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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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bringt
ihn auf raffinierte Weise dazu, das Zeug zu schlucken.«
    Mehr aus dem Unterbewusstsein heraus betete er gedämpft die alte
Binsenweisheit her: »Drei gute Gründe gibt es für einen Mord. Liebe, Hass und
Geld.«
    »Oder«, warf Schuster mit gerunzelter Stirn ein, »man will jemanden
aus dem Weg räumen.« Schuster griff zu der Lupe auf Ottakrings Schreibtisch und
betrachtete das Foto. »Sieht so aus, als habe er noch eine Hand nach der Tür
ausgestreckt. Aber das bringt uns auch nicht weiter.« Er klatschte in die
Hände. »Also, auf geht’s, Ottakring! Fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich besorg
schon mal den Durchsuchungsbefehl.«
    »Du nimmst dir den Voglwirt vor«, wies Ottakring Chili an.
Sie hatten beide noch nicht gefrühstückt und waren unter den ersten Gästen im
Café Aran unter den Arkaden am Max-Josefs-Platz, wo man mit »Brotgenuss und
Kaffeekult« warb. »Finde einfach heraus, wie Kirchbichler gelebt hat. Wie,
wann, wo, mit wem. Okay? Und – nimm dir jemand mit, wenn du seine …«,
er spitzte die Lippen, »… Junior-Suite durchsuchst. Ich kümmere mich um
den anderen Kram.«
    Chili biss entzückt in ihr Krabben-Schnittlauch-Brot.
    »Wenn ich fertig bin, komme ich zum Voglwirt nach. Um zu
kontrollieren«, sagte er drohend.
    Ihn störte etwas. Die ganze Zeit über hatte er schon darauf
herumgekaut. Und jetzt funkte es. Diese Rosenverkäuferin. Was hatte sie auf
Scholls Beerdigung zu suchen gehabt?
    *
    »Hey, Eva M., Sie kennen sich in Rosenheim aus. Geben
Sie mal ein Urteil ab über den Voglwirt. So?« Chili reckte den rechten Daumen
nach oben. »Oder so?« Daumen nach unten.
    »Absolut mega«, sagte Eva M. und stieß mit ihrem Daumen fast an
die Decke. »Ich war als Miss Herbstfest auf einer Promotion hier. Das war
einsame Spitze gewesen. Weltklasse.«
    »Gibt es außer dem Hoteldirektor jemanden in dem Haus, der über
alles Bescheid weiß?«, fragte Chili. »Sozusagen privat?«
    Eva M. überlegte kurz. »Frau Riemerschmid vielleicht«, sagte
sie. »Aber wollen Sie mir nicht sagen, worum’s geht? Geht’s vielleicht um
Kirchbichler?«
    Donnerwetter, die Kleine war fix. »Wenn Sie mich fragen würden, ob
meine Frage einen dienstlichen Hintergrund hat, würde ich es glatt bejahen.«
Sie setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf. »Sagen Sie, Eva M., wer ist
Frau Riemerschmid?«
    Frau Riemerschmid war dreiundachtzig Jahre alt und hatte
ein lebenslanges Wohnrecht im Voglwirt. Ihr hatte das Grundstück gehört, auf
dem das Hotel errichtet worden war. Fakten wie diese hatte Chili schon recherchiert,
bevor sie ihren Fuß in das Haus setzte. Einen Abzug von Dr. Vachs Saunafoto und
den Durchsuchungsbefehl hatte sie in der Tasche. Ein Erkennungsdienstler vom K3 begleitete sie.
    Chili hatte etwas gegen jede Demonstration von Macht. Oft genug hatte
sie sich vor Augen geführt, wie sie sich fühlen würde, wenn jemand in ihre
Wohnung platzte, ihr eine Metallmarke und ein Stück Papier unter die Nase
hielte und anfangen würde, alles auf den Kopf zu stellen. Entsprechend
zurückhaltend ging sie vor. Zunächst wollte sie sich beim Hausherrn vorstellen.
    An der Rezeption, die in symmetrisch gemasertem Holz gearbeitet und
von versenkten Leuchten erhellt wurde, warf sie zunächst einen tiefen Blick in
einen geparkten Kinderwagen. Ein schlafendes Baby mit nach oben weggestreckten
Ärmchen lag darin. Chili widerstand der Versuchung, hineinzugreifen und das
Kind zu streicheln oder auf den Arm zu nehmen. Andere Leute halten sich
Haustiere, dachte sie einmal mehr. Ich möchte ein Baby. Ein Anflug von
Zärtlichkeit huschte über ihr Gesicht. Sie seufzte leise. Nie war es ihr
vergönnt gewesen, eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Der Dienst mit all
seinen Unregelmäßigkeiten und Unberechenbarkeiten machte alles zunichte.
    »Robert Speckbacher. Assistent der Hotelleitung. Der Herr Direktor
ist leider in Berlin bei einem Tourismus-Meeting. Womit kann ich Ihnen helfen?«
Dicklicher Typ, Trachtenanzug, langweilig gestreifte Krawatte.
    Chili war das kurze Erschrecken in den Augen des Mannes nicht
entgangen, als sie ihm dezent ihre Marke zeigte und den Kollegen vom K3,
Erkennungsdienst, vorstellte. Der ED ler
hieß Bruni und war ein Langhaariger mit schmalem, knochigem Gesicht und
Hornbrille. Chili kam gleich zur Sache. »Wir sind hier, um die Ursache für
Herrn Kirchbichlers Tod aufzuklären. Wir wollen uns ein bisschen umsehen –
zum Beispiel in seiner Suite.«
    »Und in der Sauna«, fügte der ED ler
hinzu.

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