Rosenfolter
wenn sie
bei Korin in der Villa was gesehen hätte?«
»Wir kontaktieren
die Kollegen in der Ukraine und versuchen, Katharina Schmidtberger ans Telefon zu
kriegen.«
35
»Zeichen und Wunder geschehen!«,
jubilierte Dante, als er zu Katinka in die Detektei kam.
»Nämlich?«
»Der Herausgeber
hat meinen Deskchef zurückgepfiffen. Juchhee!«
»Das heißt, Sie
müssen nicht mehr die Landesgartenschau als Schauplatz des bösesten Verbrechens
der Menschheitsgeschichte hinstellen?«, unkte Katinka.
»Der Herausgeber
hat die Krise gekriegt. Die LGS! Da sind Gelder noch und nöcher reingepumpt worden,
und deshalb darf nichts Negatives in den Schlagzeilen aufkreuzen. Das konnte sich
jedes Vorschulkind an den Fingern einer Hand ausrechnen, aber der Deskchef hatte
den Impuls, sich im Sensationsgeschäft neu zu positionieren.« Dante rieb sich die
Hände.
»Es muss jedem
klar sein, dass es hier um eine ganz andere Sache geht, die mit der breiten Öffentlichkeit
nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.«
»Das sagen Sie.
Sie sind schließlich vom Fach. Aber warum liegen diese unappetitlichen Leichen und
diverse menschliche Restbestände dann auf der ERBA-Insel?«
»Jemand will Aufmerksamkeit.
Macht sich einen Spaß daraus, täglich in der Zeitung zu lesen, was die Schreiberlinge
sich zusammenreimen.«
»Wir sind keine
Schreiberlinge, wir sind Medienpartner«, verbesserte Dante.
»Von mir aus. Ich
brauche Ihre Expertise, Wischnewski. Eine gute Geschichte.«
Katinka berichtete
Dante von Özlems Flucht und ihrem Besuch in der Wohnung der Canavars. »Ich kann
mich weder bei Hayat melden noch bei diesem Markus. Ich würde die Pferde scheu machen!«
»Gut erkannt.«
»Wir brauchen eine
glaubwürdige Story, die es Ihnen erlaubt, Kontakt mit Özlems Familie aufzunehmen.«
»Mir?«
»Mich kennt sie.
Ich scheide aus.«
»Läuft uns nicht
die Zeit davon? Immerhin ist Özlem seit etlichen Stunden abgängig. Jetzt noch eine
Story reimen, vielleicht sogar in Versen …«, spöttelte Dante.
»Ihrem Freund Markus
hat Özlem erzählt, dass sie sich unter Personenschutz stellen will. Warum auch immer.
Für den Fall, dass er sie mal nicht erreicht, braucht es eine Schnittstelle. Die
Mutter bietet sich dafür an, ist aber nicht in ihrer Wohnung. Markus schien das
nicht gewusst zu haben, sonst hätte er gar nicht dort angerufen.«
»Aber warum wurmt
Sie das so?«, setzte Dante eins drauf. »Vielleicht ist die Dame in Wahrheit vor
ihrem Freund auf der Flucht.«
»Glaube ich nicht.
Ich sehe eine winzige Chance, dass Özlem und die abgeschnittenen Gliedmaßen in eine
Story gehören.«
»Sie sprechen wie
eine verbohrte Drehbuchautorin.«
»Plots sind Ihr
Metier, Herr Medienpartner. Özlem hat Angst, aber sie hat keine Brüder. Sie hat
mir gegenüber Lügenbaronin gespielt.«
»Und jetzt sind
Sie beleidigt.« Dante musterte Katinka konzentriert. »Geht es Ihnen nicht gut? Sie
sehen so blass aus.«
»Meine Emotionen
sind hier nicht gefragt«, wiegelte Katinka ab. »Ich möchte lieber wissen, warum
sie das gemacht hat.«
»Sie wollte mit
der wahren Bedrohung nicht rausrücken, also hat sie sich was Zeitgeistiges ausgedacht«,
sagte Dante. »Etwas, das ihr jeder glaubt, weil in regelmäßigen Abständen von amoklaufenden
Türken in Berlin-Kreuzberg die Rede ist. Aber wer sollte ihr ein Ohr absägen? Ich
bitte Sie. Ist Özlem am Ende eine heimliche Rosenexpertin?«
Katinka hob die
Hände. »Null Ahnung. Wie kommen wir jetzt an Markus heran? Am besten google ich
seine Vorwahlnummer. 003725 … sagt Ihnen das was?«
Dante machte sich
über sein iPad her. »Was täte man ohne dieses hübsche, flache Helferchen.«
Katinka sah ihm
über die Schulter. »Estland!«, rief sie nach ein paar Klicks erstaunt.
»Augenblick. Keine
vorschnellen Schlüsse. Die nachfolgende 5 weist auf ein Mobilfunknetz.«
»Er hat ein estnisches
Handy?«
»Vielleicht kugelt
er im Baltikum herum. Aber warten Sie kurz.« Er klickte sich durch ein paar Nummernlisten.
»Hier. Exakt, ich wusste es. Man kann sich eine Prepaid SIM-Karte zulegen, die weltweit
funktioniert, sogar zu halbwegs anständigen Preisen. Die läuft aus technischen Gründen
über das estnische Handynetz.«
»Ach du Schande!
Vielleicht ist Markus sogar in Bamberg. Die Anschrift von Hayat Canavar habe ich
schon. Sie wohnt in Bug.«
»Gute Arbeit«,
lobte Dante. »Hier. www.dastelefonbuch.de macht’s möglich. Markus Tremel. Wohnt
am Jakobsberg.«
»Wohin zuerst?
Und mit welcher
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