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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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gibt’s?«,
fragte Hardo.
    »Eben kam ein Typ
und hat eine Aussage gemacht.« Der Beamte legte einen Stapel Papiere auf Hardos
Schreibtisch ab. »Peter Rolfs. Schrotthändler. Es geht um einen Safe.«
     
     
    37
     
    Feli Bohnstett gehörte nun nicht
zu den Leuten, die wegen jeder Kleinigkeit zu flennen anfingen. Das mit dem Strom
und der Heizung ließ sich leicht einrenken. Eva hatte ihr das Geld geliehen, und
Feli hatte es gleich bar auf der Sparkasse eingezahlt, unter Vorlage der Rechnungen
und Mahnungen, die ihr die Stadtwerke seit einiger Zeit in zuverlässiger Regelmäßigkeit
zuschickten.
    Insofern war es
natürlich ganz praktisch, eine Tochter zu haben.
    Ansonsten stand
ihre Beziehung zu Eva unter keinem guten Stern. Warum eigentlich nicht, fragte sich
Feli. Es war vermutlich so: Wären sie beide nicht Mutter und Tochter, Feli Bohnstett
und Eva Braun hätten nie auch nur einen Blick aneinander verschwendet. Höchstwahrscheinlich
wären sie einander vorsorglich aus dem Weg gegangen, ohne es zu merken.
    Nach dem Besuch
bei der Bank streunte Feli stundenlang durch den Hain. Der ausgedehnte Stadtpark
zog an einem Tag wie heute Hunderte von Sonnenanbetern und Spaziergängern an. Feli
genoss den Frühling in vollen Zügen. Tagsüber wurde es wunderbar warm, sie saß lange
am Ufer der Regnitz auf einer Bank, beobachtete die Enten und versuchte, sich keine
Gedanken darüber zu machen, ob Evas Abneigung ihr gegenüber mit Hartz IV, den Genen
oder mit erzieherischen Fehlern zu tun hatte. Theoretisch ließ sich für alles eine
Begründung finden. Irgendwann hatte sie gelesen, dass Mutterliebe etwas Archaisches
war, das gegenseitige Sympathie nicht unbedingt einschloss. Zutreffend oder ausgemachter
Blödsinn? Sie wusste es nicht, und es war müßig, darüber nachzudenken. Natürlich
machte sie sich manchmal Sorgen um Eva. Sie arbeitete hart, und dann war da ihr
Ehemann, von dem Feli abgeraten hatte, aber das Malheur war nun einmal passiert.
Der feine Herr tourte irgendwo in Hinterindien rum, wenn Feli das richtig verstanden
hatte. Ein Nichtsnutz, die Scheidung würde folgen, so viel war klar. Sogar seinen
Namen hatte Eva angenommen. Wahrscheinlich aus Opposition ihr, Feli, gegenüber.
Um den Namen loszuwerden, den sie dem Kind zugemutet hatte. Bohnstett. ›Bohnenstange‹
hatten die Mitschüler Eva gehänselt. Aber du liebe Zeit, darüber sollte Eva sich
nun wirklich keinen Kopf mehr machen, das lag nun sehr weit in der Vergangenheit.
    Als es kühl wurde, machte Feli sich auf den Nachhauseweg. Sie mochte die
Atmosphäre in der Stadt, wenn der Frühling erwachte und die Menschen trotz des frostigen
Abendwindes nicht heimwollten. Weil sie während des Winters ein halbes Jahr zu Hause
gehockt waren und jetzt nach draußen drängten. In der Fußgängerzone schleckten ein
paar ganz Abgehärtete ein Eis, andere gingen Arm in Arm spazieren. Zwei Nonnen eilten
auf Sankt Martin zu, die Gesangbücher unter die Arme geklemmt. Als Feli zum Heumarkt
kam, lag der Platz beinahe zu still da. Ab hier herrschte eine andere Atmosphäre.
Ein Haus nach dem anderen wurde saniert, das Gerüst schien Meter für Meter weiterzuwandern.
In der alten Feuerwache, die jetzt zur Uni gehörte, brannte kein Licht mehr. Student
sein, träumte Feli, das klingt nach Freiheit und Abenteuer. Ich hatte nie die Chance
zu studieren, wurde mit dem Gesicht nach vorn in die Gärtnerei getunkt, habe mich
durchgekämpft.
    Eva wollte gar
nicht erst an die Uni, lieber eine Ausbildung machen und dann arbeiten, Geld verdienen,
unabhängig sein. Was Sinnvolles tun. Genau, damit war ihre Tochter ihr in den Ohren
gelegen. Wieso studieren, dieses ganze trockene Wissen stucken und dann arbeitslos
werden?
    Feli seufzte. Zwei
letzte Gäste im Café Dacabo trotzten der abendlichen Kühle, saßen draußen auf den
Korbstühlen und rauchten. Feli sah die Zigarettenglut aufleuchten. Sie freute sich
darauf, heute Abend Licht zu haben, die Heizung einzuschalten, sich eine schöne
Tasse Tee zu gönnen und vielleicht einen Kognak. Irgendwie fühlte sie sich total
aufgemöbelt. Der Polizeikommissar hatte ihr geschmeichelt. Feli Bohnstett war wer.
Zwar musste sie bei ihrer Tochter baden, ihre Klamotten waren nicht ganz so sauber,
und ihr Haarschnitt nicht der letzte Schrei. Aber sie hatte ein paar Informationen
zu einem aussagekräftigen Ganzen verknüpft.
    Ein Wagen rauschte
über das Kopfsteinpflaster, bremste genau zwischen Feli und dem Café. Die hintere,
rechte Tür ging auf, ein

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