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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Keine Ahnung, welches Aktenzeichen. Es geht um die Mordsache
Rosenherz.»
    Fritz
Pölzig schaute zu Marthaler auf. Ein paarmal zwinkerten seine
wimpernlosen Lider. Dann nickte er. «Ich erinner mich. Große
Sache damals. Ein Kumpel von mir war am Tatort. Hat ihn jedes Mal
geschüttelt, wenn er davon erzählt hat. Jetzt schüttelt den
nix mehr, ist längst unter der Erde. Dann wollen wir mal schauen.»
    Er
schlurfte zu einer Reihe von Karteischränken und blieb vor dem
Buchstaben R stehen. Er nahm einen der Kästen heraus und trug ihn
zum Tresen. Es sah aus, als reiche seine Kraft kaum aus, den
schweren Deckel nach hinten zu klappen.
    «Da
haben wir's», sagte er und zog ein kleines Kärtchen hervor. «Hat
aber mächtig lange keinen mehr interessiert. Sie können hier
warten.»
    Mit
schweren Schritten schleppte sich der kleine Mann in einen der
hinteren Gänge. Marthaler hörte ihn aus der Ferne vor sich
hinbrabbeln.
    Nach
fünf Minuten schob sich Fritz Pölzigs Kopf für einen Augenblick
zwischen den Regalen hervor, dann verschwand er wieder.
    «Kann
ich helfen?», rief Marthaler, erhielt aber keine Antwort.
    Weitere
zehn Minuten später kam Pölzig auf Marthaler zu. In der Hand hatte
er nur die Karteikarte. «Nee», sagte er, «nee!»
    Marthalers
Geduld hatte ihre Grenze erreicht: «Was heißt nee?», fragte er
scharf.
    «Die
Akte hat der Himmel geholt.»
    «Was?»
    «Die
hat der Himmel geholt.»
    «Mann,
Pölzig, sprechen Sie deutlich mit mir! Was meinen Sie damit?»
    «Die
Akte ist weg, verschwunden!»
    «Hören
Sie, die Akte kann nicht verschwunden sein. Es handelt sich um einen
ungeklärten Mordfall.»
    «Is
aber so! Kommt immer mal vor.»
    «Das
ist nicht Ihr Ernst, oder? Es verschwinden doch keine Akten aus dem
Archiv?»
    «Beim
Umzug aus dem alten Präsidium sind noch ganz andere Sachen
verschwunden: Computer, Fotoausrüstungen, Labormaterial, sogar
Dienstwaffen. Ist alles menschlich. Was soll man machen?»
    Marthaler
ballte beide Hände zu Fäusten. Er war kurz davor, den alten
Mann am Revers seiner Strickjacke zu packen, um ihn
durchzuschütteln.
    Wieder
zwinkerte der Archivar. Dann lächelte er und legte die Kuppe seines
Zeigefingers unter das rechte Auge. «Keine Panik! Der alte Pölzig
hat eine famose Idee. Warum gehen Sie nicht zur Staatsanwaltschaft?»
    «Um
was zu tun?», herrschte Marthaler ihn an.
    «Die
haben bestimmt eine Kopie.»
    Pölzig
hatte recht. Fast immer führten die Ermittler ihre Akten doppelt.
Ein Exemplar, die offizielle Version, ging irgendwann an die
Staatsanwaltschaft, das andere behielten die Kripo-Leute im
Präsidium, um jederzeit Zugriff darauf zu haben.
    Marthaler
drehte sich um. Ohne sich zu verabschieden, ging er am Tresen
entlang in Richtung Ausgang. Er schaute sich nicht mehr um. Er
öffnete die schwere Metalltür und lief die Treppe hinauf. Kurz
darauf stand er im Freien und kniff die Augen zusammen. Die Sonne
blendete ihn. Der Platz vor dem Bunker war leer. Die drei jungen
Musiker und ihre Instrumente waren verschwunden.

    «Da
kommt er gerade», sagte Elvira in den Hörer, als Marthaler
sein Vorzimmer im Weißen Haus betrat.
    Sie
hielt die Sprechmuschel zu und wandte sich an ihren Chef: «Robert,
die Staatsanwaltschaft ist am Apparat. Sendler will dich unbedingt
sprechen.»
    «Danke,
gleichfalls», sagte Marthaler.
    Er
nahm seiner Sekretärin den Hörer aus der Hand und meldete sich.
«Perfekt, Sendler, Sie kommen mir wie gerufen. Sie müssen mir
einen Gefallen tun.»
    «Stopp,
Marthaler, nicht so schnell!» Die Stimme des alten Staatsanwalts
klang ungewohnt bedrohlich. «Können Sie mir erklären, was Sie da
treiben?»
    Ohne
zu wissen, worauf Sendler anspielte, merkte Marthaler, dass
Vorsicht geboten war. «Was ich treibe?», fragte
er.
    «Genau:
Was ... Sie ... treiben! Wieso erfährt die
    Staatsanwaltschaft
aus der Presse, woran Sie gerade arbeiten?»
    «Aus
der Presse?»
    «Mann,
Marthaler! Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Jetzt spielen Sie
nicht den Ahnungslosen. Der City-Express mag
ein Drecksblatt sein und gehört gewiss nicht zu meiner
Lieblingslektüre, dennoch erfahre ich immer, was dort über uns
geschrieben wird. Oder dachten Sie, Sie könnten denen ein Interview
geben, ohne dass es hinterher jemand liest?»
    «Ich
habe dem City-Express kein
Interview gegeben; ich habe mit einem der Reporter gesprochen ...»
    «Ein
Gespräch mit einem Journalisten nennen die Menschen Interview
...»
    «Sendler,
bitte, Sie müssen mir glauben ...»
    «Kusch,
Herr

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