Rosentod: Thriller (German Edition)
akzeptieren.
„Das habe ich nicht gesagt“, relativiert die Chefinspektorin. „Selbstverständlich will ich weiter am Ball bleiben.“
„Na, dann ist ja alles gut“, freut sich der Major.
Als der Staatsanwalt eintrifft, erkundigt sich Koschinsky, wer eigentlich die Angehörigen des Mordopfers verständige. Seiner Erfahrung nach sei bei solchen Dingen weibliches Einfühlungsvermögen von Vorteil.
Du bist und bleibst ein Arschloch, urteilt Ulla im Stillen und mustert den Mordermittler mit einem Blick, der bei sensibleren Naturen sofort zu chronischen Schlafstörungen führen würde.
Nein, nein. Er erledige das, entscheidet der Major mit einem skeptischen Seitenblick auf seine immer noch leichenblasse Stellvertreterin.
Ulla könnte ihn küssen dafür.
Kurz nach zwölf betreten sie das Landesgericht.
Ein Altbau mit schönbrunngelber Fassade, innen neu renoviert. Breite Flure, großzügige Treppenaufgänge und hohe Räume, die jetzt gähnend leer sind. Alles ist beim Mittagessen. Ausgenommen der Leitende Staatsanwalt und seine Mitarbeiter.
Bevor sie sich im Vorzimmer anmelden, verzieht sich Koschinsky auf die Toilette. Anscheinend ist er der einzig Notdürftige im Herrenklo. Das ist angenehm. Er sollte nicht so viel Kaffee trinken. Das ständige Kaffeesaufen ist eine der weitverbreitetsten und hirnverbranntesten Bräuche in der österreichischen Beamtenschaft. Ganz ungesund für den Magen und immens harntreibend, aber schlechte Gewohnheiten sind logischen Überlegungen gegenüber resistenter, als man glaubt. Breitbeinig steht Koschinsky am Pissoir und denkt an Ulla. Kaum zieht er den Reißverschluss seiner grauen Jeans zu und geht zum Waschbecken, steht sie auch schon hinter ihm.
„Falls du es übersehen haben solltest, Schatz: Du bist im falschen Klo“, grinst er in den Spiegel, wischt sich die Seife von den Fingern und trocknet sich ab.
„Was du nicht sagst“, faucht sie. „Was willst du in meiner Stadt, Bernd?“
„Einen Mordfall klären“, entgegnet er schnippisch. „Aber dass du dir nach so kurzer Zeit schon ganz Leoben unter den Nagel gerissen hast, ist erstaunlich.“
„Du warst doch immer bei der Sitte. Was tust du im Morddezernat?“
„Die alten Hasen mussten in den Ruhestand, und das Junggemüse hatte keine Lust auf ungeregelte Arbeitszeiten, Dauerdruck und mittelmäßige Bezahlung. Da griff man eben auf mich zurück.“
„Ein Armutszeugnis“, motzt sie und kann der Versuchung, ihm eine zu scheuern, kaum widerstehen. „Wenn du noch einen Rest von Charakter hast, ziehst du Leine. Du hast mein Leben zerstört. Das reicht doch wohl, oder?“
„Moment. Hier geht es um mehr als um dich“, kontert er. „Hier geht es um einen verdammt schmutzigen Mord. Täter dieses Kalibers zu jagen ist jetzt mein Bier, nicht deins. Dazu fehlt dir die Ausbildung. Da hast du keine Erfahrung.“
„Das ist mein Fall“, beharrt sie.
„Bedaure“, wehrt er ab. „Das LKA kann jeden Fall an sich ziehen, und bei einem Mord wie diesem tun wir das auch. Du arbeitest unter meiner Führung, oder gar nicht. Es liegt an dir.“
„Du kannst mich mal.“
„Würde ich gern. Wann und wo?“
„Wie war das im Mittelteil? Leidest du an Altersblödheit? An Trinkerwahn? Im Unterschied zu dir habe ich nichts vergessen. Du hast mich weggelegt wie ein gebrauchtes Taschentuch. Hast mich mit Edith betrogen, unserem zuckersüßen Blondinchen. Habt ihr schon Kinder? Wem sehen sie ähnlich? Ihr oder dir?“
„Ich bin geschieden.“
Einen Moment lang ist sie sprachlos. Dann fasst sie sich.
„Sie hat dich an die Luft gesetzt“, höhnt sie. „Spricht für ihre Intelligenz.“
„Früher warst du nicht so zynisch.“
„Das war in einem anderen Leben.“
„Die Sache mit Edith tut mir leid. Das würde ich gern rückgängig machen. Geht aber nicht. Deine anderen Probleme haben damit nichts zu tun. Dafür bin ich nicht verantwortlich, hörst du? Das lasse ich mir nicht auch noch in die Schuhe schieben.“
„Ach nee. Ihr Männer seid nie für etwas haftbar, nicht wahr? Die dummen Gören, die auf euch reinfallen, haben einfach nur Pech gehabt. Die sollen akzeptieren, dass sie durch ein anderes Weib ersetzt werden, wenn es dem Herrn und Meister so gefällt. Das ist der Lauf der Welt. Und die, die das nicht verkraften, sind Weicheier. Hysterische Zicken.“
„Du hast mich mit deiner Freundin im Bett erwischt, na schön, aber dass du danach in den Nachtdienst gegangen bist, war eine Blödheit. Ich an deiner Stelle
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