhnen, das er nicht unterdrücken konnte.
Der Ritter schlug und trat Finn wieder und wieder, manchmal so hart, dass Knochen lautstark brachen. Ich schluchzte und kämpfte und flehte Finn an, sich zu verteidigen, aber er tat es nicht. Irgendwann konnte er es nicht mehr.
Finn lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, und wenn er nicht nach Luft gerungen hätte, hätte ich ihn für tot gehalten. Der Ritter, der ihn zusammengeschlagen hatte, grinste und zog dann ein langes, dünnes Messer aus einer Scheide, die in seinem Stiefel versteckt gewesen war.
»Nein!«, weinte ich, auch wenn ich wusste, dass es nichts nützen würde. »Warum macht ihr das?«
Der Ritter kniete sich neben Finn, und obwohl seine Augen hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille verborgen waren, konnte ich spüren, dass sein Blick auf mich gerichtet war. Sein Lächeln war kalt und grausam, und ich konnte nichts auch nur annähernd Menschliches in seinen Zügen entdecken.
»Verschwinde aus Avalon«, sagte er zu mir. »Verschwinde und komm nie wieder zurück. Sonst bist
du
beim nächsten Mal dran.«
Ich heulte auf, als er die Hand hob und das Messer dann tief in Finns Rücken stieß. Finn schrie auf und versuchte, sich zu bewegen, doch vergeblich. Mit Entsetzen begriff ich, dass das Messer ihn durchbohrt hatte und
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