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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Papierblasen, in denen mit Filzstift all die Gemeinheiten geschrieben standen, die sie im Buch sagten. Als ich zusah, wie Charlotte vornehme Stoffpuritaner in einem Schuhkarton gruppierte, fragte ich mich, ob mein Schaubild nicht doch noch einiger letzter Verfeinerungen bedurfte.
    »Hey, wie kommt’s, dass wir das nie gelesen haben?« Rose blätterte eines der schwarzen Bücher durch, die auf Charlottes Teppich verstreut lagen.
    »Weil das für kleine Kinder ist«, erklärte Charlotte, während sie ein Stück Faden um ein schwarzes Stoffstück wickelte und damit die Taille einer ihrer Puritanerinnen festzurrte.
    »Sicher?« Rose leckte ihren Finger an und blätterte um. »Für mich sieht das nicht anders aus als die anderen. Lange, langweilige Artikel und eklige Bilder.«
    »Da geht es um Vampire und Werwölfe.«
    »Und die findest du nicht gut?«
    »Nee«, antwortete Charlotte und nahm sich fünf kleine Holzkugeln. »Die sind für die Köpfe. Meinst du, die muss man mit Sekundenkleber ankleben, damit sie halten?«
    »Kann schon sein«, sagte ich und beobachtete, wie sie jeder der Kugeln mit Buntstift ein Gesicht aufmalte. »Woher hast du die?«
    »Mein Dad war gestern Abend mit mir in einem Bastelladen in Manchester.«
    »Hmm«, machte ich und schluckte meinen Ärger herunter. Meine Mutter fand, dass man für Schulprojekte nicht unnötig Geld hinauswerfen sollte.
    »Wisst ihr, woran man einen Werwolf erkennt?«, fragte Rose hinter dem schwarzen Buch hervor.
    »Das ist einfach«, entgegnete ich. »Der ist groß, haarig und knurrt, bevor er einen anspringt und auffrisst.«
    »Nein, ich meine einen Werwolf in seiner menschlichen Form. Mal sehen ... Sie haben buschige Augenbrauen, die in der Mitte zusammengewachsen sind.«
    »Wie Tobys Bruder?«, fragte Charlotte.
    »Joe hat dunkle Augenbrauen«, sagte Rose, »und sie sind dicht, aber nicht buschig.«
    Charlotte zuckte mit den Schultern und machte sich daran, die zweite Holzkugel mit einem Gesicht zu versehen.
    »Ihre Ohren sitzen tief und weit hinten«, fuhr Rose fort. »Sie haben oft Kratzer und Schürfwunden vom Herumlaufen im Wald. Und sie sind behaarter als normale Leute.«
    »Hört sich an, als wäre Joe einer«, kommentierte Charlotte.
    »Na ja, Joe hat so viele Kratzer, weil er mit Metall arbeitet.«
    »Das behauptet er«, erwiderte Charlotte, die gerade ein zweites Auge auf die Holzkugel in ihrer Hand malte.
    Rose sah sie verärgert an, aber anscheinend fiel ihr nichts ein, was sie dagegen sagen konnte.
    »Charlottes Dad ist der haarigste Mann, den ich je gesehen habe«, warf ich ein.
    »Pfui!« Charlotte sah zu mir auf. »So was sagt man nicht über den Dad von jemand anderem.«
    »Und wie viele Männer habt ihr überhaupt ohne Hemd gesehen?«, wollte Rose wissen.
    »Eine Menge«, versicherte ich. »Am Strand.«
    »Ah, okay. Und du hast das überprüft?«
    Ich ignorierte die Frage, weil ich nicht sicher war, was sie bedeutete. »Aber ist er das nicht? Ist Charlottes Dad nicht behaarter als dein Dad?«
    Rose zögerte. »Ähm ... Weiß ich nicht. Also, ich sehe ihn ja nie in Badehose oder so.«
    »Musst du auch gar nicht«, erklärte ich. »Man sieht das schon an seinen Armen und seinem Hals.«
    Charlotte warf einen ihrer Miniköpfe nach mir. »Ich hab doch gesagt, du sollst nicht ...«
    »Charlotte hat recht, Nora«, pflichtete Rose mir bei.
    Eigentlich hätte ich den Mund halten sollen; schließlich wussten die beiden besser über Väter Bescheid als ich. Doch mir war, als hätte ich einen wunden Punkt getroffen, und ich wollte unbedingt weiterstochern. Gab es überhaupt Regeln, was Väter betraf? Wenn ja, waren das ihre Regeln, nicht meine.
    »Denen wachsen sogar manchmal Haare aus der Nase«, ergänzte ich deshalb mit fester Stimme.
    »Okay, Nora, hör auf«, bat Rose, seufzte und blätterte die Seite um.
    »Na gut«, murmelte ich achselzuckend.
    Charlotte machte sich wieder an die Arbeit. Ich zog den Holzkopf, den sie weggeworfen hatte, aus dem Teppich und ließ ihn in meiner Tasche verschwinden.
    »Werwölfe haben von Natur aus besonderen Appetit auf Kinder«, erklärte uns Rose.
    »Okay«, entgegnete Charlotte in gelangweiltem Ton. »Wenn du das sagst.«
    »Und sie fressen ihre Opfer auf scheußlichste Art: Sie verschlingen sie, solange ihre Herzen noch schlagen, und reißen ihnen die Kehle raus.«
    »Echt?«, fragte ich und befühlte automatisch meinen Hals. »Wie kann man denn jemandem die Kehle rausreißen? Beißt man nur den vorderen Teil

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