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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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sie oft gefragt habe, ob sie ihn gern küsste. Mann, war ich eine nervige Göre!«
    »Was hat er mit der Geschichte zu tun?«
    »Tja, soweit ich das bei dem Gerede im Lehrerzimmer mitbekommen habe, hatten sie ein paar Wochen vorher Schluss gemacht. Aber er behauptete, dass ihr Verschwinden für ihngenauso ein Schock sei wie für alle anderen. Und er hatte ein absolut wasserdichtes Alibi.«
    »Das wäre?«
    »Die gesamte Fußballmannschaft plus Trainer. Sie hatten an dem Tag ein Spiel in Fairville und waren hinterher Pizza essen. Noch bis spätabends saßen sie alle zusammen, sodass das Zeitfenster, in dem sie verschwand, allemal abgedeckt war.«
    »Warum haben die beiden Schluss gemacht? Weiß das jemand?«
    Charlotte zuckte mit einer Schulter. »Sie waren erst sechzehn. Muss es da einen wichtigen Grund geben? Aber welcher es auch gewesen sein mag, die Leute erzählen, er soll sauer auf sie gewesen sein. Andererseits hört sich das alles nach den typischen Sachen an, die hinterher immer behauptet werden.«
    »Ist er in letzter Zeit noch mal befragt worden?«
    »Falls ja, weiß man zumindest nichts davon. Er wohnt bis heute hier in der Gegend, hat eine Zeit lang für eine Versicherung gearbeitet, wurde dann aber entlassen. Ich habe gehört, dass er neuerdings als Barkeeper arbeitet, um für seine Familie was dazuzuverdienen. Ich hatte Porter geraten, Aaron aufzusuchen und mit ihm zu reden, doch das hat Dave abgelehnt. Er hielt es wohl für unpassend. Die Valley Voice ist immer noch ein ziemliches Käseblatt.«
    Ich überflog den Artikel noch mal.
    »Hier wird ja niemand aus der Straße zitiert«, stellte ich fest.
    »Er arbeitet noch an der Story ... ›Die fassungslosen Nachbarn‹. Die bringen sie wahrscheinlich morgen. Ich habe ihm angeboten, dass er in die Highschool kommen und mit einigen Lehrern reden kann. Die hätten auch einiges zu Rose zu sagen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na ja, Cheryl Griffin behauptet, dass Rose im September noch so munter und frech wie immer war, sich dann jedoch zusehends in sich zurückzog, einfach nicht mehr sie selbst war. Irgendwas stimmte da nicht.«
    »Mrs. Griffin. Französisch, oder?«
    »Richtig. Natürlich kann das aber auch demselben Effekt geschuldet sein, wie du ihn bei Aaron vermutest. Die Leute sagen hinterher etwas, und keiner kann mehr nachprüfen, ob es stimmt oder nicht.« Sie stand auf, steckte zwei Weißbrotscheiben in den Toaster und drückte den Hebel nach unten.
    »Aber ich glaube, das könnte stimmen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich war ja noch ein Kind und hätte solche Ausdrücke wie ›in sich zurückziehen‹ ganz sicher nicht benutzt, aber ich erinnere mich noch, dass ich dachte, mit Rose sei es im Sommer lustiger gewesen als dann im Herbst.«
    »Tja, entschuldige, doch auch das kann bloße Projektion sein. Schließlich warst du noch ein Kind. Und natürlich war im Sommer alles spaßiger: Während des Schuljahrs hatte Rose Hausaufgaben und solchen Mist, genau wie wir. Aber weißt du was? Ich höre mich noch mal ein bisschen im Lehrerzimmer um. Die kannten sie auf eine so andere Art als ich, dass es fast schon schräg ist.«
    »Wissen die denn, dass du Rose gekannt hast?«
    »Manche ja, manche nein.«
    Der Hebel des Toasters sprang federnd nach oben. Die Brotscheiben waren an den Rändern braun und in der Mitte beinahe schwarz. Charlotte warf sie auf einen Glasteller und brachte ihn zum Tisch.
    »Ich habe dich das gestern gar nicht gefragt«, wechselte ich das Thema. »Wie geht es denn deinen Eltern?«
    »Meiner Mom geht es ganz okay.« Charlotte biss in eine Toastscheibe. »Die MS beschert ihr mal gute und mal schlechte Tage. Im Moment fühlt sie sich fit genug, um mit dem Zug zu ihrer Schwester zu fahren. Aber wie es nächsten Monat sein wird, kann man nicht sagen. Und neuerdings beeinträchtigt die Krankheit ihr Sehen. Das ist schon beängstigend.«
    Ich nickte. Bereits vor einigen Jahren hatte Charlottes Mutter die Arbeit im Krankenhaus aufgegeben, weil sie zu krank wurde. Gerade wollte ich noch mehr fragen, als Charlotte bereits weitersprach.
    »Und bei meinem Dad ist alles wie immer. Du weißt, dass er eine Wohnung in West Hartford hat, oder?«
    »West Hartford? Nein, das wusste ich nicht.«
    »Er arbeitet in der Bankfiliale dort«, erklärte Charlotte.
    Wieder wartete ich auf Näheres, doch es kam nichts.
    Also strich ich mir Butter auf meinen Toast und versuchte, ein bisschen von der verkohlten Schicht abzukratzen – diskret natürlich, um Charlotte

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