Rosenfolter
Kläffer sind, umso friedlicher
verhalten sie sich … ich weiß nicht, ich weiß nicht. Im Dunkeln würde ich denen
nicht gern begegnen.«
Katinka grinste
in Erinnerung an ein mit Dante gemeinsam bestandenes Abenteuer, in dem ein paar
Staffordshire Bullterrier eine Statistenrolle hatten einnehmen dürfen.
»Was sagt Korin?«
»Lässt ausrichten,
dass er keine Interviews gibt. Nie. Punktum.«
»Und die Villa?«
»Die Tür ist durch
ein elektronisches Schloss gesichert. Mit einem Schlüssel ist da nichts zu wollen.
Sie geben einen Code ein und kommen rein. Oder auch nicht. Außerdem lauern überall
Kameras.«
»Haben Sie nach
dem Einbruch gefragt?«
»Schon, aber ohne Erfolg.«
»Hat Korin geleugnet?«, wollte Katinka wissen.
»Er ließ ausrichten, er unterhalte sich generell nicht mit der Presse. Ich
habe das nochmal ausführlich geprüft. Wir haben nicht ein einziges Interview mit
ihm im Archiv. Was ich Ihnen heute früh frisch aus dem Netz serviert habe, stammt
aus den mühevoll recherchierten Artikeln der Kollegen.«
»Dieser Ethelbert Schneider ist scheinbar auch ziemlich schüchtern. Ich habe
nichts über ihn gefunden.« Katinka berichtete von ihrem Besuch in der Galerie.
»Interessant.« Dante lehnte sich zurück. »Lichtscheue Reiche.«
»Mäzene.«
»Geschäftemacher.
Die wissen genau, wie sie es anstellen müssen.«
»Geben sich aber
den Anschein, die leidende Menschheit an ihrem Reichtum teilhaben zu lassen.«
»Philanthropen.«
»Schauspieler.«
»Lügner.«
»Mafiosi.«
Sie sahen einander
an und lachten.
»Zusammenfassend«,
erklärte Dante, »ist doch eindeutig, was wir hier vor uns haben. Typen mit Dollarzeichen
im Auge, die nicht behelligt werden wollen. Mit den staatlichen Stellen befrieden
sie sich, indem sie großzügig Spenden für Kunst und Kultur, Sport und Gartenschauen
abzwacken. Dafür lässt man sie in Frieden. Sie ziehen die Strippen bei allen möglichen
Geschäften.«
»Und Theo Bauer?«
»Hinter den klemme
ich mich heute Nachmittag.«
»Wann arbeiten
Sie eigentlich an Ihrem Normalprogramm?«
»Sie meinen, an
dem, was morgen in der Zeitung steht? Keine Bange, ich habe ausreichend Stoff im
Computer. Das Zeug, das wir auf Abruf rausholen.«
Katinkas Handy
klingelte.
»Hardo?«
»Ja, ich bin’s.
Wir haben einen Typen aufgelesen. Er wurde zur fraglichen Zeit in einem Kanadier
gesehen. Von einem Schlaflosen, der in der Frühlingsnacht am Regnitz-ufer unterwegs
war.« Seine Stimme klang nüchtern und sachlich. Kein unterdrücktes Vibrato.
»Cool. Fällt das
auch unter die Nachrichtensperre?«
»Pressekonferenz
um drei Uhr.«
»Ist er der Mörder?«
»Wir können ihm
nichts nachweisen. Er lebt allein, hat kein Alibi, ist bisher nicht aktenkundig.
In seiner Wohnung haben wir keine Hinweise auf Walters gefunden. Keine Klamotten
mit DNA-Spuren des Opfers oder so. Keine Fingerabdrücke im Kanadier. Aber die Techniker
arbeiten dran. Irgendeine Winzigkeit in dem Boot, die auf den Knilch verweist, und
wir wären weiter.«
»Hat der Knilch
einen Namen?«
»Mehmet Öznur.
Deutscher Staatsangehöriger. In Deutschland geboren und Bildungsinländer, wie man
sagt. Spricht Bambergerisch.«
»Habt ihr sonst
Infos dazugewonnen? Über die drei Sterne auf Kohlschwabs Liste zum Beispiel?«
»Das liegt ganz
in Kerschensteiners Verantwortung. Sie will in den gehobenen Dienst wechseln und
erarbeitet sich Pluspunkte.«
»Frauenquote?«
»Eben gerade nicht!«
»Treffen wir uns
heute Abend?«, fragte Katinka.
»Ich weiß nicht,
ob ich hier überhaupt rauskomme. Ansonsten schau einfach im Büro vorbei.«
»Prima. Bis dann.«
Erleichtert steckte sie ihr Handy ein. Keine Diskussion über Häuser. Umso besser.
»Tja, Sie sollten die Hühner satteln, Wischnewski. Die Polizei hat einen Verdächtigen.
Pressekonferenz um drei.«
Katinka schlenderte über den Schillerplatz
nach Hause. Das war ein Umweg, aber es hatte zu regnen aufgehört und sie brauchte
frische Luft und Bewegung.
Als sie aus den
Theatergassen bog, sah sie Wellmann, den Makler, sein Büro verlassen. Sein Ziel
schien das Restaurant Salino am oberen Ende des Platzes zu sein. Scheinbar hatte
er Hunger auf Pizza.
Wellmanns Haustür
ließ sich aufdrücken. In dem Gebäude residierten außerdem ein Arzt und ein Anwalt.
Das Immobilienbüro lag im Erdgeschoss. Für das Schloss brauchte Katinka keine Minute.
Das Überstreifen der Handschuhe dauerte länger.
Sie betrat Wellmanns
Hauptbüro. Er machte alles allein. Eine
Weitere Kostenlose Bücher