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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hat dieser
vierzig Jahre alte Mord mit dem Überfall im Stadtwald zu tun?»
    Grüter
breitete die Arme aus. In seinem Mundwinkel wippte eine
brennende Zigarette. Er hatte die Augen zusammengekniffen. «Das
ist die große Frage. Ich kann sie nicht beantworten. Sie sind
der Polizist. Sie müssen
es herausfinden. Und ich werde der Erste sein, der es erfährt. Was
haben Sie jetzt vor?»
    «Ich
werde ins Präsidium fahren und mir die Akte Rosenherz ziehen.
Damit werde ich in Klausur gehen. Ich fürchte, das kann dauern.
Denn so, wie Sie die Ermittlungen schildern, wird die Akte mehr
als hundert Seiten haben. Als Erstes werde ich schauen, ob der Name
Bruno Kürten darin vorkommt. Wenn es wirklich einen
Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt, werde ich ihn finden.
Und wenn ich die Akte zehnmal lesen muss.»
    Grüter
drehte sein leeres Glas in der Hand. Dann hob er es demonstrativ an
den Mund und ließ sich ein letztes dünnes Rinnsal auf die Zunge
laufen.
    «Soll
ich noch eine Runde holen?», fragte Marthaler.
    Grüter
grinste. «Genau so war es gemeint.»
    Marthaler
ging die paar Schritte zu dem kleinen Häuschen und wartete, dass er
an die Reihe kam. Hinter der Durchreiche stand ein
dunkelhäutiger Mann mit Rastalocken, der Getränke, Eis und kleine
Speisen verkaufte. Er schob einen Hotdog in die Mikrowelle, holte
ein paar Flaschen aus dem Kühlschrank und räumte eine Sekunde
später bereits schmutziges Geschirr in die Spülmaschine.
Zwischendurch warf er immer wieder einen Blick auf den kleinen
Fernseher, der auf einem Regal über dem Waschbecken stand.
Marthaler sah auf das Schriftband, das über den unteren Rand des
Bildschirms lief: «NewsTV vor
Ort: Hilfe für Tereza» war dort zu lesen. Dann sah er Gaby Heinze,
die Journalistin, die ihm am Morgen mit ihrem Team vor dem Weißen
Haus aufgelauert hatte. Sie zeigte ihre weißen Zähne. Was sie
sagte, konnte Marthaler nicht verstehen. Aber das musste er auch
nicht, er konnte es sich denken. Es wurde wieder das alte Foto von
ihm und Tereza im Hof des Präsidiums gezeigt. Dann sah man Bilder
von einer Entbindungsstation. Eine Frau, die entfernte Ähnlichkeit
mit Tereza hatte, hielt irgendein Neugeborenes auf dem Arm. Kurz
darauf wurde die Nummer eines Kontos eingeblendet, auf das die
Zuschauer ihre Spenden überweisen konnten. Dann sah Marthaler sich
selbst, wie er wütend und mit erhobenem Zeigefinger auf die Kamera
zuging. Kurz daraufkam wieder Gaby Heinze ins Bild. Sie zog die
Brauen hoch und schüttelte besorgt den Kopf. Wahrscheinlich
erklärte sie ihn gerade für verrückt. Man warf ihm
sicherlich vor, dass er ausgerechnet auf jene losging, die Tereza
und dem ungeborenen Baby helfen wollten. Man stellte Terezas Lage
noch dramatischer dar, als sie ohnehin war, indem man ihn als das
Monster an ihrer Seite zeigte.
    Stumm
zahlte er die beiden Getränke. Als er wieder zu Grüter an den
Tisch kam, war ihm schlecht vor Wut. «Was haben Sie nur für einen
Scheißberuf!», sagte er.
    «Was
ist denn jetzt wieder los? Ist das der Dank dafür, dass ich Ihnen
Nachhilfe in Frankfurter Kriminalgeschichte gebe?»
    Marthaler
erzählte ihm, was er gerade gesehen hatte.
    «Vergessen
Sie es», sagte Grüter. «Das versendet sich. Übermorgen haben die
Leute es schon wieder vergessen. Ich werde Sie rehabilitieren. Nicht
auf einen Schlag, aber Schritt für Schritt.»
    «Und
wie stellen Sie sich das vor?»
    «Ich
werde eine Serie schreiben, in deren Mittelpunkt Hauptkommissar
Robert Marthaler und der Fall Rosenherz stehen. Der erste Teil wird
morgen erscheinen.»
    Marthaler
schaute den Reporter fassungslos an. «Das können Sie nicht machen,
Grüter, damit liefern Sie mich ans Messer.»
    Grüter
lächelte. «Keine Angst, Mann. Das Gegenteil wird geschehen. Ich
werde Sie decken. Mein Artikel wird Ihnen den Rücken freihalten.»
    «Sie
müssen verrückt sein. Wie stellen Sie sich das vor?»
    Grüters
Lächeln ging in ein Grinsen über. Zwischen seinen schmalen Lippen
wurden zwei Reihen großer, gelber Zähne sichtbar.
    «Lassen
Sie mich nur machen», sagte er. «Vertrauen Sie Ihrem neuen
Freund.»

    Teil
3

    Buchwald
hob den Kopf, als ein leises Pling ihres MacBook die Ankunft einer
neuen E-Mail verkündete. Fast im selben Moment ertönte das gleiche
Geräusch ein zweites Mal. Sie stand in der Kochnische ihres
Einzimmerapartments in Hamburg-Barmbek und bereitete sich ein
belegtes Brötchen zu. Sie strich auf beide Hälften eine
Schicht fettarmen Frischkäse, belegte die untere

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