Rosenfolter
Stadtgang
mitzunehmen, hatte er sie die Treppe hinuntergestoßen, ihre kurze Bewusstlosigkeit
genutzt, um das Handy aus der Tasche zu klauben.
Die beiden Frauen
beobachteten Katinka atemlos. Als sähen sie mir beim Denken zu! Katinka presste
die Lippen zusammen. Aber warum hatte der Einbrecher es auf Lindas Handy abgesehen?
Wegen der Fotos? Was war da zu sehen? Und wie war er hereingekommen?
»Was für Fotos
hatten Sie denn auf Ihrem Handy, Frau Roose?«
»Och, nichts Besonderes.
Wenn Emma und ich einen Ausflug machen, dann knipse ich das eine oder andere. Und
wenn ich jetzt im Frühling etwas sehe, eine Blüte oder so, ja, dann mache ich eine
Aufnahme. Nichts Spezielles.«
Katinkas Handy
läutete. Sie sah Linda Rooses Blick. Gierig, traurig, verloren. Alles zugleich.
»Wischnewski, was
ist denn!«
»Befinden Sie sich
im Augenblick in einem Kundengespräch?«
»Kann man sagen.«
»Dann rufen Sie
mich zurück. Bis gleich!« Er legte auf.
Katinka verstaute das Telefon in ihrem Rucksack. »Ich muss los. Eins noch,
Frau Roose: Sie sollten Ihr Haus besser sichern. Solange nicht klar ist, wie der
Einbrecher reinkam, und das finden wir wahrscheinlich nie raus, brauchen Sie neue
Schlösser. Günstig wäre auch eine Videoüberwachung und Bewegungsmelder rund um den
Garten.«
»Das ist kein Problem. Darum kümmere ich mich sofort.« Linda Rooses Gesicht
nahm einen resoluten Ausdruck an.
»Und Sie meinen, das Handy ist unwiederbringlich verloren?«, fragte Emma
Theiss.
»Wenn es jemand
geklaut hat, ist es weg.« Das klang hart, war aber nicht zu ändern.
Die Ladys brachten
Katinka zur Tür.
»Noch eins: Sie
sagten, in der Nachbarschaft wäre vor nicht allzu langer Zeit eingebrochen worden,
Frau Theiss. Wissen Sie, wo genau das war?«
Linda drängte sich
vor. »In der Sodenstraße. Lediglich ein paar Minuten von hier. Die fliederfarben
gestrichene Villa mit den griechischen Säulen.«
Ach du Schande!
Eine neue Welle Schweiß befeuchtete ihre Stirn. Auch noch griechische Säulen. »Wer
wohnt dort?«
»Ein Herr. Alleinstehend.
Ich kenne ihn nicht weiter. Er hat zwei Doggen. Ziemlich unangenehme Viecher. Alle
sagen, die wären friedlich. Wer’s glaubt! Und die sabbern, sage ich Ihnen! Wenn
ich spazieren gehe, meide ich die Straßenseite. Die kommen an den Zaun gelaufen,
und der Geifer läuft ihnen von den Lefzen.« Linda schüttelte sich. »Wenn ich jetzt
meine Handyfotos hätte, könnte ich Ihnen zeigen, was ich meine.«
»Tja, dann. Machen
Sie es gut.«
Katinka ging an der Villa vorbei,
die Linda Roose ihr beschrieben hatte. Ein blickdichter Metallzaun ging um das gesamte
Grundstück herum. Die riesige Hecke aus Stauden in zweiter Reihe machte den Sichtschutz
perfekt. Das Zugangstor, breit genug für einen PKW, war gute zwei Meter hoch. Zwei
Kameras bewachten den Gehsteig und den Gartenweg hinter dem Tor. Tote Winkel konnte
es aus dieser Perspektive kaum geben. Das Tor hatte weder Knauf noch Klinke noch
Schloss.
Katinka lief weiter
und kehrte nach einer Viertelstunde zurück, diesmal mit einem Basecap aus ihrem
Rucksack auf dem Kopf. Aus dem Garten des Anwesens hörte sie ein heiseres Bellen.
Sie bog in die
Querstraße ein und lief schließlich die Parallelstraße hinunter, um das Haus von
hinten in Augenschein zu nehmen. Durch den Garten des dazwischen liegenden Grundstücks
erhaschte sie kaum einen Blick auf die fliederfarbene Villa. Die Nachbarschaft wirkte,
obgleich umzäunt und mit dezenter Security ausgestattet, um Klassen weniger hochgerüstet.
Katinka erwischte
den Bus in der Schützenstraße und fuhr ein paar Stationen bis nach Hause. Jemand
hatte ein extremes Sicherheitsbedürfnis. Und wenn ein anderer Jemand es wirklich
geschafft hatte, in diese hochbewachte Villa einzubrechen, musste erstens der Einbrecher
ziemlich gewieft sein und zweitens die Villa Unsägliches an Reichtümern bieten.
13
Feli Bohnstett
kam mit ihrer Tochter nicht klar. Das war eigentlich ihr größtes Problem. Das Mädel
schämte sich seiner Mutter, die auf Mülldeponien und in Komposthaufen nach Verwertbarem
suchte.
Allerdings war die Hassliebe zwischen Feli und ihrer Tochter nicht erst mit
Hartz IV ausgebrochen. Ihr ganzes Leben lang hatten sie grundverschiedene Ansichten
gehabt.
Feli Bohnstett drehte am Radio herum. Bayern 4 Klassik hörte sie am liebsten,
aber die hatten heute nur schräge Tonleitern im Angebot. Warum nichts Gefälliges,
Leichtes? Immer mussten sie einen quälen, indem sie wildes
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