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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Flamme des Herrn, dass auch viele Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen, noch die Ströme sie ertränken. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so gälte das alles nichts.‹
    Das Hohelied.
    Dag...
    Sie schloss die Augen. Der Gang der Zeit. Alles, was danach geschehen war ...
    Aber damals, genau da, war es unwiderstehlich gewesen. Er konnte die Worte auswendig, wie ein sprudelnder Quell. Er kniete in diesem rosenroten Restaurant und hatte sich die ganze Mühe gemacht. Ihretwegen. Der Liebe wegen. Das lange, verzwickte Zitat, der Ring mit der Gravierung, die roten Rosen, das Knie auf dem Fußboden der Stammkneipe. Schwer zu vergessen. Unmöglich zu verdrängen.
    Und jetzt? Warum jetzt? Aufgrund eines rücksichtslosen Porsches? Wohl kaum.
    Kaum deshalb.
    Sie schüttelte den Kopf und schob den Ring wieder auf den Finger.
    Wie ein Pflaster. Auf die Wunde.
    Dann trocknete sie sich ab und zog sich an. Die Zeit war ihr nicht gnädig, sie würde ein paar Minuten verspätet erscheinen. In der Kampfleitzentrale, dem total fehlbenannten kleinen Konferenzraum, in dem die A-Gruppe sich zu ihren morgendlichen Sitzungen zu treffen pflegte.
    Sie rannte durch die Korridore und die Treppen hinauf und gelangte auf sicheres Gelände. A-Gruppen-Gelände. Die Tür der Kampfleitzentrale war nur angelehnt. Davor stand eine keineswegs unbekannte Gestalt und zeigte albern auf eine nicht vorhandene Uhr am Handgelenk.
    Diese dämliche Geste.
    Besonders bei Paul Hjelm, der in seinem ganzen Leben bestimmt noch nie eine funktionierende Uhr am Handgelenk hatte.
    Er massierte sein unerwartet gut rasiertes Kinn. Als wisse er, was ihnen bevorstand. Als habe er einen Insidertrip bekommen.
    Der Scheißkerl.
    Aber das dachte sie erst eine Minute später.
    »Wir sollen zu Hultin rein«, sagte er nur.
    »Wer wir?« sagte sie.
    »Du und ich«, sagte er.
    »Was du nicht sagst«, sagte sie.
    »Nicht wahr?« sagte er.
    »Und die anderen?« sagte sie.
    »Die nicht«, sagte er.
    Es war mit anderen Worten ziemlich ätzend.
    Sie traten an die Tür von Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin. Sie war geschlossen. Sie klopften.
    Und traten ein.
    Hultin saß hinter seinem Schreibtisch und sah aus wie immer. Alles andere hätten sie auch als schockierend empfunden. Nicht wie immer war dagegen, dass noch jemand anwesend war.
    Es war selten jemand außer Jan-Olov Hultin in Jan-Olov Hultins Büro. Und wenn andere Personen anwesend waren, handelte es sich meist um Mitglieder der A-Gruppe. Oder – ein bisschen weniger willkommen – um Waldemar Mörner, den formellen Chef der A-Gruppe, den Reichskasper. Der Mann, der neben dem Schreibtisch stand und stramm aussah, gehörte keiner der genannten Kategorien an. Er war ungefähr in Pauls und Kerstin Alter, vielleicht etwas über vierzig, verfügte jedoch über etwas, was ihnen fehlte – und sie wussten, dass es ihnen fehlte. Einen autoritären Blick.
    Und natürlich einen dunklen Anzug.
    Kerstin warf einen Blick auf Paul. Er stand wie versteinert.
    Hultin befingerte seine Nase. Weil sie ziemlich umfangreich war, dauerte das eine ganze Weile. Nachdem dieses Projekt abgeschlossen war, sagte er neutral: »Paul, du kennst ja Kommissar Niklas Grundström.«
    Niklas Grundström streckte die Hand aus, Paul Hjelm tat das gleiche, wenn auch mit erkennbarem Widerwillen. Kerstin streckte ihre Hand aus. Sie fühlte sich ein wenig außen vor.
    »Niklas Grundström hat jetzt die Abteilung für interne Ermittlungen unter sich«, fuhr Hultin fort.
    »Ich hatte schon vermutet, dass es so kommen würde«, sagte Paul Hjelm.
    »Er will eure Hilfe.«
    Da ging Kerstin ein Licht auf. Vor Urzeiten. Paul war wegen Regelwidrigkeiten im Zusammenhang mit einer Geiselnahme in Hallunda angeklagt gewesen. Der damals die Klage geführt hatte, war kein anderer als Niklas Grundström. Und es war Jan-Olov Hultin, der ihn damals gerettet hatte.
    »Hilfe?« fragte Paul Hjelm skeptisch. »Er will unsere Hilfe?«
    »Wie wäre es, wenn du mit ihm selbst redest«, sagte Hultin grantig.
    Grundström fuhr sich durch sein blondes Haar – das bedenklich schütter geworden war, dachte Paul mit Genugtuung.
    Das nahm Kerstin auf jeden Fall an.
    Grundström räusperte sich und sagte: »Habt ihr heute schon die Schlagzeilen gelesen?«
    Kerstin seufzte. Na gut denn. Sie sollte nicht darum herumkommen.
    »Was ist passiert?« fragte Hjelm kurz.
    »Wir wissen es nicht sicher«, sagte Grundström. »Wir hoffen, dass ihr es für uns

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