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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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erschrocken über meine Reaktion.
    »Ich weiß«, antwortete ich, hauptsächlich, um ihn zu beruhigen. »Okay« war das unromantischste Wort, das ich mir vorstellen konnte, erst recht aus seinem Mund.
    Entschlossen lehnte ich mich an ihn. Wir sanken auf die Kissen und küssten uns, bis es aufhörte, sich komisch anzufühlen.
    »Nora«, sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
    »Vorsichtig«, kicherte ich. »Du drückst die Locken ganz platt.«
    »Die brauchst du doch nicht mehr, oder?«
    »Ich weiß nicht. Sollen wir nicht morgen noch frisiert sein, wenn wir uns zum Frühstück im ›Friendly’s‹ treffen?«
    »Das ist egal, denn wir sind beide nicht eingeladen.«
    Ich lachte, als wäre das unsagbar witzig, küsste ihn wieder und fragte mich, ob ich es mit dieser von Wodka beseelten neuen Nora womöglich übertrieb. War es wirklich der Wodka, der aus mir sprach, oder hatte ich mich im Grunde immer schon so benehmen wollen? Vielleicht verbarg ich hinter alldem Haar und tief unter der bleiernen Stille einen Teil von mir, der richtig verdorben war. Wir rollten uns eine Weile auf dem Bett hin und her. Unsere Hände wanderten auf unseren Rücken auf und ab. Doch dann unterbrach Toby das Ganze noch einmal und stützte sich auf einen Ellbogen.
    »Also, Nora.«
    »Was?«, fragte ich und versuchte, schüchtern zu lächeln.
    Er wurde ernst. »Findest du, dass unser Haus komisch riecht?« Anscheinend hatte mein verunglücktes Lächeln wie ein Naserümpfen ausgesehen.
    »Ähm ... nein«, antwortete ich wenig überzeugend.
    »Es liegt an dem Kriechkeller. Man kann hier putzen, so viel man will, von unten zieht immer der Geruch hoch. Echt übler Schimmel.«
    »Mhm. Tja, das ist okay. Es ist schließlich ein altes Haus, oder?«
    Offensichtlich war er ebenfalls ein bisschen betrunken. Ich wusste nicht, was mich zu der Annahme verleitet hatte, er könne viel mehr vertragen als ich; schließlich hatte ich noch nie gehört, dass er trank. Vielleicht war es, weil sein Bruder und sein Dad in dem Ruf standen, einiges zu verkraften. Doch immerhin redete Toby jetzt über Schimmel, wo wir uns doch eigentlich küssen sollten. Also küsste ich ihn.
    »Nora«, begann er wieder.
    »Ja?«
    »Wieso warst du in letzter Zeit so still? Ich bilde mir ein, dass du mehr geredet hast, als wir noch Kinder waren. Wann genau hast du damit aufgehört?«
    »Weiß ich nicht mehr«, erwiderte ich und merkte, wie mein feucht-fröhliches Ich sich wieder verzog. »Aber jetzt rede ich ja, oder nicht?«
    »Ja«, bestätigte er und rückte näher an mich heran. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht.
    »Ja«, echote ich.
    »Wenn du nichts sagst, fangen die Leute nämlich an zu denken, dass du Geheimnisse hast.«
    »Nein.« Ich blickte auf seinen muskulösen Arm und seine schöne Hand. »Sie hören auf, überhaupt an einen zu denken. Das ist es, was sie tun.«
    »Ich nicht.«
    »Okay. Du nicht.«
    »Darf ich dich was fragen? Ich meine, du musst nicht antworten, wenn du nicht willst.«
    »Okay.«
    »Warum hast du das gemacht? Letztes Jahr? Als du die Tabletten geschluckt hast?«
    Mein Gesicht war bereits vom Alkohol gerötet, daher musste ich nicht mehr rot werden. Für einen Moment schloss ich die Augen und überlegte. »Das ist schwer zu erklären.«
    »Ja? Dachte ich mir.«
    Ich war mir nicht sicher, ob das sarkastisch gemeint war, deshalb setzte ich mich auf.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich wollte nicht, dass es sich so anhört.«
    »Ist schon gut«, erwiderte ich achselzuckend. »Übrigens bist du bisher der Erste, der mich nach dem Grund fragt.«
    »Gibt es da ein Geheimnis?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstanden hatte, und schüttelte den Kopf.
    »Nein, es ist kein großes Geheimnis. Ich war einfach deprimiert, schätze ich. Oder ... zumindest war das mit ein Grund.«
    »Deprimiert weshalb?«
    Ich blickte in sein nur noch ganz leicht schielendes Auge und versuchte, nicht auf das andere zu achten, mit dem er mich ungewöhnlich aufmerksam beobachtete.
    »Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll ...«
    »Na, irgendwas muss doch gewesen sein. Irgendetwas, was dich dazu gebracht hat.«
    Ich sah ihn an, dann legte ich eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir herüber. Ich ließ ihn meinen Hals küssen und hoffte, er würde darüber seine Frage vergessen.
    Toby umarmte mich fester. »Ich wollte es dir gleich sagen, als es passiert ist. Ich wollte dir sagen, dass ich es verstehe.«
    »Was?«
    »Ich

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