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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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ihn auf dem Fußboden festhielt.
    Der Ritter, der seine Arme um mich geschlungen hatte, ließ endlich los und stieß mich zu Boden. Unter ihren Schuhen knirschten die Scherben des zerbrochenen Spiegels, als sie die Umkleidekabine verließen.
    Panisch kroch ich zu meinem Bodyguard, ohne auf die Glassplitter zu achten. Der Griff des Messers ragte direkt über seinem rechten Schulterblatt aus dem Rücken, und Blut quoll aus der Wunde. Trotzdem atmete er noch. Mühsam hob und senkte sich sein Brustkorb. Ich legte meine zitternde Hand auf ihn und wusste nicht, was ich tun sollte. Zwar hatte ich meine Mutter schon nach einigen alkoholbedingten Unfällen versorgt, aber es war nie annähernd so dramatisch gewesen wie das hier. Sollte ich das Messer aus der Wunde ziehen? Oder würde das alles nur noch schlimmer machen?
    Mit einem gequälten Aufstöhnen drehte Finn seinen Kopf zu mir.
    »O Gott!«, wimmerte ich. »Beweg dich nicht!«
    Sein Gesicht war … zerstört. Nur so konnte ich es beschreiben. Ich weiß nicht, wie viele Knochen gebrochen waren, doch es waren einige. Aber Ritter sind offensichtlich wirklich hart im Nehmen.
    »Ich werde es überleben«, brachte er atemlos hervor. »Hol Hilfe.«
    Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte, doch seine Worte trieben mich an. Mittlerweile selbst voller Blut und Glassplitter stolperte ich in den Laden hinein.
    Die Ladenbesitzerin lag auf dem Boden hinter der Kasse. Kimber, die eine Wunde im Gesicht hatte, aus der bestimmt schon bald ein riesiger Bluterguss werden würde, half der Frau, sich aufzusetzen. Ich wäre erleichtert gewesen zu sehen, dass es ihnen gutging, wenn meine Angst um Finn nicht alles andere überblendet hätte.
    »Das Telefon!«, rief ich der Ladenbesitzerin zu, und die Hysterie drohte überhandzunehmen. »Wo ist das Telefon? Ich muss einen Krankenwagen rufen.«
    Sie wies auf den Telefonapparat, der praktisch direkt vor meiner Nase stand. Mit zitternden Händen nahm ich den Hörer auf, aber meine Handflächen waren voller Glassplitter. Aufkeuchend ließ ich ihn fallen. Die Ladenbesitzerin hatte sich genug erholt, um wieder aufstehen zu können, und streckte die Hand aus.
    »Lassen Sie mich das machen«, sagte sie. Und da ich zum einen nicht wusste, welche Nummer ich eingeben musste, und zum anderen mit meinen verletzten Händen vermutlich sowieso nicht richtig hätte wählen können, überließ ich den Anruf ihr.

[home]
    19 . Kapitel
    D er Krankenwagen und die Sanitäter trafen zur selben Zeit wie die Polizei ein. Ich zitterte noch immer, aber mein Gehirn funktionierte gut genug, um zu wissen, dass es besser war, an Finns Seite zu bleiben. Obwohl er nichts tun konnte, um mir zu helfen, erschien es mir doch sicherer, als mich von der Polizei für eine Aussage, ein Verhör oder was auch immer mit auf die Wache nehmen zu lassen. Immerhin hatte die Polizei meinen Vater auf eine unbewiesene Anschuldigung hin festgenommen, und ich hatte keine Ahnung, von wem sie geschmiert wurde. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, meine Freiheit komplett zu verlieren, also gab ich vor, ein bisschen hysterischer und verletzter zu sein, als ich tatsächlich war. Und ich war ausreichend mit Blut verschmiert, dass meine Darbietung mehr als überzeugend wirkte.
    Kimber und die Ladenbesitzerin wurden von den Sanitätern an Ort und Stelle flüchtig untersucht und schnell entlassen, weil sie keine Notfälle waren. Bei Finn dagegen sah es anders aus. Er war bewusstlos und hatte offenbar viel Blut verloren.
    Ich fuhr mit ihm zusammen im Krankenwagen zum einzigen Krankenhaus in Avalon. Die Sanitäter – eine Fee und ein Mensch – schienen nicht annähernd so besorgt um Finn zu sein wie ich.
    »Er wird wieder gesund«, sagte der Feensanitäter. »Wenn sie ihn hätten umbringen wollen, hätten sie ein Messer mit einer Eisenklinge und keines aus Silber genommen.«
    »Und sie hätten es ihm auch nicht in die Schulter gestoßen«, murmelte der Mensch.
    Die Feen können durch reines Eisen verletzt werden. Sie nennen es »pures Eisen«. In Faerie gibt es das nicht, wohingegen Silber ein weitverbreitetes Metall ist.
    Während ich neben Finn gesessen und auf den Rettungswagen gewartet hatte, hatte ich einen besseren Blick auf das Messer gehabt, als mir lieb war. Der Griff des Messers war aus Holz gewesen – vielleicht Ebenholz, denn es war außergewöhnlich dunkel. Aber das war es nicht, was meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Nein, mein Blick war an der elfenbeinfarbenen Rose hängen

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