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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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wäre.
    Meine Hoffnung auf eine gute Tasse Kaffee erlosch mit einem Schlag, als ich feststellte, dass Dad nicht einmal eine Kaffeekanne besaß. Es gab Unmengen an Tee, doch selbst wenn ich gewusst hätte, wie man losen Tee zubereitete, hätte ich es mir geschenkt. Schließlich fand ich ein Glas mit Instantkaffee und beschloss, dass es besser war als nichts. Nachdem ich einen Schluck genommen hatte, war ich mir da nicht mehr so sicher, aber aus medizinischen Gründen zwang ich mich dann doch, das Gebräu zu trinken.
    Kimber tauchte um Punkt zehn Uhr ekelhaft gut gelaunt auf. Eigentlich stand ich nicht so auf Shopping – es war schwierig, mit Begeisterung einkaufen zu gehen, wenn man jeden Penny zweimal umdrehen und beten musste, dass man die nächste Stromrechnung würde bezahlen können. Doch ich musste zugeben, dass es mit Kimber echt Spaß machte. Sie hatte ein gutes Auge für Mode, und praktisch alles, was anzuprobieren sie mir vorschlug, sah fabelhaft an mir aus, wenn ich das mal so sagen darf.
    Als eher praktisch veranlagter Mensch konzentrierte ich mich darauf, die Basics zu kaufen: Pullover, langärmelige Shirts und dickere Hosen in den verschiedensten Mischungen aus Baumwolle und Wolle. Kimber dagegen drängte mich andauernd, ausgefallenere Kleidungsstücke zu kaufen: Kleider, Röcke, Rüschenblusen. Wie schon gesagt, hatte sie ein gutes Auge für Mode, aber auch wenn ich klaglos alles anprobierte, sah ich nicht ein, warum ich Geld für Klamotten ausgeben sollte, die ich vermutlich niemals tragen würde. Meine »langweilige« Auswahl ärgerte sie wahnsinnig.
    »Du musst auch
irgendetwas
nur so zum Spaß kaufen«, sagte sie schmollend, als wir aus einem weiteren Geschäft kamen und sich wieder weder Seide noch Samt oder Spitze in meiner Tüte befanden. Finn trug schon so viele Taschen und Tüten für mich, dass er aussah wie ein – sehr cooler – Gepäckträger, und trotzdem hatte ich noch immer mehr als zweihundert Euro übrig. Und ich musste zugeben, dass mir die Vorstellung, Geld für etwas vollkommen Unpraktisches auszugeben, allmählich echt reizvoll erschien.
    Kimber hatte diesen kleinen Moment der Schwäche offenbar gespürt. »Jetzt weiß ich!«, platzte sie heraus, und ihre Augen begannen vor Aufregung zu glänzen. »Nächsten Monat habe ich Geburtstag, und ich werde eine große Party schmeißen. Wir sollten uns nach dem perfekten Kleid für dich umsehen.«
    Ich starrte sie an. »Du erwartest von mir, auf einer Geburtstagsparty ein
Kleid
zu tragen?«
    Kimber hob die Nase, und ich wurde kurz daran erinnert, wie sie sich zu Beginn wie eine Schneekönigin verhalten hatte. »Es ist meine Party, also bestimme ich die Regeln. Und zufällig mag ich nun mal Kleider.«
    Mir fiel wieder das mit Federn besetzte Rüschenmonster in ihrem Kleiderschrank ein, und ich hoffte, dass ihr nicht so etwas vorschwebte. Ich protestierte schwach, als sie mich in eine weitere Boutique zerrte.
    Wenn ich allein gewesen wäre, dann hätte ich nur einen kurzen Blick auf die Preisschilder geworfen und wäre gleich rückwärts wieder rausgegangen. Aber Kimber in Aktion war kaum zu bremsen. Schon kurz darauf fand ich mich in der Umkleidekabine wieder – mit einem Arm voller hübscher, teurer und völlig unpraktischer Kleider.
    Mit Kimbers Hilfe schränkte ich die Auswahl auf zwei Teile ein, obwohl ich mir noch immer nicht sicher war, ob ich so viel Geld für ein Partykleid hinlegen wollte.
    »Mir gefällt das blaue am besten«, erklärte Kimber. »Es unterstreicht die Farbe deiner Augen.«
    Ich murmelte etwas Unverbindliches. Das blaue Kleid war selbstverständlich das teurere von beiden. Offensichtlich hatte Kimber sich in ihrem Leben noch nie Gedanken über Geld machen müssen.
    Sie gab ein verärgertes kleines Schnauben von sich. »Ich suche mir selbst etwas aus, während du noch weiter nachdenkst. Aber glaub ja nicht, dass du hier mit leeren Händen rausgehst.« Dabei fuchtelte sie mit erhobenem Zeigefinger vor meiner Nase herum, und ich verdrehte die Augen.
    Etwa eine Minute später hörte ich ein dumpfes Geräusch aus dem Ladeninnern. Ich machte mir keine großen Gedanken darüber. Nicht, bis die Kamee heiß wurde und ich das seltsame Kribbeln wieder spürte. Das war auf keinen Fall ein gutes Zeichen.
    Hastig schlüpfte ich in meine Klamotten – falls ich dem Bösen gegenübertreten musste, wollte ich das lieber nicht nur mit einer Unterhose bekleidet tun – und hatte gerade die Arme durch die Ärmel meines

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