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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Begegnungen, Geisterphänomene und Spiritismus . Die Titelbilder der ersten beiden waren dunkel und unheimlich, aber das von Spiritismus war hübsch. Die junge Frau auf dem Deckel hatte ihre Augen geschlossen, und blaue Funken wirbelten um ihr zartes Gesicht.Es war irgendwie tröstlich, sich Rose so vorzustellen – schlafend, inmitten von blauem Sternenlicht. Vielleicht brauchte Charlotte, um die Wahrheit zu akzeptieren, so etwas: ein Bild, das sie tröstete.
    Also begann ich, das Buch nach Geschichten durchzublättern, die mir dabei helfen würden, mit Charlotte zu reden. Da war ein Mann mit einem Schnurrbart, der in seinem Kopf mit Delfinen sprach. Cool, keine Frage, nur nützte mir das im Moment nichts. Eine Geschichte von zwei Mädchen, Kate und Maggie Fox, die 1848 den Rummel um die Séancen auslösten, indem sie ihrer Mom vormachten, bei ihnen zu Hause gäbe es einen Geist. Das schafften sie, indem sie eine Schnur an einen Apfel banden und damit unter ihren Betten herumpolterten. Das klang spaßig, aber ich wollte Charlotte ja nichts vormachen. Ich wollte doch bloß, dass sie die Dinge so sah wie ich: Rose war wahrscheinlich tot.
    Ich blätterte weiter. Veraltete Bilder von Séancen. (Würde ich Charlotte dazu überreden können, eine Séance abzuhalten? Wollte ich das überhaupt?) Leute, die etwas namens »Marginalplasma« ausspuckten oder anderweitig absonderten. Noch mehr alte Bilder. Harry Houdini. Arthur Conan Doyle. Langweilig, langweilig, nicht hilfreich, langweilig.
    Gegen Ende des Buches fand ich einen kurzen Abschnitt über Ouijaboards. Ein Ouijaboard ließ sich einfach beschaffen. Robin Greenbaum hatte eins; wir hatten es bei einer Pyjamaparty bei ihr ausprobiert. Aber da waren wir alle ganz aufgeregt und albern gewesen. Als wir uns schließlich wieder einkriegten und anfingen, es ernster anzugehen, hatte Robins kleine Schwester Theater gemacht und losgeheult. Danach beschlossen wir, nur noch mit »künftigen Geistern« zu kommunizieren – mit erfundenen Leuten wie »John Zappoaus dem Jahre 2095«. Das war Charlottes Idee gewesen; sie wollte Robins Schwester beruhigen. Ich wusste nicht, ob ich froh oder enttäuscht sein sollte. Konnte es wirklich so etwas wie »künftige Geister« geben, und wenn ja, was genau machte diese Geister weniger Furcht einflößend als vergangene?
    Auf jeden Fall wollte ich Rose gewiss nicht in eine solch alberne Aktion verwickeln. Und falls sie wirklich tot war – nicht angeblich tot oder »zukünftig tot« –, wäre es schrecklich respektlos, sie zum Thema eines Brettspiels zu machen.
    Traurig blätterte ich einige Seiten weiter. Vielleicht war es ja auch aussichtslos. Charlotte experimentierte zwar sehr gern mit meinem Kopf, interessierte sich jedoch weniger dafür, was tatsächlich in ihm vorging. Ich wollte ihr erzählen, was das war, hatte aber gleichzeitig Angst davor, was sie dann über mich denken würde. Womöglich würde sie mich dann hassen – so, wie sie mich in der zweiten Klasse mehrere Tage lang gehasst hatte, nachdem ich ihr mitgeteilt hatte, dass ich nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubte. Sie war an dem Nachmittag derart angewidert von mir gewesen, dass sie mich aus ihrem Haus warf. Und das, obwohl man doch meinen sollte, dass ich allen Grund gehabt hätte, von ihr genervt zu sein, weil sie an ihrem kindischen Glauben festhielt. Aber es endete andersherum. Ich musste mir den ganzen Nachmittag mit Mrs. Crowe zusammen öde Seifenopern angucken und nahm mir vor, wieder an den Weihnachtsmann zu glauben.
    Genauso war es mit dem Gedanken, dass Rose tot war. Wenn ich Charlotte das ins Gesicht sagte, könnte ich mich ebenso gut vor ihr aufschlitzen und ihr meine dunklen, widerlichen Eingeweide zeigen. Aber es ihr zu verschweigen wäre eine Lüge, was es noch hässlicher machte – ebenso, wie die ganze Zeit so zu tun, als könnten uns ein Becher oder eineBananenspange helfen, Rose zurückzuholen. Jedes Mal, wenn ich sie über all diesen Kram reden hörte, jedes Mal, wenn sie mich zwang, ihr etwas vorzugaukeln, war ich wütend auf Charlotte, weil ich mich dadurch noch verkorkster und fieser fühlte.
    »Was machst du da?«, fragte Charlotte, als sie ins Zimmer zurückkam.
    »Ich gucke mir bloß ein Buch an.«
    Sie zog es zu sich, und ich ließ sie, weil ich neugierig war, was sie wohl zu diesem Buch sagen würde, in dem es hauptsächlich um tote Leute ging. Vielleicht bot sich mir nun endlich eine Gelegenheit, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Charlotte blätterte

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