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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schließlich wurde groß über die Erlebnisse
von fünf deutschen Urlaubern berichtet, die im Jemen nach
ihrer zweimonatigen Geiselhaft freigelassen worden waren.
    Annas
Text wurde nie gedruckt. Dennoch gehörten die Akte Rosenherz und
ihr Mazda zusammen.
    Noch
zweimal ging sie zum Parkplatz, dann hatte sie alle neun Kartons
verstaut. Der Kofferraum war voll. Das kleine Iglu-Zelt und die
Isomatte holte sie aus dem Keller und packte beides zusammen
mit der Reisetasche und dem Schlafsack auf den Beifahrersitz.
    Sie
ging noch einmal zurück, klemmte sich ihr MacBook unter den Arm,
steckte die Dose mit Pfefferspray, die neben dem Bett stand, in
ihren Rucksack, schloss die Wohnungstür ab und fuhr in die Stadt.
    Ingeborg
Kalz saß hinter ihrem Schreibtisch und sah ihre Lieblingsschülerin
verwundert an.
    «Anna,
was kann ich für Sie tun?»
    «Ich
muss weg.»
    «Sie
müssen weg? Sie können nicht weg! Morgen fängt Ihr Praktikum an.»
    «Es
geht nicht. Ich kann die Stelle nicht antreten. Es ist etwas
passiert.»
    Die
Schulleiterin legte ihre Stirn in Falten. Es dauerte eine Weile, bis
sie begriff. «Der Fall Rosenherz?», fragte sie schließlich.
    Anna
nickte. «Die Ermittlungen sind wiederaufgenommen worden. Ich muss
nach Frankfurt.»
    «Was
soll das, Anna? Sie haben einen wunderbaren Text über diesen Fall
geschrieben. Dass er noch nicht erschienen ist, hat nichts zu sagen.
Daran müssen Sie sich als Journalistin gewöhnen. Manches wird
spät, manches wird nie gedruckt. Trotzdem muss man weitermachen.
Man muss sich neuen Themen zuwenden.»
    «Sie
haben gesagt, dass ein guter Reporter an einer Sache dranbleibt und
so lange nicht Ruhe gibt, bis er alle wichtigen Informationen
hat, dass er sich von nichts und niemandem abhalten lassen
darf, seine Geschichte zu Ende zu erzählen.»
    «Ja,
das habe ich gesagt. Aber Sie haben Ihre
Geschichte erzählt. Kein Reporter, der damals über den Fall
geschrieben hat, hatte so viele Informationen wie Sie. Sie waren die
Erste und Einzige, die Einblick in die Akte hatte. Sie haben dem
Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen.»
    «Nein,
das habe ich nicht. Ich habe Karin Rosenherz benutzt. Ich habe
einen mittelmäßigen Text geschrieben. Ich bin auf halber Strecke
stehengeblieben. Ich habe versucht, mehr herauszubekommen, aber es
ist mir nicht gelungen.»
    «Sie
haben versucht, mehr herauszubekommen, als in der Akte steht?»
    «Ja.»
    «Das
heißt, Sie haben auf eigene Faust ermittelt?»
    «Ja»,
sagte Anna. «Ich habe ein paar Leute angerufen, hab versucht,
Zeugen von damals aufzutreiben. Klar, viele sind inzwischen tot,
aber einige leben auch noch. Nur: Mir fehlten die Möglichkeiten.
Ich bin überall gegen Mauern gerannt. Ich hatte keine Handhabe,
weder zur Personen- noch zur Wohnsitzfeststellung. Ich bin
einfach nicht weitergekommen. Jetzt ermittelt die Polizei wieder,
und ich will dabei sein.»
    «Anna,
entschuldigen Sie, Sie müssen verrückt sein. Sie sollen gute
Geschichten schreiben, aber keine Mörder jagen. Das ist nicht unser
Job.»
    Anna
schwieg. Sie hatte die Arme verschränkt und schaute aus dem
Fenster. Ingeborg Kalz merkte, dass sie gegen die Hartnäckigkeit
ihrer Schülerin nicht ankam.
    «Und
wie stellen Sie sich das vor?», fragte sie. «Sie fahren nach
Frankfurt, marschieren zur Polizei und sagen: Hoppla, da bin ich;
ich will jetzt bei euch mitspielen. Man wird Sie auslachen.»
    «Ich
brauche einen Auftrag.»
    «Was?»
    «Sie
müssen mir etwas schreiben. Irgendwas Offizielles mit Briefkopf und
Stempel. Ich möchte die Ermittlungen begleiten.»
    «Das
wird die Polizei nicht zulassen.» «Wir können es wenigstens
versuchen!» «Nein, Anna.» «Bitte!»
    Die
Schulleiterin schüttelte resigniert den Kopf. Dann wandte sie sich
zu ihrem Computer und begann zu tippen. Nach zehn Minuten war sie
fertig. Sie druckte den Brief aus und gab ihn Anna zu lesen.
    Anna
Buchwald lächelte. «Gut», sagte sie.
    «Schreiben
Sie mir Ihre Handynummer auf. Und die Adresse, unter der ich Sie in
Frankfurt erreichen kann. Ich will, dass Sie mich anrufen und auf
dem Laufenden halten. Wie lange werden Sie brauchen?»
    «Ich
weiß es nicht.»
    «Ich
werde versuchen, Ihr Praktikum um zwei Wochen zu verschieben. Wenn
Sie in genau vierzehn Tagen nicht wieder hier sind, war's das. Dann
brauchen Sie gar nicht mehr hier aufzukreuzen. Dann sind Sie die
längste Zeit Henri-Nannen-Schülerin gewesen. Ist das klar?»
    Anna
nickte. Sie schrieb ihre Telefonnummer und die Adresse des
Campingplatzes auf einen

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