Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman
beide im selben Jahr recht jung gestorben seien. Ohne Antworten müssen sie von dannen ziehen.
Sie haben es besser. Sie kennen jetzt die Geschichte. Nur ein Nachtrag noch: Mit diesem Doppelgrab erfüllte die Testamentsvollstreckerin den letzten Willen von Amanda, die möglichst nahe bei ihrer Schwester begraben werden wollte. Graziella hatte keine Anweisungen für ihr Begräbnis hinterlassen. Die Testamentsvollstreckerin, selbst in eine Hassliebe zu ihrer Schwester verstrickt, ging davon aus, dass Graziella trotz allem nichts gegen eine solche Lösung gehabt hätte. Schliesslich waren und blieben die beiden Schwestern, Schneeweisschen und Rosenrot.
Dank
Ich danke der Firma Spross in Zürich und ihrer Chefin, Natalie Spross, für die grosszügige Unterstützung, die es mir ermöglicht hat, diesen Kriminalroman zu schreiben. Und für die Inspiration, die Geschichte und Existenz von Spross dabei waren.
Dank gilt Spross auch dafür, dass mir beim Schreiben völlig freie Hand gelassen wurde. So konnte sich meine eigensinnige Phantasie frei entfalten und die Geschichte und die Geschichten dieses Krimis entwickeln, die natürlich alle ebenso frei erfunden sind. Na ja, fast alle.
Andreas Giger
MORD IM NORD
Kriminalroman
ISBN 978-3-86358-212-8
Leseprobe zu Andreas Giger,
MORD IM NORD
:
Rückblick
Schmelzend begannen erneut die Geige, die Gitarre und das Akkordeon zu schluchzen, um in einen südländisch klingenden Schunkelrhythmus zu wechseln, ehe Polo Hofers unverkennbare verrauchte Stimme mit dem Text von «Adelina» einsetzte. Ich hatte diesen Uralt-Song aus dem Jahr 2002 auf endlose Wiederholung eingestellt. Weil er mich an eine Zeit erinnerte, die erst ein halbes Jahr her war und doch unendlich weit weg erschien. Weil ich ein wenig Ablenkung von der tristen Gegenwart gut gebrauchen konnte. Und weil er meine Sehnsucht nach ihr, Adelina, am Leben erhielt.
Hesch mit dym Lache
Mis einsame Härz berüehrt
U dini Guet-Nacht-Gschichte
Hei mi verfüert.
(Du hast mit deinem Lachen
mein einsames Herz berührt,
und deine Gutenachtgeschichten
haben mich verführt.)
Ja, die leibhaftige Adelina hatte damals tatsächlich mein einsames Herz berührt, nicht nur mit ihrem Lachen, aber auch. Verführt allerdings hat uns in jener letzten gemeinsamen Nacht unter den Bäumen am Feuer neben meinem kleinen Häuschen auf dem Tannenbüel, ein ganzes Stück oberhalb des appenzellischen Dorfes Wald, wohl eher die gemeinsam erlebte Geschichte rund um die Leiche in der Bleiche.* [* Andreas Giger: Eine Leiche in der Bleiche. Ein Appenzeller-Käse-Krimi. Wald AR , 2011, und Emons Verlag, 2012 ]
I muess gah u wär weiss
Wenn mir üs wieder xeh
Mach’s guet, Adelina, Adelina, Ade!
(Ich muss gehen, und wer weiss,
wann wir uns wiedersehen.
Mach’s gut, Adelina, Adelina ade!)
Nun, damals hatte Adelina gefunden, dass sie gehen müsse. Und keiner von uns beiden hat gewusst, ob und wann wir uns wiedersehen. Bisher jedenfalls war uns dieses Glück nicht vergönnt.
I ha gkochet u gkochet hie obe
U du hesch serviert
Mir hei enand immer ghulfe
Wenn’s het pressiert.
(Ich habe gekocht und gekocht hier oben,
und du hast serviert.
Wir haben uns immer geholfen,
wenn es pressiert hat.)
Ums Kochen ging es damals während unserer gemeinsamen Zeit im Frühling nicht gerade, wohl aber um ein Lebens- und Genussmittel, nämlich um den berühmten Appenzeller Käse. Die Leiche in der Bleiche, über die ich gestolpert war, hatte sich als Emil Matzenauer erwiesen, IT -Unternehmer und kommender «König» von Appenzell. Um es kurz zu machen: Dieser Matzenauer war Mitglied des streng geheimen Bewahrungskomitees, welches das Geheimrezept der für die Käseherstellung notwendigen Kräutersulz höchst erfolgreich hütet. Er war aus verschiedenen Gründen erpressbar geworden, und diese Schwäche nutzte ein polnisches Käsesyndikat, das gefälschten Appenzeller Käse auf den Markt werfen wollte, gnadenlos aus.
Dank der weisen Zusammensetzung des Bewahrungskomitees konnte Matzenauer nicht das ganze Geheimrezept verraten, doch er fand ein unrühmliches Ende unter der Bleiche-Brücke. Und, trotz allen Nachforschungen, die Adelina und ich gemeinsam unternommen hatten, blieb unklar, ob es sich nun um einen Mord – organisiert vom Käsesyndikat – gehandelt hatte, um Selbstmord oder gar um einen banalen Unfall.
Ohne Adelina wäre mir damals die (Beinahe-)Klärung des Falls rund um die Leiche in der Bleiche unmöglich gewesen, und ohne ihre
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