Rosenfolter
In der Art«,
mutmaßte Katinka.
»Ich hoffe, es darf gelacht werden!«
»Verstümmelung ist eine Bestrafung aus dem Drogenmilieu.« Sabine Kerschensteiner
schob ihren Teller weg. »Wahrscheinlich können wir auf die Symbolhaftigkeit pfeifen.
Dem Täter ging es darum zu strafen, zu drohen und eine Message in die Welt zu setzen:
Wir lassen uns nicht verarschen.«
»Vergeltungen dieser Art haben wir auch unter Zuhältern unterschiedlicher
Hierarchiestufe. Zwischen Schuldner und Gläubiger. Du hast nicht bezahlt? Ich zwicke
dir den Finger ab. Gleichzeitig erhöhen sich deine Schulden um 30 Prozent.« Hardo
starrte verdrießlich vor sich hin. »Aber die drei Opfer waren keine Junkies. Das
haben uns die Mediziner versichert. Und einem Junkieohr widmet man kein Rosenkissen.«
»Also Milieu. In
Bamberg müsste es eigentlich überschaubar sein.«
»Dass du dich da
mal nicht täuschst, Katinka«, seufzte Hardo.
»Ich meine das
professionelle Business. Die Handvoll Leute, die in ganz großem Stil das Heu einfahren.«
»Steuerberater,
Finanzjongleure und Anwälte«, grinste Sabine. »Außerdem Ärzte und Stadträte.«
Katinka gluckste
vor Lachen. Jede Branche kultivierte ihre Feindbilder.
Die Tür ging auf,
und jemand reichte eine Akte herein.
»Fragen wir anders herum: Warum ist ein Anwalt das Opfer?« Hardo nahm die
Papiere entgegen und blätterte. »Sieh einer an: Max Walters ist Fachanwalt für Baurecht.«
»Auf den ersten Blick ist er nicht gerade prädestiniert für einen Mord im
Milieu«, meinte Sabine. »Aber man hat ab und zu was läuten hören, dass Walters seine
Finger im Spiel hat, wenn es um Insolvenzen geht, bei denen was zu holen ist.«
Hardo fuhr mit
dem Finger über die Zeilen. »Von Strafrecht hat Walters das letzte Mal im Studium
gehört, nehme ich an.«
»Hört mal!« Katinka
stand auf und trat hinter Hardo, um einen Blick auf die Papiere zu werfen. Sie hätte
ihn jetzt gern auf die Glatze geküsst. »Damit bricht die Grundlage unserer Theorie
nicht zusammen. Er kann auf ganz anderen Wegen in eine Rachegeschichte reingeraten
sein. Es muss nichts mit seinen offiziellen Mandanten zu tun haben, dass er jetzt
dort liegt und die Rechtsmediziner die verborgenen Geheimnisse seines Todes aus
ihm rauskratzen. Vielleicht steckt eine Frau dahinter!«
»Katinka: Wenn
jemand so zugerichtet wird«, begann Sabine, »dann soll das abschrecken. Sich rumsprechen.
Bei anderen, die vielleicht auch … du weißt schon.«
»Na und? Trotzdem
ist es denkbar, dass ihm jemand das Licht ausgeknipst hat, den er beraten hat. Oder
eine Frau, die er betrogen hat.«
Hardo kniff die
Augen zusammen, während er die Namen derjenigen Leute überflog, die im vergangenen
halben Jahr Walters’ Vertretung erbeten hatten.
»Er war vor allem
für Bauunternehmer und Makler tätig. Suchte die Leichen im Keller, um die Preise
zu drücken. So schaut’s aus.«
»Für solche Einschätzungen
ist es zu früh, Chef!« Sabine Kerschensteiner stand auf. »Ich mache mich wieder
an die Arbeit. Bis später.« Sie nahm ihrem Vorgesetzten die Akte aus der Hand und
ging.
»Sie ist ganz schön ehrgeizig, was?« Hardo sah der Polizistin nach. Katinka
lehnte sich an seinen Schreibtisch. Nah genug, um sein Aftershave zu riechen. Sie
rekapitulierte, was Dante ihr über die ›Princess of the Dark‹ berichtet hatte.
»Genau. Die Rosen.«
Hardo nickte grüblerisch. »Cleveres Kerlchen, dein Journalist. So weit sind wir
ebenfalls schon gekommen.«
»Wir?«
»Meine Kollegen,
die an Ohr, Finger und Hand arbeiten.«
»Die haben den
Fall wahrscheinlich ganz unten in den Stapel mit der Aufschrift ›unlösbar‹ einsortiert.«
»Heute Morgen haben
sie ihn aber wieder rausgeholt«, entgegnete Hardo grimmig. »Keine Ahnung, wie viele
Gärtnereien der Praktikant bislang abgeklappert hat.«
»Praktikant? So
eine delikate Aufgabe legst du in die Hände eines Praktikanten?« Gespielt entrüstet
sah Katinka Hardo an.
Er griff nach ihren
Händen und hielt sie einen Moment fest. »Ich muss hier weitermachen. Pass auf dich
auf. Und überleg dir das mit dem Haus.«
»Hardo«, begann
Katinka und verdrehte die Augen.
»Die Schauerhütte
ist ein Alptraum, ich verstehe nicht …«
»Das ist immer
noch meine Angelegenheit.« Katinka machte sich los. Sie klang schärfer, als sie
beabsichtigte. »Muss ich jetzt um Erlaubnis fragen, wenn ich ein Haus kaufen will?«
»Darum geht es
doch nicht.« Hardo stieg die Röte ins Gesicht.
»Morgen rufe ich
erst mal Wellmann
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