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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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vertraute fluffige Konsistenz, die typisch für »Dunkin’ Donuts« war, und war zum Überquellen gefüllt mit jener unechten Vanillebuttercreme, die ich nicht mehr besonders mochte.
    »Mmm«, sagte ich.
    »Kaffee?«
    »Ja, gern, aber bleib sitzen. Ich hole mir welchen.«
    »Ach was.« Meine Mutter war schon aufgestanden und schenkte mir ein.
    Ich legte den Donut ab und beobachtete, wie die gelbe Füllung auf den hübschen Teller kleckerte.
    »Erinnerst du dich noch an Rose’ Mutter und die Packung Pekannuss-Kekse?«, fragte ich und nahm den Becher, den meine Mutter mir reichte.
    »Ja. Du meinst die, die sie für ihre Tochter hingelegt hatte und die Rose dann nie aufgemacht hat, weil sie nicht mehr nach Hause kam, oder?«
    »Genau.«
    »Das war sehr traurig. Man mag über Mrs. Banks sagen, was man will, aber sie hat ihre Mädchen geliebt.«
    Meine Mutter zog die Brauen zusammen, musterte mich über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg und meinte dann: »Weißt du, ich denke immer an dieses eine Mal. Es muss in unserem ersten Jahr in Waverly gewesen sein, denn du warst noch ganz klein, und Rose war damals wohl so elf oder zwölf. Ich glaube, damals sah ich sie sogar zum ersten Mal überhaupt. Ich half Mrs. Crowe mit irgendwelchen Pflanzen im Vorgarten. Es war am Memorial Day, wenn ich mich nicht irre. Die Familie Banks kam vorbei. Mr. Banks fuhr sehr langsam. Er war abgelenkt, schätze ich, denn Mrs. Banks schrie ihn an, furchtbar schrill und wütend. Rose und ihre Schwester saßen hinten im Wagen, und ich weiß noch, dass Rose einen Badminton-Schläger aus dem Fenster gestreckt hatte. Sie drehte den Schläger und schwang ihn vor und zurück, und dabei sah sie total vergnügt aus. Die Eltern bemerkten gar nicht, dass ihre Tochter halb aus dem Wagen hing, und sie schien von ihrer Schreierei nichts mitzubekommen. So war sie. Unbekümmert, meine ich.«
    »Du mochtest Rose nicht.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich habe oft darum gebettelt, dass du erlaubst, dass sie auf mich aufpasst, aber das wolltest du nicht.«
    »Nun ja, das war ja auch nicht nötig. Ich ging abends nicht aus, und Mrs. Crowe war immer da. Ihr machte es nichts aus, ab und an nach dir zu sehen. Aber, wie gesagt, Rose war auch ein bisschen zu gleichgültig. Das soll nicht heißen, dass ich sie nicht mochte. Sie war halt bloß nicht das, was ich mir unter einem Babysitter vorstellte. Erinnerst du dich noch daran, wie ihr alle zusammen zum Schlittschuhlaufen auf dem Adams Pond gegangen seid und Toby einbrach?«
    »Da war aber nicht nur Rose dabei. Paul und Joe waren auch mit. Außerdem ist Toby nur bis zu den Knien eingebrochen.«
    »Aber Rose war am ältesten. Sie war zu der Zeit dreizehn. Und sie hätte vernünftiger sein sollen.« Meine Mutter überlegte kurz. »Sie war das älteste Mädchen, meine ich.«
    »Und trotzdem durfte sie einmal bei mir babysitten.«
    »Ja, als sie älter war. Und nur das eine Mal, weil du so gebettelt hast. Ich glaube, ich hatte an dem Abend gar nichts vor und ging nur weg, damit wir beide ein bisschen Abwechslung hatten. Und richtig wohl war mir dabei nicht. Ehrlich gesagt kam es mir immer so vor, als würde sie nicht besonders gern babysitten. Mir schien sie eher der Typ Mädchen zu sein, der seinen Freund einlädt, sobald die Eltern der Kinder aus dem Haus sind ... oder so was.«
    »Das hat sie bei Charlotte nie gemacht«, widersprach ich.
    Meine Mutter nickte, legte eine Hand in ihren Nacken und befühlte gedankenverloren ihr Haar. »Ja, stimmt ...«
    »Stimmt ... aber?«
    »Na ja, nach dem einen Mal, das sie auf dich aufgepasst hat, ist etwas ... passiert. Und ich schwor mir, sie nie wieder auf dich aufpassen zu lassen. Tja, nur ein paar Wochen später verschwand sie, also kam es ohnehin nicht mehr dazu.«
    »Es ist etwas passiert?«
    Meine Mutter zögerte. »Ja. Im Krankenhaus.«
    »Ach so.«
    Das kannte ich bereits. Früher schon hatte ich, wenn ich diese oder jene Mitschüler oder Lehrer erwähnte, einen Schatten über ihr Gesicht huschen gesehen. Das bedeutete, dass sie die betreffende Person im Krankenhaus getroffen hatte und Dinge über sie wusste, die ich nicht erfahren durfte. Nur sehr selten hatte ich nachgefragt.
    »Was hast du gesehen?«
    »Ich sollte eigentlich nicht darüber reden. Das weißt du.«
    »Sie ist tot, Mom, und du hast es angesprochen.«
    Meine Mutter zuckte mit den Schultern. »Na gut. Sie wurde eines Nachts in die Notaufnahme eingeliefert. Auf einer Party hatte sie sich so schlimm betrunken,

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