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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Schlagkraft gewinnen werden. Das dürfen Sie durchaus wörtlich nehmen. Und je überzeugender meine Botschaften werden müssen, desto tiefer wird natürlich auch der Preis.
    Wenn Sie sich zum Verkauf entschlossen haben, können Sie mich leicht erreichen: Rufen Sie einfach die Lokalredaktion des «Tages-Anzeigers» an und erklären Sie sich bereit, eines Ihrer raren Interviews zu geben. Man wird dieses Angebot liebend gerne annehmen. Sorgen Sie im Gespräch dafür, dass Ihr Liegenschaftsbesitz angesprochen wird. Erklären Sie, schon aus Traditionsgründen sei das Prinzip, keine Liegenschaften wegzugeben, im Prinzip heilig, aber jedes Prinzip könne Ausnahmen haben.
    Sobald ich diese Botschaft gelesen habe, werde ich mich in geeigneter Form mit Ihnen in Verbindung setzen, um die Modalitäten der Handänderung zu regeln.
    Für den Fall, dass Sie Zweifel an der Ernsthaftigkeit meiner Absichten hegen sollten, verweise ich auf einen Refrain aus dem Song «Rosenrot» meiner Lieblingsband Rammstein. Diese Zeilen sind zu meinem Lebensmotto geworden:
    Sie will es und so ist es fein,
    So war es und so wird es immer sein,
    Sie will es und so ist es Brauch,
    Was sie will, bekommt sie auch.
    Hochachtungsvoll
    Aceraceae  AG , Amanda Raggenbass

Rosenrot
    Tiefe Brunnen muss man graben,
    Wenn man klares Wasser will,
    Rosenrot oh Rosenrot,
    Tiefe Wasser sind nicht still.
    Rammstein: Rosenrot
    Einen plausiblen Grund dafür, warum ich meine Bekanntschaft mit Graziella Rosengarten zunächst verschwiegen hatte, konnte ich nicht anführen. Musste wohl der Schock gewesen sein. Karl war geneigt, mir zu glauben, sofern ich ihm sofort erzähle, was ich über das Mordopfer wusste.
    Viel war das nicht, denn kennen war in diesem Fall eindeutig zu viel gesagt. Ich hatte sie genau einmal getroffen, und wir hatten uns dabei zwei Stunden lang angeregt unterhalten. Mehr war da nicht, obwohl ich gestehen muss, dass ich mir nach diesem Gespräch im Internet noch einige zusätzliche Hintergrundinformationen über Frau Rosengarten beschafft hatte.
    Vielleicht war mein Schock dadurch verstärkt worden, dass der Ort, an dem sie zu Tode gekommen war, nur wenige Meter vom Schauplatz unseres damaligen Gesprächs entfernt lag. Obwohl es einige Wochen zurücklag, erinnerte ich mich daran, als ob es gestern gewesen wäre. Entsprechend plastisch war die Schilderung der damaligen Ereignisse, der Karl aufmerksam lauschte.
    Es war ein frühsommerlich sonniger und warmer Sonntag gewesen. Ich war, wie immer an Sonntagen, an denen ich allein bin, von meinem Hügel ins Dorf gewandert, um mir die Sonntagszeitungen am Zeitungsautomat zu besorgen, von denen es glücklicherweise in meinem kleinen Dorf mehrere gibt, und befand mich auf dem Rückweg, der am Hirschen vorbeiführt.
    Dortselbst erblickte ich auf einer Schiefertafel den Hinweis, heute sei einer der in mehrwöchigen Abständen stattfindenden Brunch-Sonntage. Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten hatte ich diesmal keine ausreichenden Vorräte für das Wochenende besorgt, was auch daran liegen mochte, dass Adelina verreist war. Deshalb beschloss ich spontan, mich auf die Terrasse des Hirschen mit ihrer prächtigen Aussicht auf den Alpstein zu setzen und dort einen kleinen Brunch zu geniessen.
    Die Terrassenstühle waren gut besetzt. Sehr gut sogar. Mein herumschweifendes Auge fand gerade mal einen freien Stuhl. An einem Vierertisch waren zwei gegenüberliegende Stühle von einem Pärchen besetzt, das sich verliebt in die Augen schaute und keinen Blick für die Welt darum herum hatte. Und auf dem dritten Stuhl sass sie.
    Ihr rotes Haar leuchtete in der mittäglichen Sonne wie ein flammender Rosenbusch, und auch sonst war sie kaum zu übersehen. Ich schätzte sie auf Anfang fünfzig, eine reife Schönheit, zu der mir spontan das Adjektiv apart einfiel. Selbst mir modischem Banausen fiel auf, dass sie für Ort und Anlass genau richtig angezogen war, dezent und elegant zugleich.
    Ehe ich ob dieses unerwartet attraktiven Anblicks ganz zur Salzsäule erstarrte, betrat der Hirschen-Wirt Walter die Terrasse, für einmal in eine saubere weisse Schürze gekleidet. Er durchschaute die Situation sofort und führte mich zum freien Stuhl gegenüber der rothaarigen Schönheit. Er stellte sie als Frau Dr. Rosengarten vor, die den Hirschen als idealen Rückzugsort für ungestörtes Nachdenken und Schreiben entdeckt und schon ein paarmal für ein paar Tage ein Zimmer genommen habe. Ich wiederum, erklärte er ihr, wohne ganz in der

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