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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spinnweben aus meinem
Hirn pusten. Das ist nämlich ein Körperteil, den ich hier
noch nicht gebraucht habe.»
    «Und?»,
fragte Marthaler, als er ihr eine halbe Minute Zeit gelassen hatte.
    «Ich
hab's! Kennst du den Germania-Bunker? Dort hat man beim Umzug ins
neue Präsidium ein paar Kellerräume angemietet. Soviel ich weiß,
stehen da die Altlasten. Und irgendeine arme Assel hat man
bestimmt dazu verdonnert, sie zu bewachen.»
    «Der
Germania-Bunker in der Germaniastraße? Das ist ganz in der Nähe
des Weißen Hauses.»
    «Du
solltest glatt den Taxischein machen. Wer weiß, wofür es
gut ist.»
    «Dann
hätt ich mir also die ganze Fahrerei sparen können.
Jedenfalls danke für deine charmante Hilfe. Mach's gut, Gisela.»
    «Du
dir auch!» erwiderte sie.
    Er
ging zur Tür. Als er schon die Hand an der Klinke hatte, rief
sie ihm noch einmal zu. «Robert?» Er schaute zurück. «Schönes
Loch im Ende!» «Was?», fragte er.
    «Schönes
Wochenende! Ich nehme nicht an, dass wir uns vorher nochmal sehen.»

    Auf
dem Platz vor dem Germania-Bunker hockten drei junge Männer in der
Sonne. Sie schwatzten und rauchten. An der Hauswand lehnten eine
Gitarre und ein elektrischer Bass. Einer der Jungen hatte ein
Paar Drumsticks in der Hand.
    «Gehört
ihr zum Bunker?», fragte Marthaler.
    «Wie
man's nimmt. Wir warten. Unser Probenraum ist noch besetzt. Wollen
Sie ein Autogramm?», fragte der Drummer.
    «Ich
weiß ja nicht einmal, wer ihr seid.»
    Der
Junge zog einen Flyer aus der Tasche - team
korap stand
darauf.
    «Das
ist der Name eurer Band?»
    Der
Drummer grinste: «Wir spielen Ihnen was vor.»
    Die
anderen beiden sprangen auf und holten ihre Instrumente.
    Sie
stellten sich im Halbkreis vor Marthaler auf. Sie spielten ohne
Verstärker, man hörte nur wenig. Der Drummer schlug mit seinen
Stöcken in die Luft. Mit dem Mund ahmte er die Geräusche eines
Schlagzeugs nach. Der Gitarrist sang mit leiser Stimme ein Lied, in
dem es um Butterblumen ging. Marthaler gefiel es. Es war leicht,
ohne dumm zu sein. Die Zuversicht der drei jungen Männer steckte
ihn an. Auf einmal fühlte auch er sich ein wenig leichter.
    Als
sie fertig waren, bedankte er sich. «Und ihr gebt auch richtige
Konzerte?», fragte er.
    «Bald»,
sagte der Sänger, «Sie werden von uns hören.»
    «Ich
suche die Räume des Polizeiarchivs», sagte Marthaler.
    Der
junge Mann zeigte mit dem Kopf auf den Eingang des Bunkers. «Im
Keller. Einfach die Treppe runter. Und ... nicht vergessen ...»
    Marthaler
lachte. Er hob seinen Flyer und winkte damit: «Ich weiß: team
korap. Man
wird von euch hören! Ich vergesse euch nicht.»

    Am
Fuß der steinernen Treppe stieß er auf eine schwere, verschrammte
Metalltür, an der ein Schild angebracht war: «Der Polizeipräsident
Frankfurt am Main: Archiv (Altbestände)». Darunter klebte ein
Zettel: «Benutzung nur nach vorheriger Anmeldung». Wütend schlug
Marthaler mit der Faust gegen die Tür.
    Er
wollte sich bereits wieder abwenden, als er hinter der Tür ein
Geräusch hörte. Es waren schlurfende Schritte, die sich langsam
näherten.
    Schließlich
wurde die Tür geöffnet und ein alter, sehr kleiner Mann
erschien. Er trug eine Strickjacke und Lederpantoffeln. Sein
Kopf war mit einem spärlichen weißen Flaum bedeckt. Einen Moment
lang schaute er Marthaler mit finsterem Blick an, dann hellte
sich seine Miene auf.
    «Nun
sieh mal einer an», sagte der Alte und wackelte mit dem Kopf.
    «Kennen
wir uns?», fragte Marthaler.
    «Na
freilich. Pölzig. Fritz Pölzig. Wir hatten mal das Vergnügen. Ist
aber ewig her. Ein Leichenfund am Niddaufer.»
    Tatsächlich
erinnerte sich Marthaler jetzt. «Sie waren
    Schutzpolizist
in Praunheim. Es wurde ein toter Mann aus dem Wasser gezogen.
Allerdings ein Unfall, kein Verbrechen. Aber Sie müssen doch längst
pensioniert sein.»
    «Bin
ich, bin ich. Aber hier darf ich mir ein kleines Zubrot verdienen.
Immer hereinspaziert!»
    Der
Alte führte ihn durch das kühle, spärlich beleuchtete Gewölbe an
dem langen Tresen entlang bis zu einem Tisch, auf dem ein
Schachbrett und eine Kaffeetasse standen.
    «Spielen
Sie? Haben Sie Lust auf eine Runde?»
    «Leider»,
sagte Marthaler bedauernd, «ich bin ein wenig in Eile.»
    Wieder
wackelte der Alte mit dem Kopf. «Da haben Sie aber auch recht. War ja
noch schöner, mit einem Zausel wie mir seine kostbare Zeit zu
vergeuden.»
    «So
war es nicht gemeint. Ich bin auf der Suche nach einer sehr alten
Akte».
    «Jahrgang?
Aktenzeichen?»
    «Jahrgang
66.

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