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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Getröte für den Superlativ
der Musik verkauften.
    Feli schaltete
das Radio ab. Mit Mozart im Hintergrund gab sie sich besonders gern ihren Erinnerungen
hin, aber es klappte genauso gut ohne. Sie hatte eine Staudengärtnerei geleitet.
14 Stunden am Tag geschuftet und mit erdigen Fingern am Computer gesessen, sich
mit Abrechnung und Umsatzsteuer befasst. Der Bürokratiekram war ihr am Hintern geklebt,
und sie hatte mehr mit Verwaltung zu tun gehabt als mit Strauch-Päonien und Storchschnabel.
    Für ihre eigene
Liebhaberei, die Rosenzucht, hatte Feli genauso wenig Zeit gefunden. Mit Rosen konnte
man nicht hudeln. Sie brauchten Ruhe und ein Gespür für die Pflanze.
    Sie und ihre Tochter
unterschieden sich zu sehr. Nun allerdings brannte es Feli unter den Nägeln, dem
Mädel mitzuteilen, welchen Schatz sie im Müll aufgelesen hatte. Wenn etwas sie begeisterte,
musste Feli darüber reden. Nur gab es leider nicht mehr viele, die ihr wenigstens
aus Gewohnheit zuhörten.
    Als sie noch arbeitete,
hatte sie keine Zeit für Freundschaften. Abends schaltete sie den Anrufbeantworter
zwischen sich und die Welt und schlief beim Heute Journal ein. Wer sich meldete,
hinterließ Rückrufbitten auf der Maschine. Feli rührte sich nie.
    Staudengärtnerei
Felicitas, dachte sie traurig. Vorüber. Vorbei. Unternehmerin sein war eben nichts
für sie. Wahrscheinlich wäre sie als simple Angestellte, die Sukkulenten pflanzte
und Friedhofskränze band, besser bedient gewesen.
    Feli würde bei
ihrer Tochter vorbeigehen und sich bei der Gelegenheit gleich bekochen lassen. Zu
dumm, dass das Mädel den Kauz geheiratet hatte. Aber was sollte sie, die alte, schmutzige
Mutter, dagegen tun? Sie hatte ihnen einen Rosenstrauch zur Hochzeit geschenkt.
›Weißes Mariechen‹. Ihre eigene Züchtung. Der Strauch hatte keine drei Monate überlebt.
Nicht einmal eine Rose konnten sie pflegen und bildeten sich ein, füreinander und
– so Gott wollte – ein Kind die Verantwortung schultern zu können. Naja, mittlerweile
hatte der Fatzke von Schwiegersohn ja sein wahres Gesicht gezeigt. Nicht mehr lange,
und ihre Tochter würde verstehen, dass er kein bisschen besser war als andere Kerle.
Feli hatte mit Männern ihre eigenen Erfahrungen. Keine guten.
    Sie heftete die
Blätter, die sie auf der Müllkippe gefunden hatte, sorgfältig zusammen und schob
sie in einen Plastikordner. Was für eine drollige Schrift! Feli strich sanft über
das oberste Papier. Die Aldi-Tüte klemmte als Müllbeutel im Abfalleimer. Die Metallbox
stand auf dem Tisch. Hagebutten! Sie schnaubte grimmig.
    Rosen machten unsterblich.
Wenn nichts von dir bleibt: Eine Rose überdauert die Zeiten, sinnierte Feli. Zumindest,
wenn sie in anständige Hände gegeben und nicht nach wenigen Wochen von einem Pilz
aufgefressen wird. Sie schnaubte. Rosen waren nicht allein für den Kopf. Sie waren
für das Herz. Man brauchte eine gehörige Portion Unvernunft, um sich überhaupt mit
diesen heiklen Geschöpfen abzugeben. Dabei ging es nicht um ein Sträußchen zum Valentinstag,
das man verwelkt nach ein paar Tagen wegwerfen konnte. Die Rose ist eine Diva, formulierte
Feli Bohnstett im Geist. Sie betört uns mit ihrer Gunst, wenn es ihr gut geht. Wohlgeformt
und duftend, samtweich und liebevoll.
    Rosen, fand Feli
Bohnstett, waren alles in allem verlässlicher als Menschen.
     
     
    14
     
    Staatsanwalt Kohlschwab liebte Weizenbier.
Vor allem das Weizla der Brauerei Fäßla. Obwohl die verniedlichende Endung –la gar
nicht zu seinem Körperbau passen wollte. Sein ganzes Dasein verlief in Größe XXXL.
    Hauptkommissar
Hardo Uttenreuther fand, er selbst sehe neben Kohlschwab kümmerlich aus. Und das
wollte was heißen. Hardo hatte einen Bierbauch, aber auch Muskeln. Er ging zweimal
wöchentlich in die Muckibude. Er brauchte das als Ausgleich zum Schreibtischtätertum.
Nie hätte er zugegeben, dass die Beziehung zu einer sehr viel jüngeren Frau ihn
unterschwellig auf Trab hielt.
    Sie saßen auf Kohlschwabs Terrasse. Kohlschwabs Villa im Bamberger Haingebiet
war renoviert worden. Die Arbeiten hatten erst kürzlich ein Ende gefunden. Die Hecke
blühte bereits. Weiße Flöckchen saßen auf Büschen. Amseln zwitscherten. Der Rasen
war frisch gemäht, die Blumenrabatten säuberlich hergerichtet. Es roch ganz leicht
nach Gras. Pralle Knospen schienen zu flüstern: ›Bald, bald!‹ Der Apfelbaum blühte
bereits. Ein alter, verknorzelter, gebeugter Geselle. Einige Äste ragten wie tot
weg: braun, grau, dürr. Doch

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