Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
senken, aber sie wusste schon jetzt, dass sie heute Abend wesentlich mehr Nikotin brauchen würde.
    Gestern Nachmittag hatte sie im Büro gesessen, zum Telefon gegriffen und sich nach einer zäh verlaufenden Konversation für heute zum Essen verabredet. Ihr war inzwischen absolut schleierhaft, warum sie das getan hatte.
    Das Wasser kam. Hastig nahm Katharina einen ersten Schluck, als Veronika Mitschke erschien.
    »Hei, grüß dich. Entschuldige, dass ich etwas zu spät komme. Hatte eine Begegnung der dritten Art mit deinen Kollegen.«
    »Macht nichts«, krächzte Katharina. »Was war denn?«
    »Ich hab ja schon immer gesagt, die Streifenbullen haben einen an der Kappe. Ich hab ja nichts dagegen, kontrolliert zu werden, aber die beiden waren wirklich zu dämlich.«
    Fröhlich grinsend quetschte sie sich auf den Stuhl gegenüber von Katharina. »Stell dir vor«, erzählte sie weiter, »da fährt ein Streifenwagen ein paar Minuten hinter mir her, ich beobachte im Rückspiegel, dass die zwei Figuren anfangen, den Kasper zu machen. Dann gibt der Fahrer plötzlich Gas, zieht an mir vorbei, in dem Moment kommt auch schon die rote Kelle. Ich fahr rechts ran, der Bulle steigt aus und raunzt mich an, ob ich die blinkende Reklame nicht gesehen hätte. Ich frag ihn, was für eine Reklame. Na, meint der Idiot, die Leuchtschrift, bitte folgen. Toller Witz, meine ich, wie soll ich das denn sehen, wenn Sie hinter mir herfahren?«
    Katharina lächelte pflichtbewusst. Derartige Anekdötchen über die Kollegen von der Straße waren ihr zuhauf bekannt.
    »Der Typ hat gar nicht gecheckt, was ich ihm damit begreiflich machen wollte«, berichtete Veronika weiter. »Hätte dem beinahe ’ne Zeichnung gemacht, damit der es versteht.«
    »Du hast es ja überlebt«, entgegnete Katharina.
    »Bist du nicht gut drauf?«, fragte Veronika.
    »Doch. Nur ein bisschen müde.«
    »Na, bei dem Wetter ist das kein Wunder. Mir hängt die Hitze auch wie Blei in den Knochen. Warst du schon mal hier?«
    »Bisher noch nicht. Ich bin zwar tausendmal dran vorbeigefahren, konnte mir aber keinen Begriff machen, was das für ein Laden ist.«
    »Schätze, das ist zurzeit das beste und angesagteste Restaurant in Bochum. Einfach genial. Hast du großen Hunger? Dann solltest du das volle Programm nehmen.«
    Irritiert schlug Katharina die Karte auf. Die Auswahl war spartanisch. Ein paar Vorspeisen, einige wenige Hauptgerichte. Den meisten Platz auf der Pappe nahm die Getränkeauswahl in Anspruch.
    »Lass dich nicht täuschen«, meinte Veronika. »Umso kleiner die Speisekarte, umso größer die Auswahl an Fleisch, Fisch und Gemüse. Wird dir bestimmt schmecken.«
    »Einen Versuch ist es wohl wert.«
    Veronika sah ihr einen Moment ins Gesicht und kramte dann ebenfalls ihre Zigaretten hervor. »Hat mich schon ein wenig gewundert, dass du mich gestern angerufen hast. Ich war der Meinung, ich höre nichts mehr von dir.«
    Katharina wurde heiß. »Ganz ehrlich? War eine spontane Idee. Ich hab in meiner Brieftasche etwas gesucht, bin auf deine Nummer gestoßen und hab einfach angerufen.«
    »Und jetzt tut es dir Leid?«
    »Quatsch«, versicherte Katharina ein wenig zu schnell.
    »Aber dir ist etwas unwohl, stimmt’s?«
    »Ja«, gab die Blonde nach kurzem Zögern zu. »Ist blöd, ich weiß.«
    »Keine Angst, ich beiß dich nicht. Es sei denn, du möchtest es.«
    Katharinas Finger quetschten ihre Zigarette derart heftig, dass fast der Filter abbrach. Zum Glück trat die Kellnerin wieder an den Tisch, reichte Veronika ebenfalls eine Karte und nahm ihre Getränkebestellung auf.
    »Muss dir nicht peinlich sein«, meinte Veronika. »Ich erlebe es immer wieder, dass sich Hetero-Frauen in meiner Gegenwart unwohl fühlen. Ich frag mich nur, woran das liegt.«
    »Keine Ahnung«, gestand Katharina.
    »Befürchtest du, ich misch dir was in dein Wasser, um dann nachher über dich herzufallen? Nee, ist nicht mein Ding. Ich hatte ja auch keine Bedenken, mich mit dir zu treffen.«
    Katharina sah überrascht auf. »Warum denn auch?«
    »Sieh das Ganze doch mal aus meiner Sicht. Neugierige Hetero verabredet sich mit bekennender Lesbe, die in einer festen Beziehung lebt. Wenn ich so verwurstelt denken würde wie du, könnte ich doch glatt auf die Idee kommen, du möchtest mal ausprobieren, was dir bisher entgangen ist.«
    »Das ist doch absoluter Blödsinn«, wehrte sich die Blonde.
    »Eben. Genauso blödsinnig wie deine Vorurteile mir gegenüber«, meinte Veronika freundlich. »Glaubst du,

Weitere Kostenlose Bücher