Rosenherz-berbKopie
mehr
aufgetaucht.»
«Was
heißt verschwunden?»
«Sie
ist mit ihrem Wagen von zu Hause losgefahren, um sich mit einem
Freier zu treffen. Als sie zwei Tage später immer noch nicht
zurückgekehrt war, hat ihre Tochter sie als vermisst gemeldet.
Einige Zeit danach ist ihr Wagen auf einem Feldweg in der Nähe eines
Badesees entdeckt worden. Die Tochter ist immer noch in Offenbach
unter ihrer alten Adresse gemeldet. Sie heißt Katja Wilke und wohnt
in der Gerhart-Hauptmann-Straße 43a. Ich möchte, dass du dich mit
ihr triffst.»
«Um was von
ihr zu erfahren?», fragte Anna.
«Ich
weiß es nicht. Frag sie nach Philipp Lichtenberg und den beiden
anderen Männern. Frag sie, ob ihre Mutter über den Mordfall
Rosenherz gesprochen hat. Vielleicht gibt es noch irgendwelche
Unterlagen von Hannelore Wilke: Tagebücher, Briefe, was weiß
ich.»
Anna
rieb sich mit den Spitzen beider Daumen ihre Schläfen. «Mir
schwirrt der Kopf», sagte sie. «Zuerst hatten wir nichts. Jetzt
werden es immer mehr Namen, die auf unserer Liste stehen. Und wir
wissen noch immer nicht, was das alles mit dem kleinen Bruno und den
Bildern zu tun hat, von denen er gesprochen hat.»
«Ja»,
sagte Marthaler. «Und es kommt ein weiterer Name hinzu. Erinnerst du
dich, in der Akte etwas über einen Sebastian Haberstock gelesen
zu haben?»
Anna
legte die Stirn in Falten. «Kommt mir so vor, aber ehrlich
gesagt...»
«Ein
junger Kunststudent, der im Nachbarhaus von Karin Rosenherz gewohnt
hat...»
«Ja»,
sagte Anna, «ich weiß wieder. Aber er kannte sie wohl nur flüchtig.
Ich glaube, er war zur Tatzeit nicht einmal in Frankfurt.»
«Das
ist richtig», sagte Marthaler. «Aber wir sollten trotzdem
versuchen, ihn ausfindig zu machen. Immerhin hat er ausgesagt, dass
er Karin Rosenherz fotografiert hat. Vielleicht hat dieser Haberstock
eine Idee, was es mit den Bildern auf sich haben könnte. Und wir
sollten ihm die Fotos zeigen, die Albanelli dir gegeben hat.»
Anna
warf den Filzstift auf den Wohnzimmertisch. Dann nahm sie ihre
Zigaretten, wandte sich ab und ging auf den Balkon.
«Was
ist los?», fragte Marthaler.
Sie
steckte sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und stieß den
Rauch aus. Sie stand mit dem Rücken zu Marthaler und schaute
auf die Straße. «Scheiße, Robert! Du glaubst immer noch, dass
Fausto Albinelli etwas mit dem Mord zu tun hat, nicht wahr?»
«Anna,
bitte! Es ist egal, was ich glaube. Aber ich werde die Möglichkeit
nicht deshalb ausschließen, nur weil du mit diesem Mann geschlafen
hast. Woher willst du wissen, dass er dich nicht benutzt hat?»
Anna
lachte. «Mich benutzt? Ich war es, die mit ihm schlafen wollte
...»
«Anna,
sei nicht kindisch! Ich meine nicht, dass er dich sexuell benutzt
hat. Aber kannst du dir wirklich sicher sein, dass er dich nicht auf
eine falsche Spur lenken wollte?»
Obwohl
sie erst ein paarmal daran gezogen hatte, drückte Anna ihre
Zigarette aus, drehte sich um, sah Marthaler kurz an und senkte
sogleich wieder den Blick. Ihre Wangen waren gerötet. Sie schüttelte
den Kopf: «Nein», sagte sie, «das kann ich nicht.»
«So
ist es immer: Die meisten Verdächtigen erweisen sich am Ende als
unschuldig. Aber sicher können wir erst sein, wenn wir den Tater
haben. Hast du das verstanden?»
Sie
reagierte nicht.
«Anna!»
«Ja?»
«Sieh
mich an!» Sie hob den Kopf.
«Wir
arbeiten gut zusammen. Ich bin froh, dass du bei diesen Ermittlungen
hilfst.» «Aber? »
Er
griff in seine Hosentasche, zog ein kleines Schlüsselbund
hervor und hielt es ihr hin. «Aber ich möchte nicht, dass du noch
einmal über meinen Balkon kletterst, um in die Wohnung zu kommen.»
Dr.
Schaper kam ihm auf dem Gang entgegen. Als er Marthaler
erkannte, lächelte der Arzt. «Schön, dass Sie da sind», sagte er
und schüttelte ihm die Hand. «Das wird unserer Patientin guttun!
Kommen Sie, lassen Sie uns für einen Moment in mein Büro
gehen.»
«Heißt
das, Tereza ist wach?», fragte Marthaler. Mit einer Handbewegung
forderte Schaper ihn auf, Platz zu nehmen.
«Nicht,
was Sie sich darunter vielleicht vorstellen. Wir lassen sie langsam
aufwachen. Sie ist noch sehr benommen. Eine angeregte Unterhaltung
werden Sie noch nicht führen können. Aber es geht mit großen
Schritten aufwärts.»
Marthaler
war nervös. Er fühlte sich so befangen, wie er sich immer vor der
ersten Begegnung gefühlt hatte, wenn Tereza von einem ihrer langen
Auslandsaufenthalte nach Frankfurt zurückgekehrt war. Jedes Mal
war es eine
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