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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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nichts
notieren. Ich gebe Ihnen die Liste mit.« Kohlschwab zitierte drei Namen. So melodisch,
als lese er einen Vers aus Ovids Metamorphosen vor. »Sie gehen das durch?«, insistierte
er.
    »Sonst keine Informationen?«
    »Ich sammle ausschließlich
Namen.«
    Hardo trank sein
Weizen aus. Die Audienz war beendet.
     
     
    15
     
    »Er hat dir die Namensliste zugeschoben
und gesagt, du sollst mal forschen?« Ungläubig legte Katinka die Hand auf den Fresszettel.
    Sie saßen in Hardos
Küche. Der rote Kirchturm auf der anderen Seite des Ulanenplatzes leuchtete warm
in der Frühlingsnacht. Das Fenster stand offen.
    »Sind das Leute,
denen Finger oder Ohr gehören könnten?«, fragte Katinka. »Oder potentielle Schnippler?«
    »Beides, nehme
ich an. Ich habe die Daten kurz durch das System gejagt. Unsere Datenbanken wissen
so gut wie nichts über die Herren. Theo Bauer, Manfred Korin und Ethelbert Schneider.
Kerschensteiner darf morgen intensiver suchen.«
    »Und?«
    »Sagt dir irgendein
Name was?«
    »Ehrlich gesagt,
nein. Hardo, ich habe mit Klein- und Kleinstfällen zu tun. Betrug, ein paar Austricksereien,
Eifersucht. Bei mir landen keine großen Deals.« Linda Rooses trauriges Gesicht kam
ihr in den Sinn. Alte Damen, die Handys vermissen. Das ist meine momentane Kragenweite,
dachte sie.
    »Katinka, wegen
dem Haus …«
    »Schon gut. Lass
uns ein andermal darüber reden, okay?«
    »Ich möchte nicht,
dass du dich finanziell zugrunde richtest.«
    »Hardo, ich kann
rechnen.«
    »Aber du kannst
nicht in die Zukunft sehen. Du ahnst nicht einmal, welche Ausgaben auf dich zukommen.«
    Sie stand auf.
»Erzähl mir doch keine Märchen. Du machst dir nicht um meinen Geldbeutel Sorgen.
Das ist alles viel diffuser! Im Grunde hast du Angst, dass ich etwas ausprobiere,
was zugegeben nicht ohne Risiko ist, was sich aber deiner Kontrolle entzieht.«
    »Nein, ich …«
    »Du bist ein Kontrollfreak,
Hardo. Du hasst Experimente. Du willst im Vorhinein genau wissen, wie die Dinge
letztlich ausgehen. Leben funktioniert aber anders.«
    Hardo stand auf
und nahm Katinka in die Arme. »Ich will dich in Sicherheit wissen.«
    »Löblich. Aber
ich bin nicht in Gefahr, nur weil ich ein Haus kaufe!« Sie wusste, wie sehr der
Verlust seiner Tochter selbst nach Jahren an ihm nagte. Schuldgefühle, Trauer, vermischt
mit dem Bewusstsein, dass nichts wieder gut zu machen waren. Dass er sein Leben
mit dem Gedanken ›hätte ich doch‹ verbringen würde. Sybille war in einer eiskalten
Winternacht auf der B 4 gestorben. Jemand war in ihr Auto gerast. Ein anderer hätte
Sybille helfen können, hatte es jedoch nicht getan. Das alles war bei einem von
Katinkas früheren Fällen erst ans Licht gekommen. Grausam. Bitter. Katinka konnte
Hardos Empfindungen nachvollziehen. Aber der Bruch in seinem Leben hatte mit ihr
nichts zu tun.
    Seine Arme hielten
sie fest wie Schraubstöcke. Sie spürte seinen Atem in ihrem Haar. »Kohlschwab beneidet
mich um dich.«
    Eine gefühlvollere
Liebeserklärung würde sie nicht bekommen. Nicht im Moment. Nicht von ihm.
    »Sag mal«, sie
machte sich los. »Worüber redet ihr denn so? Ich dachte, das wäre ein Arbeitsgespräch
gewesen.«
    »Er ist zweimal
geschieden.«
    »Was mich nicht
wundert.«
    »Warum?«
    »Wer will schon
mit einem Staatsanwalt verheiratet sein!«

16.4.2012 – Montag
     
    16
     
    Der nächste Tag begann trist und
bedeckt. Ein frischer Wind fegte durch die Stadt. Plötzlich fühlte sich die Jahreszeit
an wie Frühherbst. Tatsächlich lag heute etwas Dunkles über den Häusern.
    Hardo war schon
weg. Das Bett roch nach ihm. Nach diesem ozeanigen Aftershave, das er benutzte,
seit Katinka ihn kannte. Am liebsten wäre sie liegen geblieben. Gerade halb acht,
wer wollte sich zu so früher Stunde den Verwerfungen der Welt stellen. Katinka gähnte
ausgiebig, bevor sie sich aus den Federn schälte und in die Küche tappte. Auf dem
Tisch lag ein Zettel.
    Ich habe das Papier
mit ins Büro genommen. Du hast ja ein gutes Gedächtnis, oder? H.
    »Dz«, machte Katinka, während sie die Kaffeemaschine in Betrieb setzte.
Wenn sie jetzt in ihrem zukünftigen Haus in der Concordiastraße wohnen würde und
Hardo die Wohnung daneben hätte … Sie blickte auf den Kirchturm. Im düsteren Wetter
sah er heute braun aus, nicht rot. Und irgendwie schlecht gelaunt.
    »Depp«, sagte Katinka zu dem Turm. »Suggeriere mir jetzt bloß nicht, ich
würde dich vermissen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Hardo mit in die

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