Rosentod: Thriller (German Edition)
beleuchtet wird. Dicke Perserteppiche bedecken den Boden, auf dem zwei riesige Billardtische stehen, an denen gerade gespielt wird. Ein paar junge Burschen schauen zu. Alle in Jackett, viele mit Krawatte und ein paar davon sogar in der Uniform der Chargierten. Franziskas Erscheinen stört die gewohnte Clubatmosphäre. Es sorgt für Unmut.
„Was willst du hier?“, fragt der stämmige Gottfried Tesslar ungehalten, rückt die Brille zurecht, legt die Queue zur Seite, entschuldigt sich bei seinen Studienkollegen und drängt sie ins Nebenzimmer.
„Küss mich“, fordert die junge Frau mit rauer Stimme. Einen Moment lang steht Tesslar auf der Leitung. Dann tut er ihr den Gefallen.
„Und? Was ist los?“, fragt er, als er sie wieder loslässt.
„Eine Kriminalbeamtin hat sich bei mir nach dir erkundigt“, erzählt das Mädchen düster. „Und nach Elke.“
„So?“, erwidert Tesslar kühl, streicht ihr durchs Haar und sieht sich misstrauisch um. „Weiß sie von uns?“
„Bist du verrückt?“
„Nur mit der Ruhe. Komm. Setz dich. Lass uns reden.“
***
Zum selben Zeitpunkt schwitzt Chefinspektor Joe Maringer beim wöchentlichen Boxtraining. Wie immer verausgabt er sich dabei so sehr, dass er nach dem Sparring fast nicht mehr stehen kann.
Keuchend nimmt er den Kopfschutz ab, zieht die Boxhandschuhe aus und schüttelt seinem Sparringpartner die Hand. Genug für heute. Ausgepumpt wankt er in den Umkleideraum, zieht sich aus und verschwindet unter die Dusche.
Wie es seine Gewohnheit ist, trägt er auch heute wieder schwarz, als er vorm Sportzentrum in seinen Geländewagen klettert. Diese Müdigkeit nach dem Training will er sofort ausnützen.
Wenn er Glück hat, beschert ihm die Erschöpfung ein paar Stunden tiefen, traumlosen Schlaf, ehe ihn seine Ruhelosigkeit wieder ins Freie treibt. Wie in Trance fährt der Chefinspektor nach Hause, trinkt dort noch rasch ein Glas Wasser und geht sofort zu Bett.
Ab zwei Uhr früh ist er wieder hellwach.
Obwohl er sonst meist nur am Wochenende ausschwärmt, steht er auf, wäscht sich, kleidet sich an und springt ins Auto. Eine halbe Stunde später parkt er seinen schwarzen Jeep in der Südbahnstraße. Ihm gegenüber liegt Ullas Haus. Die Fenster sind dunkel. Niemand ist zu sehen.
Der Chefinspektor wartet noch, bis die Sichel des Mondes hinter einer Wolkenbank verschwindet.
Dann steigt er geräuschlos aus und versperrt den Wagen.
***
Mittwoch, 20. März.
Diese unsägliche Kraftanstrengung, die sie heute allein schon das Aufstehen kostet.
Ullas Kopf brummt. Kiefer und Rippen schmerzen bei jedem Atemzug. Ein Schmerzpräparat geschluckt, raus aus dem Bett und ins Badezimmer geschlurft. Schlaftrunken.
Morgentoilette und anziehen. Ulla wählt einen halblangen, dunklen Rock, eine hellblaue Bluse, den marineblauen Pullover, die schwarze Jacke und bequeme Schuhe. Heute wird sie in ihrer Lieblingsbäckerei frühstücken. Ein Croissant und eine Tasse Tee.
Eine Stunde später. Ulla sitzt im Büro und versucht, die Erkenntnisse der letzten Tage miteinander zu verknüpfen. Danach besorgt sie sich die Telefonnummer des österreichischen Sicherheitsattachés in Spanien.
Das anschließende Telefonat mit der Bitte um polizeiliche Überprüfung und Vernehmung des Studenten Ramon Jesús Ramirez durch die iberischen Kollegen, inklusive einer Fahndung nach Elke Röhm in Spanien dauert keine Viertelstunde. Es folgt eine Mailanfrage an alle Fluggesellschaften, ob eine Person namens Elke Röhm bei ihnen einen Auslandsflug buchte. Als das erledigt ist, fällt ihr Frank ein.
Was sagt ihr Bankbetreuer? Auf ihr Konto wurde noch kein Geld einbezahlt? Wütend versucht sie, Frank telefonisch zu erreichen, aber der hebt einfach nicht ab. Wahrscheinlich will er nicht mit ihr reden. Was glaubt der Kerl eigentlich? Na, dem wird sie es zeigen!
Joe Maringer kommt und berichtet von seinen Erhebungen. Mit vier Sexualstraftätern, denen er aufgrund ihrer Vorgeschichte die Entführung Elke Röhms zutrauen würde, sei er bereits in Kontakt. Alle hätten ein wasserdichtes Alibi. Er gehe seine Liste aber weiter durch. Sie könne sich auf ihn verlassen.
Ullas Schmerzen an den Rippen sowie an Kinn und Kiefer nehmen zu. Sie schluckt eine Tablette. Gegen halb elf ein kurzes Telefonat mit der Montanuniversität. Ulla will mit Elkes Professoren reden und vereinbart einen Termin. Eine Stunde später trifft sie auf das Kollegium, darf ein paar Fragen stellen, erfährt aber nichts Neues.
Als sie die Uni
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