Rosenherz-berbKopie
nochmal.»
«Du
weißt doch, was ich will.»
«Ja,
aber ich möchte, dass du es aussprichst. Du willst mich fragen ...»
Sabato
schlug die Augen nieder. «... ob ich wohl so ein kleines Häppchen
von deiner köstlichen Tortilla probieren dürfte.»
Marthaler
lachte. Er reichte Sabato die Pfanne. «Also gut, aber wirklich nur
ein winziges Häppchen. Und danach bringst du die Pfanne in die
Teeküche und stellst sie in den Kühlschrank. Und kleb bitte einen
großen Zettel mit meinem Namen drauf!»
Obwohl
noch immer Urlaubszeit war, reihte sich auf dem Alleenring Wagen an
Wagen. Marthaler wechselte die Fahrbahn, um kurz darauf zu
merken, dass er jetzt auf der anderen Spur schneller
vorangekommen wäre. Er erschrak, als plötzlich neben ihm ein
Motorrad auftauchte, das sich zwischen den beiden Reihen der Pkw
hindurchschlängelte. Wütend drückte er auf die Hupe. Der
Motorradfahrer drehte sich um und tippte mit dem Zeigefinger an
seinen Helm. «Ja», dachte Marthaler, «du hast ja recht. Ich bin
gereizt und benehme mich schon wie einer dieser zahllosen
PS-Idioten.»
Als
er am Präsidium ankam, hatte er fast eine halbe Stunde
gebraucht. Er nahm sich vor, noch am selben Abend sein Fahrrad aus
dem Keller zu holen und die Schläuche zu flicken.
Er
nahm den Fahrstuhl und fuhr ins Archiv.
Eine
Frau, etwas älter als er selbst, saß hinter ihrem Schreibtisch und
ließ eine Zeitschrift in die Schublade gleiten, als sie ihn
kommen hörte.
«Hallo,
Gisela!», sagte Marthaler, «tut mir leid, wenn ich störe.»
Gisela
Förster war eine erfahrene Ermittlerin des Drogendezernats,
die man vor drei Monaten auf unbestimmte Zeit von der Straße in den
Innendienst versetzt hatte. Seitdem wurde sie von Abteilung zu
Abteilung geschickt und musste überall aushelfen, wo jemand krank
oder im Urlaub war.
«Kannst
du nicht anklopfen, verdammt nochmal!»
«Was
hast du gerade gemacht?»
«Warst
du es nicht, der mal gesagt hat, dass man die Leute am besten mit
der Wahrheit verblüfft?», fragte sie.
«Stimmt.
Also, was versteckst du vor mir?»
«Ich
hab mir die Fotos in einem Männermagazin angeschaut.»
Marthaler
lachte. «Weißt du, was man über das Präsidium sagt?»
«Spuck's
aus!»
«Dass
hier auf einen fleißigen Beamten zwei faule kommen.»
«Ja,
witzig. Robert, ich hab's mir nicht ausgesucht. Ich hab längst die
Nase voll davon, in fensterlosen Räumen Aktenstaub zu schlucken,
während ihr draußen den Mädels auf die nackten Beine glotzt. Ich
würde lieber heute als morgen die Straßen unserer Stadt wieder
durch meine Anwesenheit verschönern.»
Gisela
Förster hatte mit einem Kollegen in der Nähe des Zoos eine Gruppe
junger Dealer festgenommen und sie aufs Präsidium verfrachtet. Als
sie mit einem der Männer alleine im Vernehmungszimmer gewesen war,
hatte der seinen Kopf gegen die Tischkante gestoßen und sich eine
Platzwunde zugefügt. Anschließend hatte er behauptet, die
Polizistin habe ihn mutwillig verletzt, um ein Geständnis zu
erpressen.
«Lieber
lass ich mich von drei Frauen schlagen als einen Typen zu
verprügeln», hatte sie zu ihrem Dezernatsleiter gesagt, als der
sie um eine Stellungnahme gebeten hatte. Ein Satz, der es sofort von
null auf eins in der Hitparade der beliebtesten Bullensprüche
gebracht hatte. Und wahrscheinlich hätte man den Anlass dafür
längst vergessen, hätte Gisela Förster nicht das Pech gehabt,
dass es sich bei dem festgenommenen jungen Mann um den Neffen eines
Stadtrates handelte.
«Wann
kommst du wieder raus?»
«Frag
den Richter! Bestimmt nicht vor der Verhandlung. Aber ich nehme
nicht an, dass du mit mir über das schwere Schicksal lesbischer
Polizistinnen reden willst. Wie kann ich dich befriedigen?»
Marthaler
verdrehte die Augen. «Ich suche eine Akte.»
Gisela
Förster zeigte hinter sich, wo sich auf Hunderten Regalmetern
Ordner an Ordner reihte. «Damit kann ich dienen», sagte sie.
«Welcher Jahrgang?»
«1 966»,
sagte Marthaler.
Gisela
Försters Mund stand offen. «Nochmal! Und diesmal bitte in
Worten!», sagte sie.
«Neunzehn
... hundert... Sechsundsechzig.»
«Sag
mal, Robert, hast du was genommen?»
«Ich
kann auch selbst nachschauen!», schlug Marthaler vor.
«Vergiss
es», sagte Gisela Förster. «Hier stehen die letzten
fünfundzwanzig Jahre. Hier kommen normalerweise Polizisten
rein, keine Archäologen. Steinzeit haben wir nicht. Kriegen
wir auch nicht wieder rein.»
«Und
wer hat Steinzeit?»
«Wart's
ab, ich grübel schon! Muss erst ein paar
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