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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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die anderen standen in voller weiß-rosa Pracht. Der
Duft wehte in der milden Abendluft zur Terrasse herüber. Kohlschwab lehnte sich
in seinem Gartenstuhl zurück.
    »Ich wollte wieder
in der Stadt wohnen«, erläuterte er und drehte das Weizenglas ins Licht, bevor er
trank. »Stegaurach war mir zu … ich weiß nicht.«
    »Wie lange haben
Sie noch?«, fragte Hardo.
    »Sie meinen, zu
leben?« Kohlschwab lupfte die dichten Augenbrauen. »Noch drei Jahre bis zur Pensionierung.
Dann lebe ich. Richtig.«
    Hardo nickte.
    »Sie sind noch
jung«, bemerkte der Staatsanwalt. »Irgendwo Anfang 50, schätze ich? Da kommt einem
das Leben noch nicht so … wie soll ich sagen … brutal vor.«
    Hardos eisgraue
Augen fixierten den Bauch des Staatsanwaltes.
    »Pardon, ich meine
… natürlich, Sie haben Ihre Schicksalsschläge hinter sich. Aber ich finde das gut,
Ihre Beziehung zu der Detektivin. Wirklich gut. Ihnen steht alles offen. Ich meine«,
er beugte sich vor, »als Mann.«
    Du lieber Himmel,
dachte Hardo nur. Er war geschieden, er hatte seine einzige Tochter bei einem Verkehrsunfall
verloren, er war ein Gezeichneter. Hatte sich jahrelang aufrecht gehalten, wollte
auf keinen Fall in die Depression abgleiten. Depression lag ihm nicht, und ebenso
wenig hatte er die Absicht, in den Folterkammern sogenannter Therapien zu landen.
    Dass er Katinka
gefunden hatte … seltsam, warum kam Kohlschwab ihm damit? Natürlich hatte er, Harduin
Uttenreuther, der übergewichtige, von der Schlechtigkeit der Welt beladene Mann
und Leiter der Mordkommission, ein irrsinniges Glück gehabt. In seinem Alter fand
man zwar jüngere Frauen, wenn man es darauf anlegte, aber keine wie Katinka.
    Kohlschwab räusperte
sich.
    Hardo schwieg.
Er hatte nicht die Absicht, sich mit dem Staatsanwalt über sein Privatleben auszutauschen.
Vor allem, weil dieser Hauskauf zwischen ihm und Katinka für Zündstoff sorgte. Was
niemanden etwas anging, schon gar nicht Kohlschwab. Er fragte sich, warum ein vernunftbegabter
Mensch wie Katinka ernsthaft in Erwägung zog, dieses Gerippe von einem Haus zu kaufen.
Geriet sie in eine frühe Midlifecrisis? Und warum regte ihn das alles so auf? Sollte
sie eben ihr Haus haben. Vor einem Jahr war er noch ausgerastet, wenn sie ganz allein
unter ungünstigsten Umständen Schwerverbrecher stellte. Dagegen war ein Hauskauf
wohl das kleinere Übel. Es wurmte ihn nur irgendwie. Womöglich, weil er gegen Veränderungen
im Privatleben allergisch war. Er mochte es, wenn die Dinge sich einpendelten und
dann blieben, wie sie waren.
    Konzentration jetzt.
Seine Privatprobleme konnte er später überdenken. Hardo griff nach seinem Glas.
Er hatte lange kein Weizenbier getrunken. Es schwemmte einfach zu viele Kilos an.
    Kohlschwab schien
zu merken, dass das Thema ›Hauptkommissar liebt Privatdetektivin‹ bei Hardo nicht
gut ankam. Er wies auf ein Papier vor sich auf dem Gartentisch. Ein schäbiger Zettel,
etliche Male geknickt und an den Kanten eingerissen.
    »Jemand wollte
mir einen Gefallen tun. Und vielleicht«, er senkte die Stimme, »hilft uns dies bei
der schnellen Aufklärung des Falles.«
    ›Uns‹, dachte Hardo
gereizt. Allenfalls mir. Kohlschwab hatte im Laufe ihrer Zusammenarbeit des Öfteren
diverse Informanten ins Spiel gebracht. Hardo fragte sich, wie der Staatsanwalt
es schaffte, zum informationellen Gläubiger dieser Leute zu werden.
    »Ich meine, das
Ohr, der Finger und die Hand, die können sonst wo abgetrennt worden sein. Dann hat
sie jemand auf der ERBA-Insel abgelegt.«
    »Die Hand war keine
drei Stunden abgeschnitten, als sie gefunden wurde.«
    »Gut, gut. Die
Hand. Aber Ohr und Finger? Für die haben wir ein Zeitfenster von 24 Stunden, nicht
wahr?«
    Hardo nickte. »Das
Abknipsen von Fingern ist eine gängige Bestrafung. Bei Schulden etwa.«
    »Wussten Sie, dass
die Henker im Mittelalter eine Art Sanitätsausbildung hatten? Sie hackten den Delinquenten
die Finger ab und legten dann ein Wundpäckchen auf.«
    »Nicht dumm.«
    »Nein. Aber warum landet die Hand so rasch dort, wo sie nachher gefunden
wird? Und warum hat man sich die Mühe gemacht, die Fingerabdrücke unsichtbar zu
machen?«
    »Sogar der Handballen
war derart zerstört, dass eine Identifikation nicht möglich ist.« Hardo runzelte
die Stirn. Katinka hätte sich jetzt über sein Polizeisprech lustig gemacht.
    »Also müssen wir
davon ausgehen, dass die Fingerabdrücke der Gemarterten gelistet sind.«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Oder der

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