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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Vergehen an Kindern steigt doch in einem ganz anderen Ausmaß. Und so eindeutig, wie die Sachlage aus meiner Sicht bei Herrn Swoboda ist.«
    Op den Hövel neigte den Kopf ein wenig zur Seite und nahm noch einen tiefen Zug. Versonnen starrte sie dem zur Decke steigenden Rauch hinterher. »Ihr Eis kommt«, meinte sie dann.
    Gleich darauf erschien die Kellnerin und schob ihnen jeweils ein Tablett unter die Nase. De Vries nahm den Löffel und knappste ein kleines Stück Banane ab. Irgendwie war ihr die Lust auf die Leckerei vergangen.
    »Guten Appetit.«
    »Danke. Glauben Sie wirklich, Swoboda kommt mit seiner Verweigerungshaltung durch? Er wäre besser beraten, endlich ein Geständnis abzulegen.«
    »Bringen Sie einen unwiderlegbaren Beweis für seine Schuld, dann werde ich noch einmal mit ihm darüber reden. Auf den Fotos ist er nicht zu erkennen, auf den Videos, soweit ich weiß, ebenfalls nicht. Und den Mord an diesem Mädchen wollen Sie ihm doch wohl erst recht nicht in die Schuhe schieben, oder?«
    »Das geht leider nicht«, nickte de Vries. »Sein Alibi ist untadelig. Aber vielleicht weiß er ja, wer es war.«
    »Ach, hören Sie auf«, lächelte op den Hövel.
    »Immerhin haben wir einen Augenzeugen«, ließ sich de Vries nicht beirren. »Auch ohne die Hilfe Ihres Mandanten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir den Mörder haben.«
    »Sie haben was?«, fragte op den Hövel.
    »Einen Augenzeugen. Ein junger Mann hat das ganze Geschehen wohl über das Internet auf seinem Computer verfolgt. Sie werden die Unterlagen ja ohnehin noch bekommen.«
    »Ich hoffe, so bald wie möglich. Aber können wir nicht endlich das Thema wechseln? Ich dachte, Sie hätten Feierabend.«
    De Vries sah auf und löffelte dabei einen weiteren Happen Eis. »Gern. Und worüber wollen wir reden?«
    »Das Verfahren gegen Swoboda scheint ja langwierig zu werden. Ich habe mir hier in Bochum ein Zimmer genommen, allerdings habe ich keine Lust, abends nur die Wände anzustarren.«
    Die Staatsanwältin runzelte nervös die Stirn. In welchem Film saß sie hier gerade?
    »Vielleicht können wir uns ja mal auf einen Wein in der Stadt treffen. Oder wir gehen zusammen essen.« Dabei strich die Anwältin erneut über die Fingerknöchel ihrer Tischnachbarin.
    De Vries’ Blutdruck kletterte in ungesunde Höhen.

23
    Die Geheimrat-Leuschner-Schule lag in Sichtweite des Eisenbahnmuseums, protzig in die Taiga des Niemandslandes zwischen Bochum und Essen geklotzt. Wie jemand auf die Idee gekommen war, ausgerechnet hier eine Schule hinzusetzen, war unerfindlich; wahrscheinlich hatten die ortsansässigen Busunternehmer keinen unerheblichen Einfluss auf die Entscheidung ausgeübt.
    Katharina zwängte den Vectra in eine kleine Parklücke. Für einen Außeneinsatz war es für ihren Geschmack noch entschieden zu früh. Sie hatte heute Morgen erst eine einzige Tasse Kaffee gehabt.
    »Irgendwie sah das zu unserer Zeit noch anders aus«, sinnierte Hofmann, als die beiden Beamten gemeinsam das Schulgelände betraten.
    Auf dem Schulhof hingen in jeder Ecke zerlumpte Gestalten herum, die meisten mit klirrenden Besteckkästen im Gesicht oder im Mund. In den Schülergruppen wurden entweder Hausaufgaben oder Klingeltöne für Mobiltelefone getauscht.
    »Jau, Methusalem hat gesprochen«, antwortete Katharina und gähnte herzhaft. »Als wenn du damals noch brav in Schuluniform zur Penne gelatscht wärst.«
    »Das nicht gerade, zu meiner Zeit waren Nato-Parkas angesagt. War ein Heidenkampf, bis meine Mutter mir damals einen gekauft hat.«
    »Glaube ich dir aufs Wort«, grinste Katharina, die Hofmanns Erzeugerin gut genug kannte, um sich die damaligen Auseinandersetzungen vorstellen zu können.
    Obwohl der Unterricht gerade anfing, bequemten sich immer noch Schüler, die Hallen der Weisheit zu betreten. Einer der zu spät Kommenden zeigte den Beamten den Weg zum Sekretariat, wo sie ihr Anliegen vorbrachten und Informationen für die nächste Etappe erhielten.
    Wenige Minuten später standen sie vor einem Klassenzimmer im Obergeschoss. Katharina klopfte einmal, dann traten sie ein. Dreiundzwanzig Augenpaare drehten sich zur Tür.
    »Guten Morgen«, meinte Hofmann. »Kripo Bochum, mein Name ist Hofmann, meine Kollegin Frau Thalbach. Wir müssten Ihnen ein paar Minuten der Unterrichtszeit stehlen.«
    Die Aussicht, auf etwas Zeit der Geografiestunde verzichten zu müssen, löste bei den Schülern nicht gerade Entrüstungsstürme aus. Auch der Pädagoge, der den Beamten aus

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