Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
grüne Welle zu nutzen, als ihn ein BMW schnitt. Er kam von rechts, die Reifen
quietschten, und der Wagen schleuderte über zwei Fahrspuren, bis er an der nächsten
Kreuzung links abbog, während die Ampel auf Rot sprang.
    »Volldepp!«, schimpfte
Lukas. Zu spät merkte er, dass er selbst längst hätte abbiegen müssen, wendete und
schlängelte sich in den Verkehr über die Löwenbrücke. Jetzt machte er einen Umweg,
wenigstens hatte er das Gefühl. Er hielt sich rechts, kam beinahe in der Fußgängerzone
raus, fuhr wieder rechts, guckte angespannt in die dunklen Gassen rechts und links
und musste schließlich jemanden fragen.
    »Vorderer Graben?
Na, einfach ein paar Meter geradeaus, Mann!«
    Peinlich, dachte
Lukas, aber nicht zu ändern. Er hielt den Wagen direkt vor Felis Haus an. Alles
war dunkel.
    Lukas stieg aus.
Er stapfte durch den schmuddeligen Vorgarten zur Tür. Drückte auf die Klingel. Tief
drin im Haus hörte er es schellen. Er klingelte noch einmal, stieß mit dem Fuß gegen
die Haustür. Sie ging auf.
    »Hallo?«, rief
Lukas. Er hatte keine Ahnung, ob er durfte, was er tat. »Hallo? Ist jemand daheim?«
     
     
    40
     
    Während Katinka fuhr, dillerte Dante
auf seinem iPad herum.
    »Was treiben Sie
da eigentlich?«, fragte sie scharf.
    »Facebook. Haben
Sie ein Profil?«
    »Ich kann’s mir
verkneifen.«
    »Özlem Canavar
hat eins. Letztes Posting vor einem guten Monat. Fotos von sich und ihrem Lover.
Ich brauche einen Ansatzpunkt, worüber ich gleich mit diesen Leuten quatschen soll.
Ich meine, wenn Sie mich schon vorschicken!«
    »Hat Özlem da irgendwas
Spannendes reingeschrieben?«
    »Fotos von Partys.
Sie und Markus auf Türkeiurlaub.«
    »Sie hat Schulden
und eine Insolvenz hinter sich.«
    »Ein Billigflug
nach Antalya ist ab 49 Euro zu haben. Ich war selbst mal dort. Ist um Klassen billiger
als eine Ferienwohnung auf Rügen. Wahrscheinlich kann Özlem sogar bei Verwandten
unterkriechen. Für diesen Urlaub brauchte sie kaum was zu investieren!«
    »Und Hayat? Hat
die ein Profil?«
    »Sie ist Lehrerin.
Deutsch und Latein. O Gott.«
    »Ihre Lieblingsfächer?«
    »Wenn Sie wüssten,
wie ich mit meinem Deutschlehrer im Clinch lag. Haben Sie einen Vorschlag für eine
Strategie?«
    »Stöbern Sie! Sind
in Hayats Profil Kollegen angegeben, Schüler?«
    »Noch und nöcher.«
    »Suchen Sie sich
einen aus. Profitieren Sie von den aktuellen Postings. Verwurschten Sie die Infos
zu einer halbwegs glaubwürdigen Geschichte, warum Sie unbedingt heute Abend mit
der Familie sprechen müssen.«
    Grummelnd las sich
Dante durch die Daten. »Manche Leute stellen wirklich jeden Scheiß ins Netz.«
    Katinka bog ab.
Die Straße fiel steil zum Fluss ab. Rechts und links Wohnhäuser. Wenige Lichter
brannten. Alles wirkte verlassen.
    »Dunkel war’s,
der Mond schien helle«, fing Dante an.
    Sie erreichten
den Fluss. Rechts in der Kurve lag ein Wirtshaus. Katinka stoppte.
    »Was haben Sie
vor?«
    »Fahrerwechsel.«
    »Aber wir sind
fast da!«
    »Ich muss das technische
Equipment vorbereiten.«
    Nörgelnd krabbelte
Dante auf den Fahrersitz, während Katinka ein paar Gerätschaften aus ihrem Rucksack
kramte. Sie schaltete das Licht ein.
    »Na, geben Sie
endlich Gas, Wischnewski, GPS führt Sie direkt zum Ziel!«
    »Was wird das,
wenn’s fertig ist?«, fragte Dante.
    »Ein schnuckeliges,
mikroskopisch winziges Abhörgerät. Sie werden es bei Ihrem Besuch an Ort und Stelle
an günstiger Stelle absetzen, und wir werden mithören, was dort gesprochen wird.«
    »Ich glaub, ich
spinne. Sie wollen die Wohnung verwanzen?«
    »Ansatzweise, ja.«
     
     
    41
     
    Lukas drückte probeweise auf einen
Lichtschalter. Direkt über ihm erstrahlte blendend hell die Deckenlampe. An einer
Garderobe hing ein verdreckter Regenmantel. Gummistiefel lagen achtlos hingeworfen
auf dem Boden. Vor Lukas führte eine steile Treppe in den ersten Stock.
    »Hallo?«, rief
er noch einmal.
    »Wer ist da?«,
kam es von oben. Eine Frauenstimme!
    »Polizei!« In der
Magengrube des Praktikanten machte sich ein unangenehmes Gefühl breit. Ich arbeite
wirklich für die Polizei, beruhigte er sich. Ich fahre sogar einen Dienstwagen.
    Eine junge Frau
in Jeansrock und Kapuzenshirt kam die Stufen heruntergepoltert. Sie hatte eine Menge
Sommersprossen im Gesicht und blickte Lukas empört an. »Polizei? Schon wieder?«
    »Äh … ja.«
    »Kaum lasse ich meine Mutter ein paar Stunden aus den Augen, sind die Bullen
hinter ihr her. Nichts für ungut.«
    »Äh … nein.

Weitere Kostenlose Bücher