Rosenrot, rosentot
durchgesessenen Sofapolstern, die mich wie eine klobige blaue Blüte umfingen.
Die Suche nach der Seele
November 1990
Nachdem wir unser Dogon-Muster auf die Erde gezeichnet hatten, streuten wir Brekkies aus, um Phil anzulocken. Wir waren uns einig, dass er sich sicher nicht konzentrieren könnte oder möglicherweise abgelenkt wäre, wenn wir die Katzenleckerlis in die Quadrate füllen würden. Toby brachte ihn für uns aus dem Haus und zog eine Grimasse, als ihm die kleine, rot getigerte Bestie Arme und Brust zerkratzte. Der Kater wurde noch biestiger, als er roch, dass er draußen war.
»Wohin wollt ihr ihn? WOHIN WOLLT IHR IHN ?«, schrie Toby, als der Kater sich zu befreien drohte.
»Hier. Setz ihn an den Rand«, wies Charlotte ihn streng an und zeigte auf die Stelle.
Toby lief zu dem Muster und kniete sich hin.
»Aaahhh!« Er verkniff das Gesicht, denn Phil hieb ihm die Krallen in die linke Schulter und stemmte sich ab.
Bevor wir auch nur die geringste Chance hatten, Phil zu den Brekkies zu locken, war er auch schon in das Gebüsch hinter Charlottes Haus geprescht und nicht mehr zu sehen.
»Mist!«, brüllte Toby.
»In meinem Garten wird nicht geflucht«, schimpfte Charlotte.
»›Mist‹ ist gar kein Fluch«, korrigierte ich sie.
Charlotte beachtete mich gar nicht. »Und was machen wir jetzt? Versuchen wir, ihn wieder einzufangen?«
»Das wird schwer«, stöhnte Toby.
»Vielleicht brauchen wir ihn ja überhaupt nicht mehr«, gab ich zu bedenken. »Vielleicht hat er uns schon gesagt, was er weiß.«
»Und was soll das sein?«, fragte Charlotte.
»Nichts. Vielleicht weiß er nichts.«
Ich sprach nicht an, dass Phil möglicherweise unsere Symbole einfach zu stümperhaft fand, denn ich wollte nicht noch einmal andeuten, dass mindestens eines fehlte.
Einen kurzen Moment standen wir reglos da, blickten auf das mit Katzenleckerlis umrahmte Raster und bejammerten stumm, was Phil uns angetan hatte. Keiner von uns rührte sich oder sagte etwas, als der blaue Ford von Mr. Hemsworth die Einfahrt hinaufrumpelte.
»Was macht ihr denn da?«, rief er uns beim Aussteigen zu.
Ich fand es merkwürdig, dass er uns deshalb so anbrüllte, denn am Tag davor – als Charlotte und ich das Raster gemalt hatten – war er vom Auto aus an uns vorbeigegangen und hatte bloß gesagt: »Hi, Mädchen.« War er etwa misstrauisch, weil Toby bei uns war? Dass Tobys Pony zu lang und seine T-Shirts schmierig waren, schien Erwachsene grundsätzlich mürrisch und misstrauisch zu machen. Und jetzt sah er wirklich übel aus, zerkratzt und abgerissen, als wäre er in einer Gang oder so.
»Das ist ein Diagramm«, fing Charlotte zu erklären an, »das uns verraten soll, was ...«
»Ihr habt ja das ganze Gras ausgerissen! Was habt ihr euch denn dabei gedacht? Wenn ihr Hüpfekästchen spielen wollt, malt euch das in der Einfahrt auf. Charlotte, ich weiß genau, dass du Straßenkreide hast. Ich habe dir selbst erst vor ein paar Wochen welche gekauft. Was hast du gemacht? Sie in deinem Zimmer verschusselt?«
»Das ist nicht Hüpfekästchen.«
Mr. Hemsworth griff nach seiner Gürtelschnalle und zog sich die Hose halb über den Bauch. Das tat er immer, wenner gerade kein Kleingeld in der Hosentasche hatte, mit dem er klimpern konnte.
»Was auch immer das sein soll, du darfst doch nicht einfach den Rasen ausrupfen! Und was sind das für kleine Dinger? Bonbons?«
»Ich habe das nur gemacht, weil es für einen guten Zweck ist«, verkündete Charlotte wichtigtuerisch.
»Charlotte, ich will davon nichts hören!«
»Es ist für Rose«, fuhr sie unverdrossen fort. »Es hilft uns, Rose zu finden.«
Die Hand von Mr. Hemsworth fiel von seiner Gürtelschnalle und baumelte nun an seiner Seite. Mir gekräuselten Lippen blinzelte er Charlotte an. Er mochte ja behaupten, dass er nichts hören wollte, aber er war offensichtlich trotzdem neugierig.
»Das sind keine Bonbons, sondern Katzen-Cracker. Wir haben Rose’ Kater und wollten, dass er über das Diagramm läuft. Und die Quadrate, in die er reingeht, sollten uns zeigen, wo sie ist.«
Mr. Hemsworth starrte Charlotte an, und sein Mund und seine Nase zogen sich zusammen, als würde er etwas Ekliges riechen. Sein Blick wanderte erst zu mir, dann zu Toby.
»Das Alien-Symbol hat nichts mit Lustigmachen zu tun, Dad«, versicherte Charlotte und zeigte auf das Raster. »Wir haben uns nicht über sie lustig gemacht. Aber es ist so, dass sie ganz ernst über Aliens und so geredet hat, kurz bevor sie
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