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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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»Nein, nicht, wie Sie vielleicht
denken. Aber vorher muss ich meinen Professor verständigen.«
    Sie griff hinter sich und holte ein Handy hervor.
    Ottakring nahm ihr das Gerät entschlossen aus der Hand und zückte noch
einmal das Amtspapier. »Nein, Sie werden niemanden anrufen. Jetzt lassen Sie
uns erst einmal hereinkommen, legen Ihr Handy weg und schließen die Tür. So.
Und jetzt werden wir an unsere Arbeit gehen. Ich wiederhole: Niemanden werden
Sie anrufen, haben Sie verstanden?«, sagte er eindringlich. Bruni wies er an:
»Sie nehmen bitte nachher die Personalien der Dame auf.«
    Alex stellte sich verzückt vor ihn hin, glitzernde Augen, das
Gesicht rot wie ein Weihnachtsapfel, die Hände wie zum Gebet gefaltet. »Na gut,
Herr Kommissar, nein, Herr Kriminalrat, ich vertraue Ihnen hundertprozentig.
Sie sind also im Besitz eines Durchsuchungsbefehls. Die Durchsuchung dient
folgenden Zwecken: Erstens der Ergreifung eines Täters oder des Teilnehmers an
einer Straftat. Zweitens der Auffindung von Spuren oder Beweismitteln. Was hat
er denn angestellt, mein Professor?« Der Blick, mit dem sie ihre Besucher
umfing, hätte einen Gamsbock aus seinem Versteck gelockt.
    Ottakring wollte ein kurzes Wort der Erklärung abgeben, da kam ihm
Alex schon wieder zuvor.
    »Nein, halt, sagen Sie nichts. Ich will’s gar nicht wissen. Sie
werden Ihre Gründe haben. Wenn Sie, Herr Kriminalrat, eine Durchsuchung
durchführen, dann hat das wahrhaft gute Gründe. Ich weiß noch, wie Sie Bruno
Gonski gefasst haben, damals. Wie lange ist das her mit Bruno Gonski? Dem
Serienmörder, der es auf die berühmtesten Geigerinnen Münchens abgesehen hatte?
Sechs Jahre oder sieben? Und der Fall mit den Toten im Boot am Chiemsee, wie
lang ist das her? Vier Jahre? Fünf? Den haben Sie ja in null Komma nix gelöst.
Und jetzt ist die Gschicht beim Voglwirt vorgefallen, von der man noch gar
nicht genau …«
    Alex riss den Mund auf und hielt die Hand davor. Ein quieksendes
Geräusch schwebte durch den Flur. »Mei, sind Sie vielleicht hier, weil Sie
wegen der Gschicht beim Voglwirt ermitteln? Mei, das ist ja cool. Echt geil ist
das, Herr Kriminalrat. Und ich bin soooo stolz, Sie kennenlernen zu dürfen. Sie
können alles von mir haben.«
    Bruni warf Ottakring einen neidischen Blick zu.
    Ottakring hatte den Wortschwall nicht mehr bis zum Ende angehört. Er
hatte sich Handschuhe übergestreift, kniete vor der Kommode im Korridor und
untersuchte die Schubladen.
    »Ach, entschuldigen Sie bitte. Kommen Sie doch mit. Ich führe Sie
ins Wohnzimmer.« Bis Alex sich aus ihrer Verzückung gelöst und ihnen einen Krug
voll Wasser gebracht hatte, hatte Ottakring den Rosenstrauß auf dem Couchtisch
im Wohnzimmer schon längst entdeckt.
    Bruni nahm gerade Fingerabdrücke an zwei benutzten Gläsern ab, die
achtlos in einer Ecke standen. Mit schiefem Mund sagte er über die Schulter:
»Gut, dass Sie wieder einmal darauf bestanden haben, den Überraschungseffekt zu
nutzen. Hätte Morlock von der Durchsuchung gewusst, hätte er alles Mögliche
verschwinden lassen können.«
    »Das stimmt«, warf Alex ein. »Wir haben nichts gewusst. Ohhhhh, wie
souverän von Ihnen, Herr Kriminalrat. Echt cool!«
    In seiner Ecke meckerte Bruni vor Vergnügen wie eine Ziege.
    Ottakring versuchte sich auf seine Mission zu konzentrieren. Der
Professor stand nicht unter Mordverdacht. Er war ein unbescholtener Mann, der
weder silberne Löffel geklaut noch einen Einbruch begangen noch mit 1,2 Promille
Auto gefahren war. Er hatte einfach das Pech, eine Affäre mit einer Frau
zugeben zu müssen, die seit heute wegen Mordverdacht in U-Haft saß. Ottakring
besaß keine konkreten Anhaltspunkte, wonach er in der Wohnung hätte suchen
sollen. Eines Beweises, dass sich Katharina Silbernagl in dieser Wohnung
aufgehalten hatte, bedurfte es nicht mehr. Selbst wenn Bruni im professoralen
Schlafzimmer eine bisher unbekannte Spezies von Kondomen aufstöbern würde, wäre
das kein wahrer Ermittlungserfolg. Eine Theorie allerdings spukte durch
Ottakrings Hirn. Kathis Wohnung und das, was sich darin befand, war so
spektakulär unauffällig gewesen wie eine Arrestzelle. Ottakrings Riecher hatte
ihn schon häufig zu einem Ergebnis geführt, das er vorher nicht entfernt für
denkbar gehalten hätte. Unterstützt wurde sein Eifer von der Tatsache, dass
Morlock am Vorletzten jeden Monats die Miete für Kathis Wohnung am
Ludwigsplatz 5
überwiesen hatte.
    Ottakring hatte noch ein paar qualvolle Minuten

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