Rosentod: Thriller (German Edition)
die Gäste an ein paar zierlichen Tischen Platz finden.
Es riecht nach Wiener Schnitzel.
Die Gäste an den Tischen gegenüber schenken der Kriminalbeamtin keine Beachtung. Ulla isst ein kleines Gulasch und trinkt Mineralwasser. Eine Kombination, die ihr ein amüsiertes Kopfschütteln der drallen Kellnerin eintrug. Sie ist gerade dabei, sich der Dessertangebote zu erwehren, als die Medizinstudentin Katja Fröhlich eintritt. Eine etwas zu groß geratene Rothaarige in dunkelgrünem Mantel, mit lustigen Sommersprossen um die Nase. Ziemlich schlank. Das kurze, blaue Wollkleid lässt ihre etwas zu dünnen Beine ganz gut zur Geltung kommen. Katja war mit Elke Röhm am örtlichen Gymnasium und zog dann wegen ihres Studiums nach Graz. An den Wochenenden gehen die beiden ab und zu noch miteinander aus. Wird zumindest behauptet.
Die Studentin weiß von Elkes Verschwinden. Sie hält den Blick zu Boden gerichtet, und der ganze Körper wirkt unruhig. Das Treffen scheint ihr unangenehm zu sein. Sehr sogar.
Nachsichtig lächelnd gibt Ulla der Kellnerin einen Wink, bestellt zwei Kaffees und mustert die junge Dame gegenüber mit gelassenem Blick. Schweigend. Irgendwann wird der Studentin der Blickkontakt so unangenehm, dass sie errötet. Da fragt Ulla, wie eng Katjas Beziehung zu Elke sei.
Ihre Gesprächspartnerin weiß nicht so recht, wie sie das beantworten soll. Als hätte sie mit Fragen dieser Art nicht rechnen müssen.
„Einer von Elkes Studienkollegen behauptet, ihr versteht euch ganz besonders gut“, sagt Ulla spöttisch. „Stimmt das?“
„Das war einmal“, gesteht Katja. „Aber seit ich mit meinem Freund in Graz zusammenlebe, gehe ich vorwiegend in der Landeshauptstadt aus, nicht mehr in Leoben.“
„Und gibt es sonst jemanden, der enger mit Elke befreundet ist?“
„Die Leute aus dieser Studentenverbindung“, antwortet die Studentin zögernd. „Die sind Elke nämlich wichtig. Ihre alten Schulfreundinnen nicht mehr, aber das macht nichts. Wir sind alle fix liiert. Sie nicht. Elke ist nicht der Typ für feste Bindungen. Die schlägt eher kurzfristig zu.“
„Und Groll?“, wirft die Kriminalistin ein.
„Eine Sandkastenliebe“, grinst Katja. „Die lief immer so nebenbei. Bis vor Kurzem.“
„Elkes Mutter sagt, Groll hat Elke den Laufpass gegeben“, murmelt Ulla.
Katja lacht. „Thomas? So ein Unsinn. Elke verlässt man nicht, Elke hechelt man nach. Sie ist die schönste Blume der Stadt, und sie weiß das.“
„Dann sind also viele Männer hinter ihr her?“
„Alle. Deshalb stelle ich ihr auch meinen Kerl erst gar nicht vor. Wir sind in Leoben kaum präsent. Eben wegen Elke.“
„Hat Ihre Freundin viele Beziehungen auf dem Gewissen?“
„Einige. Ihre Ausstrahlung ist der Wahnsinn. Das macht es aus.“
Das will Ulla jetzt aber genauer erklärt bekommen.
Die junge Frau überlegt. „Es ist nicht nur Elkes Gesicht“, sagt sie. „Es ist ihr Auftritt. Ihre Aura. Jede, die mit Elke unterwegs ist, verkommt zum Mauerblümchen. Kein schönes Gefühl.“
„Dann gibt es also Eifersucht. Auch Hass?“
„Könnte man sagen. Siehe Franziska.“
„Franziska?“
„Laska. Die redet kein Wort mehr mit Elke. Dabei kennen sie einander seit 20 Jahren.“
„Was ist da passiert?“
„Franzis letztes Herzblatt war ein Austauschstudent. Ein Spanier. Ramon ist jetzt wieder in Valencia.“
„Und der hatte was mit Elke?“
„Und wie. Franziska war ziemlich fertig.“
„Warum hat mir das eigentlich bisher noch keiner gesagt?“
„Weil sich niemand einmischen will.“
„Ach ja. Und sonst? Wer ist Elke eigentlich? Wie ist sie?“
„Lebenshungrig, bedenkenlos, chaotisch. Derselbe Typ wie ihr Vater.“
„Der starb bei einem Unfall, nicht wahr?“
„Er hat einen geliehenen Ferrari um einen Baum gewickelt und sich dabei das Genick gebrochen. Ein denkwürdiger Abgang.“
„Gab es da was zu erben?“
„Anscheinend. Es liegt viel Geld auf der Bank, sagt Elke. Ihr Geld. Bloß kommt sie an die Kohle nicht heran, bevor sie 24 ist. Details kenne ich aber nicht.“
„Was wissen Sie von Elkes Mutter?“
„Bigott und naiv. Die lebt in einer eigenen Welt. Ich mag sie nicht besonders.“
„Warum wohnen die beiden eigentlich immer noch zusammen?“
„Keine Ahnung. Darüber spricht Elke nicht.“
„Na gut. Ich brauche die Namen von Männern, die eine Affäre mit ihr hatten. Können Sie mir helfen?“
„Gottfried Tesslar. Der studiert Erdölwissenschaften.“
„Wo finde ich
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