Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Fall
Nitribitt erinnern Sie sich?»
    «Grüter,
bitte!»
    «Das
ist das Seltsame: Alle erinnern sich an die Nitribitt, aber kaum
jemand weiß noch etwas über den Fall Rosenherz.
    Dabei
hat die Sache damals kaum weniger Furore gemacht. Es war neun Jahre
später, im August 66, in der Kirchnerstraße 2, keine hundert
Meter vom Frankfurter
Hof entfernt.
Dort wurde Karin Rosenherz in ihrer Wohnung ermordet. Bekannt war
sie allerdings vorher unter dem Namen Niebergall - jedenfalls in
bestimmten Kreisen. Vielleicht sollte man statt bekannt lieber
berüchtigt sagen. Die Dame war nämlich eine Prostituierte.»
    Marthaler
schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Von den umliegenden
Plätzen schauten die Gäste zu ihnen herüber. «Verdammt, was
bin ich für ein Idiot! Ich wusste es. Seit heute Morgen kreist
dieses Wort in meinem Hirn wie eine gefangene Hummel. Ich wusste,
dass es was mit meiner Arbeit zu tun hat. Tun Sie mir einen Gefallen
und schreiben Sie das nicht!»
    «Was
soll ich nicht schreiben?»
    «Dass
der Kriminalpolizist, der in Frankfurt die alten, ungeklärten
Fälle bearbeitet, nichts mit dem Namen Rosenherz anfangen konnte.»
    Der
Reporter lachte. «Keine Angst ... obwohl ... eine hübsche Pointe
wäre es schon ...»
    «Grüter,
ich warne Sie!»
    «Schon
gut, schon gut! Ich hätte den Fall wahrscheinlich selbst längst
vergessen, wenn ich mich nicht als junger Mann mal damit beschäftigt
hätte. Es war Mitte der Siebziger. Ich war noch auf der Oberschule
und habe in den Ferien meine ersten Sachen für den City-Express geschrieben.
Wir hatten damals eine Serie: . Dort
wurde über berühmte Kriminalfälle aus der Geschichte der
Stadt berichtet. Da hat man dann die freien Mitarbeiter rangelassen.
Keine große Sache; ich bin ins Archiv gegangen, habe mir die alten
Artikel rausgesucht, ein paar Telefonate mit Staatsanwälten und
Polizisten geführt und einen wahrscheinlich ziemlich wirren Text
zusammengeschustert. So nach dem Motto: aus alt mach neu!»
    Jetzt
erinnerte sich Marthaler vage, dass einige seiner älteren
Kollegen gelegentlich von der Mordsache Rosenherz erzählt hatten.
Dennoch war ihm aus diesen Berichten kaum mehr als der Name des
Opfers im Gedächtnis geblieben.
    «Mit
wem haben Sie gesprochen?», fragte er.
    «Ich
hatte Glück. Etwa zur selben Zeit haben sich Ihre Kollegen den
Fall nochmal vorgeknöpft. Hans-Jürgen Herrmann war der Erste, den
man zehn Jahre nach dem Mord nochmal einen frischen Blick auf die
Sache hat werfen lassen.»
    «Ausgerechnet
...», sagte Marthaler und verdrehte die Augen. «Aber Herrmann kann
doch damals selbst kaum älter als Anfang oder Mitte zwanzig gewesen
sein.»
    Grüter
lachte. «Wenn überhaupt. Aber er war ein ehrgeiziger Knabe.
Und wer weiß, was noch aus ihm geworden wäre, wenn Sie ihn nicht
zu Fall gebracht hätten.»
    Marthaler
winkte ab. «Das hatte er sich ja wohl selbst zu verdanken.»
    Ende
der neunziger Jahre war Hans-Jürgen Herrmann zum Leiter beider
Mordkommissionen befördert worden und damit auch zu Marthalers
Chef. Dass die beiden sich nicht mochten, war hinlänglich bekannt -
spätestens seit sie sich während einer Pressekonferenz zur
Freude der anwesenden Journalisten eine öffentliche
Auseinandersetzung geliefert hatten. Eine Auseinandersetzung, die
Arne Grüter provoziert hatte. Als Herrmann wenige Jahre später aus
persönlichen Gründen die Ermittlungen in einem Mordfall behindert
und Beweismaterial hatte verschwinden lassen, war es Marthaler
gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sein Chef zunächst
suspendiert und schließlich aus dem Polizeidienst entlassen wurde.
    «Durch
den Fall Rosenherz hat Herrmann seine Karriere aber noch nicht
befördern können?», fragte Marthaler.
    «Nein»,
antwortete Grüter. «Er hat die Akten sehr rasch wieder abgegeben.
Wahrscheinlich hatte er den Eindruck, dass eine Wiederaufnahme der
Ermittlungen aussichtslos war. Genaueres weiß ich allerdings auch
nicht.»
    «Jedenfalls
wissen Sie mehr als ich», sagte Marthaler. «Der Mörder ist nie
gefasst worden, nicht wahr?»
    «Nein.
Man war sich nicht einmal sicher, ob es sich um einen oder um
mehrere Tater gehandelt hat. Die Frau ist erstochen worden. Man
könnte auch sagen: Sie wurde abgeschlachtet.»
    «Hat
man die Tatwaffe gefunden?»
    «Nein.
Die Leiche wies sechzehn Einstiche auf. Über der Rosenherz wohnten
im selben Haus ein paar junge Italiener, die die Leiche entdeckt
haben. So kam zunächst das Gerücht auf, dass sie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher