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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Arm griff nach ihr, riss sie von den Füßen, sie keuchte
auf, strauchelte, fühlte einen fiesen Schmerz im Knöchel, jemand schob die Hände
unter ihre Achseln, hievte sie in den Wagen, presste ihr etwas ins Gesicht.
    Funkstille.
     
     
    38
     
    »Shit, der Typ ist nicht zu Hause!«
Dante hopste an der Kreuzung herum, wo die Storchsgasse auf den Jakobsberg traf.
Uralte, krumme Häuser, ein Pub, aus dem der abgestandene Gestank durchzechter Nächte
wehte. Die Straßen eng, verwinkelt, zu schmal für einander entgegenkommende PKWs.
Jetzt kam ein Bus den Berg hinunter. Er bretterte über das Kopfsteinpflaster, Dante
presste sich an die Mauer von Nummer 17. Es war mittlerweile stockfinster. Ein halber
Mond grinste vom Himmel.
    »Keiner zu Hause?«,
fragte Katinka. Sie hielt den Beetle mitten auf der Storchsgasse an. Der nachfolgende
Wagen gab Lichthupe.
    »Sie blockieren
den Verkehr.«
    »Der hier nichts
zu suchen hat.«
    »Sie sind ja wohl
selbst Teil des Verkehrs!«
    »Himmel, Arsch
und Gewitter, Dante, steigen Sie ein!«
    Er sprang auf den
Beifahrersitz. »Und jetzt?«
    »Sind Sie sicher,
dass Markus nicht zu Hause ist?«
    »Dann müsste er
komplett im Dunkeln sitzen. Ich bin unten am Josefsheim vorbeigejoggt und habe vom
Teufelsgraben aus geschaut, ob hintenraus Lichter brennen. Total tote Hose.«
    »Also ist er bei
Hayat?«
    »Oder über alle
Berge.«
    Katinka fuhr an.
Der Typ hinter ihr beschleunigte und versuchte, den Beetle zu überholen, was in
der Enge natürlich unmöglich war. Katinka bremste, sprang aus ihrem Auto, rannte
zurück zu der Nervensäge. Wütend riss sie die Fahrertür auf. »Schon mal was von
Rücksicht gehört?«, polterte sie los.
    Der Fahrer, ein
ergrauter Mittfünfziger, sah sie erschrocken an.
    »Hier geht es um
Leben und Tod, verdammt!« Sie riss ihre ID aus der Jacke und schwenkte den Ausweis
vor dem Mann hin und her. »Also sachte, klar?«
    »Ich breche zusammen«,
gluckste Dante, als sie wieder einstieg. »Dem haben Sie es aber gegeben. Gucken
Sie mal, wie viel Abstand der jetzt hält.«
    Katinka schnaubte
nur. Sie kroch im Schritttempo die eng gewundene Materngasse hinunter, in der sie
stets das Gefühl befiel, die Häuser rechts und links würden jeden Moment einen Schritt
nach vorn treten und sie mitsamt dem Auto zerdrücken. Sie klemmte ihr Handy ans
Ohr und rief Hardo an.
    »Ich bin’s«, sagte
sie. »Kurzes Update. Nein, es ist wichtig. Trotz Besprechung. Wir fahren nach Bug.«
Sie schilderte Hardo in wenigen Worten, was sie und Dante in Sachen Özlem bisher
unternommen hatten.
    »Deine Schutzperson
macht sich auf und davon? Korins Dauerputzfrau auch! Kerschensteiner war bei ihren
Nachbarn. Die Schmidtberger ist am 24.3. nach Kiew geflogen. Hat kurz vorher Urlaub
genommen, sich dann krankschreiben lassen.« Im Hintergrund schwoll Stimmengewirr
an und ab, wie eine träge Meereswelle.
    »Dante hat das
auch herausgefunden«, sagte Katinka. »Von einer Krankschreibung wusste er allerdings
nichts.«
    Dante schnitt wilde
Grimassen. Katinka unterdrückte ein Lachen. »Aber Özlem kriege ich nicht in Verbindung
mit Korin. Was anderes, Hardo: Ist Feli Bohnstett in Ordnung?«
    »Was meinst du
mit ›in Ordnung‹?«
    »Geht es ihr gut?
Sie hat sich ziemlich weit vorgewagt, war im Fernsehen. Das haben bestimmt nicht
nur Özlem und ich gesehen.«
    »Du bringst mich
auf was. Ich kümmere mich darum.«
    Er legte auf.
     
     
    39
     
    Lukas Baumeyer bekam die Aufgabe,
nach Feli Bohn-stett zu sehen. Zu diesem Zweck gab man ihm sogar einen Dienstwagen.
Das Praktikum entwickelte sich allmählich. Lukas Baumeyer hatte keinen Schimmer,
ob er später wirklich bei der Polizei arbeiten wollte. Eigentlich hatte er vor,
Jura zu studieren. In den letzten Wochen erwischte er sich jeden Tag mehrmals dabei,
wie er sich weit weg wünschte, weg aus den Büros mit den übervollen Schreibtischen,
dem kumpelhaften ›Du‹, das nicht gemeint war, wie es klingen sollte, und der Langeweile
des Praktikanten, der darauf wartete, dass ihm jemand was zu tun gab.
    Seit heute war
das anders. Plötzlich machte das Praktikum Spaß. Er rauschte über den neuen Kreisverkehr
am Wilhelmsplatz Richtung Innenstadt. Der Wagen besaß kein Navigationsgerät, aber
er würde klarkommen. Die Lange Straße kannte er, den Kranen, die ehemalige Hafenanlage
mit dem unübertroffenen Blick auf das Kloster Michaelsberg. So was hatte seine Heimatstadt
nicht zu bieten, aber es kam ja mehr auf die inneren Werte an. Lukas gab Gas, um
die

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