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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Spross und Karl in Ausschnitten direkt ab Tonband gehört hatten, etwas von einer gequälten Getriebenheit spürbar geworden, von dämonischen Neigungen in ihr, die sie nur bis zu einem gewissen Grad kontrollieren konnte.
    Ein Gehirn, das so tickt, kann eine Strafe sein. Und seine Trägerin hatte es in diesem Fall nicht geschafft, etwas daran zu ändern, weder aus eigenen Kräften noch mit fremder Hilfe. Wie weit sie daran selbst schuld war und wie weit sie als eine Art Opfer zu gelten hatte, musste offenbleiben.
    Wir beliessen es beim Unentschieden und wandten uns erfreulicheren Themen zu, der prächtige Tag war einfach zu schön für so düstere Themen. Und die traurige Geschichte um Erpressung und Mord blieb zwar traurig, war aber eindeutig zu einer Geschichte geworden. Jede Geschichte, ob hell oder düster, hat einen entschiedenen Vorteil. Sie erzählt von Ereignissen, die vorbei sind. Und uns nicht mehr direkt im Hier und Jetzt betreffen.
    Vor allem Frau Spross genoss diesen Umstand sichtlich. Sie war verständlicherweise erleichtert darüber, dass es keine weiteren Erpressungen mehr geben würde. Dass sie ihr Grundstück behalten konnte, war Nebensache.
    Adelina nutzte die Gelegenheit, Frau Spross in ein Gespräch über das unerschöpfliche Thema Garten zu verwickeln. Walter, der Hirschen-Wirt, lauschte wie immer mit einem halben Ohr, worüber seine Gäste sprachen. Er verschwand kurz, um einen Artikel aus der gestrigen regionalen Zeitung zu präsentieren. Es ging darin um deutsche Umweltaktivisten, die sich für die Rechte der Pflanzen einsetzen und zu diesem Zweck die erste Pflanzenklappe der Welt entwickelt haben. Wie bei einer Babyklappe kann man darin eine ungewollte Pflanze anonym entsorgen und darauf hoffen, sie werde von jemandem adoptiert.
    Adelina fand die Idee ziemlich krass. Karl meinte, er sei sich schon bei der Babyklappe, die es vereinzelt gibt, nicht sicher, ob das eine gute Idee sei, aber das Prinzip auf Zimmerpflanzen anzuwenden, klinge in der Tat ziemlich verrückt.
    Ich wies auf die Herkunft der Idee hin. Es sei sicher kein Zufall, dass man in Deutschland darauf gekommen sei. Dort gibt es aus meiner Sicht ein starkes Erbe der Romantik, das zu einem sentimentalen Verhältnis zur Natur führt.
    Natalie Spross bestätigte: Pflanzen, die unverkennbar nicht gedeihen oder gar serbeln, werden in Deutschland deshalb stehen gelassen, bis sie ganz abgestorben sind. Man darf doch die Hoffnung auf die Selbstheilungskräfte der Natur niemals aufgeben.
    Anderswo, etwa in England, geht man viel unsentimentaler mit solchen Problempflanzen um. Man akzeptiert, dass etwas nicht geklappt hat, wie man wollte, entfernt den fehlerhaften Versuch und probiert es mit einer neuen Pflanze. Das, so Frau Spross, geht in einem gepflegten Garten gar nicht anders. Niemand will ein ungepflegtes Feld von Pflanzenruinen sehen.
    Nicht mehr brauchbare oder nur nicht mehr gebrauchte Pflanzen auf dem Kompost zu entsorgen, gehört beim Gärtner deshalb zum Alltag und hat nichts Ehrenrühriges. Einen solchen Aufruhr zu veranstalten, um einigen Zimmerpflanzen das Leben künstlich zu verlängern, sei deshalb ganz einfach Quatsch.
    Ich wandte schüchtern ein, das könne man auch anders sehen. Ich kenne eine Menge Leute, denen es ausgesprochen schwerfalle, Bücher einfach wegzuschmeissen. Wie viel mehr gilt das für eine Pflanze, die man lieb gewonnen hat, aber nicht weiter halten kann? Man kann doch ein lebendiges Wesen nicht einfach behandeln wie einen beliebigen Wegwerfartikel.
    Natalie Spross räumte ein, auch ihr mache diese Entwicklung manchmal Bauchweh. Die Leute wollen bei einem neuen Garten sofort Ergebnisse sehen und nicht einsehen, dass die Entwicklung eines Gartens Zeit braucht, dass ein Garten am Anfang nicht seine volle Pracht entfalten kann, wenn man nicht massiv nachhilft. Mit Mitteln, die nicht unbedingt zum gärtnerischen Ethos und Selbstbild passen.
    Auch etliche ihrer Gärtner, vor allem ältere, seien nicht glücklich über diese zunehmenden Zwänge. Es widerstrebe ihnen zum Beispiel, Blumen so dicht nebeneinander zu pflanzen, dass sie keine Chance auf ein natürliches Wachstum und eine natürliche Entfaltung haben. Nur weil es für eine begrenzte Zeit besser aussieht. Danach reisst man die Blumen ohnehin wieder aus und ersetzt sie durch neue. So, meinte sie, würden Pflanzen zu reinen Gebrauchsgegenständen und Wegwerfartikeln.
    Für sie, schloss Natalie Spross ihre kleine Rede, sei auch da alles eine Frage des

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