Rosenfolter
Ist Frau Bohnstett zu Hause?«
»Wer sind Sie überhaupt?«
»Lukas Baumeyer.«
»Eva Braun. Angenehm.«
Sie drückte ihm die Hand. »Also, meine Mutter ist heute Mittag bei mir abgedampft,
wollte zur Sparkasse, dort was erledigen. Wie ich sie kenne, hat sie anschließend
einen ausgedehnten Spaziergang gemacht. Ich wollte nach ihr sehen, schauen, ob der
Strom geht und das Gas.«
»Aha!«, machte
Lukas und nickte bedeutungsschwer.
»Tja, mit dem Haus
ist alles in Ordnung, aber meine Mutter fehlt.« Sie sah auf ihre Uhr. »Es ist nach
neun. Da ist sie normalerweise zu Hause.«
Lukas kramte sein
Handy aus der Hosentasche.
»Hier!« Er öffnete
ein paar Bilddateien. »Kennen Sie zufällig diese Leute?«
Eva besah sich
nacheinander die Porträts von Niko Böhnert, Manfred Korin, Bernd Wellmann, Max Walters,
Günther Kriwanek, Theo Bauer, Sinan Yildirim und Udo Jollet. Mit Computern konnte
Lukas ja, und er sorgte mit einem cleveren Programm dafür, dass bestimmte Daten
aus Sabines PC automatisch auf seinem Handy aktualisiert wurden.
Eva tippte auf
das letzte Foto. »Der kommt mir extrem bekannt vor. Hing ab und zu bei mir zu Hause
im Innenhof rum. So eine Brutalovisage merke ich mir.« Sie scrollte zurück. »Und
den.«
»Niko Böhnert?«
»Der da drückte
sich auch bei uns am Haus rum.« Sie hob den Kopf und sah Lukas fragend an. »Was
is’n das? Ein Kartell – oder was?«
»Sieht ganz danach aus«, bestätigte Lukas und wählte Sabines Nummer. Er
hatte nicht den blassesten Dunst, was er jetzt tun sollte.
42
Das hier ist
die Angst vor dem Tod, dachte Feli Bohnstett. Nicht der Wunsch nach Unsterblichkeit.
Es sind zwei Paar Stiefel.
Der Nebel in ihrem
Gehirn lichtete sich. Sie befand sich in einem Auto, auf dem Boden hinter den Vordersitzen,
mit einer Decke über sich. Wäre der Liegeplatz nicht ex-trem hart gewesen, hätte
die Fahrt sogar ganz bequem sein können.
Von mir bleibt
jetzt nichts! Es war Gleichgültigkeit, die Feli erfasste, nicht Resignation. Nicht
einmal eine Rose. Null. Weniger sogar. Eva wird meinen Krempel wegschmeißen und
sich erleichtert mit ihren eigenen Problemen befassen.
Irgendetwas Hartes
drückte in ihre Seite. Außerdem wurde ihr schlecht. Kotzübel. Sie begann zu würgen.
»Die Alte ist wach«,
grunzte eine Stimme.
»Lass sie in Ruhe.
Sie kann nichts machen«, erwiderte ein anderer.
43
»Es ist doch glaubhaft«, schlug
sich Sabine auf die Seite des Praktikanten. »Feli Bohnstett weiß zu viel. Sie ist
nie zu Hause angekommen, ihre Tochter macht geltend, dass sie, also die Mutter,
sich auf einen gemütlichen Abend mit Licht und Heizung zu Hause gefreut hätte. Es
ist stockfinstere Nacht, Kollegen, glaubt ihr, da stiefelt sie in der Stadt herum?«
»Oder auf einer
Müllkippe«, warf Bley ein.
»Weil man im Dunkeln
ja so gut sieht.« Sabine schüttelte den Kopf. Vollpfosten. Bley war in der Soko
völlig fehl am Platz.
Allenstein zeigte
auf. »Bei mir war ein Peter Rolfs. Hat ein Schrottgewerbe in der Nähe von Pommersfelden.
Handelt mit Altmetallen. Er gibt an, in der Nacht vom 18. auf den 19. März einen
Safe aufgeschweißt zu haben. Er sagt, er sei ihm von einem Typen angeliefert worden.
Hat 5.000 Piepen für seine handwerkliche Dienstleistung bekommen. Selbstanzeige.«
»Was war drin in
dem Safe?«, fragte Hardo.
»Geld. Außerdem
hat der Knilch, der ihm den Safe gebracht hat, noch eine Box mit Kleinzeug drin
und einen Stapel Papiere bei Rolfs auf dem Hof in den Müllcontainer geschmissen.
Rolfs war das zu heiß. Er packte alles zusammen und entsorgte es bei nächster Gelegenheit
auf der Deponie. Die Messie hat den Kram dann offensichtlich gefunden.«
»Das ist alles?«
Sabine starrte Allenstein an.
»Rolfs schwört
Stein und Bein, nicht mehr zu wissen als genau das.«
»Keine Ahnung,
wer der Auftraggeber war? Der kann den Safe ja nicht per Fahrrad angeliefert haben.
Hat Rolfs kein Autokennzeichen gesehen?«
»Er streitet das
ab. Hätte nicht drauf geachtet. Ein Transporter brachte den Tresor. Angeblich gab
es keine Absprachen. Der Typ kam einfach vorbei.«
Sabine grub die
Finger in ihre langen Haare. Das durfte alles nicht wahr sein.
Das Telefon klingelte.
Hardo nahm ab.
»Ja? – Wie – und
da melden Sie sich erst jetzt?«
Er legte auf und
sah ratlos in die Runde.
»Am Ende geht es
womöglich um was ganz anderes«, stöhnte er. »Eine Lara Handwerker hat angerufen.
Sie ist Walters’ jüngste Exfreundin.«
»Mich laust der
Affe!«
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