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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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schick aufgemachtes Wasser«, hatte
Lola am Telefon zu Ottakring gesagt. »Ich komm trotzdem. In der Höh, da taut’s
ja nicht. Wir werden schon noch ein Fleckerl finden zum Skifahren.« Obwohl ihr
kaputtes Auge in einem Zustand war, der nichts Gutes versprach.
    Noch fünf Tage bis zur Entscheidung.
    Ottakring freute sich auf Lola. Am Abend wollte sie mit dem Zug aus
München kommen und bei ihm schlafen. Doch vorher musste er seine Arbeit
durchziehen.
    Er brachte seine Wohnung halbwegs in Ordnung, streifte die
wasserfesten Stiefel über, schlang sich einen dicken Schal um den Hals und
machte sich, den Durchsuchungsbefehl in der Tasche, zu Fuß auf den Weg. Auf
einen Regenschirm verzichtete er. Im Nieselregen schlenderte er durch den
menschenleeren Riedergarten, der im Sommer einem Rosenmeer glich. Zwei
bläuliche Eichelhäher standen in seiner Nähe im nassen Schnee und schimpften
heftig mit ihm. Unwillkürlich musste Ottakring an die kommende
Landesgartenschau denken. Lola hatte bereits Sendezeit für die Schau eingeplant
und einen Moderator darauf angesetzt.
    Rosenheim, als eine von einer Vielzahl von Wasserläufen durchzogenen
Stadt, würde ein völlig neues Profil erhalten. Blumenhalle, Gärtnermarkt,
Blütenfluss, Innbalkon, Kastanienterrasse, Bachgärten, Innspitz, Mühlbachbogen,
Staudengarten, Mangfalldeich – für Ottakring waren das keine Fremdworte
mehr. Selbst das König-Ludwig-Schloss Herrenchiemsee würde einbezogen werden.
    Als er vom Grünen Markt in die Weinstraße einbog, erfasste ihn ein
Wind, der wie der Luftzug in einem Kamin die Straße hinunterpfiff. Ihm war
kalt, und die tiefen Pfützen im Pflaster rochen wie ranzige Butter. Doch als
sich unverhofft ein paar dicke Sonnenstrahlen durch die Häuserfluchten
quetschten, wurde es auf einmal wunderbar licht. Die Helligkeit blendete fast.
Über ihm zeichneten sich vor dem Blaugrau der Wolken die Flügel eines großen
schwarzen Vogels ab, der sich schreiend von den Böen emportragen ließ.
    Professor Karl Hermann Morlock bewohnte eine Eigentumswohnung in der
Adlzreiterstraße. Die Lage hat alle Vorteile, wenn der Herr erst einmal
pensioniert wird, dachte Ottakring belustigt. Da hat er es nicht weit zum
Klinikum und nicht weit zum Friedhof.
    Ottakring hatte sich Bruni, den langhaarigen ED ler,
gewünscht. Er brauchte einen Zeugen. Und einen, der sofort Beweise sichern
konnte. Morlock hatte sich zwar bisher halbwegs kooperativ gezeigt. Aber
Ottakring wollte auf Nummer sicher gehen.
    Das dreistöckige Haus war ziemlich alt, wie viele Häuser in dieser
Gegend. Bruni stand schon da. Er breitete die Arme aus, als der Kriminalrat
durch den Regen herangestapft kam. Sein Tatort-Köfferchen wartete im
überdachten Eingang zum Haus. Der Kriminalrat entging der Umarmung und streckte
die Hand aus.
    Bruni drückte sie voller Begeisterung.
    Ottakring schüttelte sich wie ein Hund, dass die Tropfen flogen. Er
spürte, wie sein Nacken kalt geworden war, er merkte, wie ihm dicke Tropfen aus
dem nassen Haar über Ohren und Wangen rollten. Dann hielt er den Finger fünf
Sekunden lang auf der Klingel neben dem Schildchen, auf dem »Morlock« stand.
Fünf Sekunden waren eine probate Zeit, um jemanden einzuschüchtern.
    Sie wurden eingelassen, und im zweiten Stock stand die Tür offen.
Selbstverständlich hatte Ottakring die Anwesenheit Professor Morlocks erwartet.
Es war Nachmittag, und Morlock hatte keine Vorlesung. Doch vor ihnen im Flur
der Wohnung, auf deren Messingschild sein Name in Arial-Buchstaben eingeprägt
war, stand eine zarte Gestalt im Abiturientenalter von augenfälliger
Weiblichkeit. Die junge Frau hatte ein winterliches Gesicht, große blaue Augen
und eine perfekt gewellte Frisur, wie man sie in alten Filmen sieht.
Himbeerrotes Wollkostüm über weißer Seidenbluse, um den Hals ein schmales Band
mit Glücksbringern.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, fragte sie die beiden Männer.
    Bruni war begeistert. Ottakring hatte Mühe, ihn davon abhalten, die
Frau zu umarmen oder gar zu küssen. Er wies sich aus, stellte Bruni vor, hielt
die Polizeimarke und den Durchsuchungsbefehl hin. »Wir wollen zu Professor
Morlock. Wo ist er?«
    Lange betrachtete die junge Frau seinen Ausweis. Sie machte den Mund
auf, schloss ihn wieder und himmelte ihn voller Entzücken an.
    »Was, Sie sind der berühmte Kriminalrat Ottakring? Josef Ottakring?
Ich bin Alex, die Haushälterin. Nebenbei studiere ich Jura. Ich werde Ihnen zu
Diensten sein.« Sie kicherte etwas albern.

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