Rosenfolter
machen
Sie eigentlich in der Zwischenzeit?«
»Nachdenken.«
Er verdrehte die
Augen.
»Wie geht’s Ihrem
Deskchef?«, fragte sie angelegentlich.
»Ich will’s nicht
wissen. Er hat sich in den Kopf gesetzt, dass es eine prima Sache ist, die Leser
wegen dieser abgeschnittenen Ohren et cetera die Wände hochzujagen. Sieht aus, als
wäre er sowieso von Anfang an gegen das Mammutprojekt gewesen. Ihm gehörte ein schnuckeliges
Grundstück schräg gegenüber vom Café Sandbad an der Regnitz, von dem er für den
neuen Spazierweg, oder wie das Ding heißt, ein Stück abtreten musste.« Er klickte
weiter auf dem Display herum.
Katinka schwirrte
der Kopf. Sie hatte die Sache mit dem Haus zu überdenken, und dann schob sich ständig
der seltsame Überfall auf Linda Roose in den Vordergrund. Die Gedankenfäden begannen
sich zu verschlingen. Zusammen mit dem trübsinnigen Tag draußen ergab das keine
gute Grundvoraussetzung, um klarer zu sehen.
»Ha!« Dante schlug
mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Espressotassen hopsten. »Das ist ja
jetzt echt megageil. Manfred Korin war der Name, oder? Er ist der Eigentümer der
fliederfarbenen Villa im Hain.«
»Korin? Der Typ
auf der Liste?«
»Exakt.« Dante
schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt echt ein bodenlos frecher Zufall.« Er vertiefte
sich in seine Recherchen. Katinka ließ ihn in Ruhe. Sie sah hinüber zum Kloster
Michaelsberg. Wolkenfetzen wehten um die beiden Kirchtürme. Schließlich hob Dante
den Kopf.
»Also: Manfred
Korin ist als Businessman und Investor bekannt. Er hat der Stadt die eine oder andere
Sportstätte finanziert und sich bei den Sonderausgaben für die Landesgartenschau
beteiligt. Sie wissen schon: Treidelpfad, Weinberg, Info-Tafeln und so weiter.«
»Sieh an. Womit
macht er sein Geld?«
»Er besitzt mehrere
Firmen, die untereinander irgendwie zusammenhängen. Das sind meistens Dienstleister,
Import-Export-Firmen, Speditionen, außerdem hat er in den letzten zehn Jahren in
Solarenergie gemacht.«
»Ein Tausendsassa.«
»Eine schrille
Type. Mittlerweile ist er fast 70 Jahre alt. Jetzt hat er genug Millionen zusammen,
um sich als Mäzen unter die Leute zu mischen. Kürzlich hat er angeboten, ein Bamberger
Kulturfestival ins Leben zu rufen.«
»Spitze. Weil wir
hier ja noch keine Kultur haben«, brummte Katinka.
»Wir ertrinken
sozusagen darin.« Dante sah Katinka an. »Über den Einbruch habe ich nichts gefunden.«
»Ganz unwahrscheinlich
ist es allerdings nicht«, grübelte sie, »dass ausgerechnet bei einem wie Korin eingebrochen
wird. Es muss dort einiges zu holen geben.«
»Das, was es zu
holen gibt, muss aber prima geschützt sein.« Dante packte sein iPad ein. »Ansonsten
gibt es Banken mit Schließfächern. Ich fahre zu Korin und bitte um ein Interview.
Er ist zwar eher zurückhaltend und will nicht groß auffallen in der Öffentlichkeit,
aber …«
»Dann gibt er Ihnen
auch kein Interview.«
»Aber ich sehe,
wie er lebt, wie die Villa gesichert ist und all das.«
»Er besitzt zwei
Doggen. Riesenviecher.«
»Pf, mit denen
werde ich wohl fertig.« Dante legte fünf Euro auf den Tisch. »Checken Sie die beiden
anderen?«
»Weg ist er«, murmelte
Katinka vor sich hin.
Sie zahlte und
machte sich auf den Weg in ihre Detektei. Im Prinzip wurde die Cafébar am Kranen
ihr zweites Büro. Sie könnte sich die Miete für die beiden Räume in der Hasengasse
beinahe sparen.
Sie sah die Post
durch, warf den PC an und begann, das Internet nach Theo Bauer und Ethelbert Schneider
zu durchforsten. Mit letzterem war es leichter. Niemand sonst auf dieser Welt schien
Ethelbert zu heißen.
Eine Stunde später druckte sie aus, was sie hatte, und verließ die Detektei.
Es regnete leicht. Am Kranen drängten sich Touristen, um auf der Regnitz Schiff
zu fahren. Auf der Unteren Brücke hockten ein paar Punks, ließen die Beine über
die Brückenmauer baumeln und zuckten im Takt irgendeiner durchgeknallten Musik.
Ein paar Meter weiter spielte ein Akkordeonist ›Sous le ciel de Paris‹. Ein Kurztrip
nach Paris erschien Katinka jetzt wie genau der Plan, der wieder Licht und Leben
in ihren Alltag brachte. Statt zum Reisebüro umzukehren, schob sie sich durch die
trotz des schlechten Wetters zahlreichen Touristengruppen.
In der Sandstraße
hatte vor kurzem eine Kunstgalerie eröffnet. Sie war auf den Namen Ethelbert Schneider
eingetragen, hörte jedoch auf den sonnigen Namen Cristina Sandros.
Kunst passte Katinkas
Meinung nach gut in die
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