Rosentod: Thriller (German Edition)
seiner Beziehung zu Franziska Laska nicht heraus? Gedankenverloren heftet sie die Notizblätter und ordnet sie in Form einer dünnen Mappe.
Ein Anruf bei der Tatortgruppe. „Ist der Spurenbericht schon fertig?“
„Ja, der ist verfügbar.“
„Der Schlafsack. Erlaubt der eventuell irgendwelche Rückschlüsse auf den Täter?“
Der Kollege bedauert. „Das Ding gehört zu einer Kollektion der Firma Mammut“, erzählt er. „Es ist etwa acht Jahre alt und war damals in jedem größeren Sportgeschäft erhältlich. Das wird euch kaum weiterbringen. Details in meinem Bericht. Bring ich später persönlich vorbei.“
Diese Auskunft ist nicht besonders positiv. Die Laune der Chefinspektorin verschlechtert sich. Was könnte sie jetzt eigentlich am ehesten in die Erfolgsspur bringen? Sie muss methodisch vorgehen und darf nichts übersehen.
Nach einer Tasse Kaffee steigt sie in den Keller. Dort lagern die Beweismittel. Der Asservatenraum umfasst zwei jeweils 40 Quadratmeter große Bereiche, die miteinander durch einen kurzen Korridor verbunden sind. Die Halogenstrahler an der Decke schalten sich mithilfe eines Bewegungsmelders ein und geben ganz ausgezeichnetes Licht.
Nachdenklich steckt Ulla ihren Dienstausweis ins Lesegerät neben dem Eingang, klappert mehrere vollgeräumte Metallregale ab und findet auch ziemlich rasch, wonach sie sucht. Zufrieden füllt sie ein Formular aus, zieht ihre Latexhandschuhe über, steckt einen der Gesteinsbrocken in den mitgebrachten Plastikbeutel und verlässt hastig den Raum.
Dass der Täter sein Opfer und 23 schwere Steine in einem Auto mit normalem Kofferraum transportiert haben soll, ist schwer vorstellbar. Mit einer Karre wie Joes Jeep ließe sich so ein Transport schon eher durchführen. Oder mit einem Kleintransporter. Um diese Frage wird sie sich intensiv zu kümmern haben. Später.
Jetzt braucht sie erst einmal einen Geologen, und solche Leute gibt es an der Montanuniversität. Die Kunst wird darin bestehen, um diese Zeit noch einen derartigen Experten aufzutreiben.
Gelingt ihr das, lässt sich die Herkunft der Gesteinsbrocken wahrscheinlich relativ problemlos feststellen, nimmt sie an.
So ist es dann auch.
***
Auf jetzt. Die Hatz beginnt.
Koschinsky und Maringer die Jäger, Aschenbrenner das Wild.
Ein ehemaliger Schulfreund des Gesuchten behauptet, der Verdächtige sei ihm vor einiger Zeit auf der Burg Oberkapfenberg begegnet. Als Barkeeper.
Von der 1173 erstmals urkundlich erwähnten Festung, die lange Zeit im Besitz der Grafen von Stubenberg stand, genießt man eine ausgezeichnete Sicht auf das Massiv des Hochschwab und weiter hinunter ins anmutige Mürztal. Am Horizont die Hänge der Rax. Dahinter liegt Niederösterreich. Vom Gipfelplateau des Grenzbergs her leuchtet noch Schnee.
Die Burg beherbergt ein Feinschmeckerrestaurant sowie eine Greifvogelschau, und der Gästeandrang ist meistens enorm.
Am heutigen Spätnachmittag ist alles anders. Koschinsky und Maringer finden sofort einen freien Fensterplatz und ordern Kaffee und Kuchen. Zwar verbrennt sich Koschinsky die Zunge am Kaffee, aber die raffinierten Mandeltörtchen trösten ihn über dieses Missgeschick hinweg. Kaum sind Hunger und Durst gestillt, bittet Maringer den Geschäftsführer an den Tisch.
Ja, er erinnere sich noch an Aschenbrenner, sagt der bullige Restaurantmanager im grauen Businessanzug und nimmt Maringers schwarze Jeans mit missbilligendem Blick zur Kenntnis. Der Mann war sehr umtriebig, mit einem Faible für exotische Cocktails. Unglücklicherweise fehlte ihm das Distanzgefühl zur weiblichen Kundschaft. Das führte zur Kündigung.
Koschinsky will Details hören.
„Aschenbrenner konnte das Flirten nicht lassen“, antwortet ihr Informant. „Nach dem dritten Vorfall trennten wir uns. In gegenseitigem Einvernehmen.“
„Und wo verdient er jetzt seine Brötchen?“
Da ist der Geschäftsführer überfragt. Nach langem Nachdenken fällt ihm dann aber ein, dass von einem Job als Türsteher die Rede war, den Aschenbrenner ergattern wollte. „In einer Diskothek zwischen Bruck und Leoben. New York oder so ähnlich. Jedenfalls dürfte es der Gute nicht schlecht getroffen haben, sonst hätte ihn der Koch nicht erst kürzlich am Steuer eines Autos gesehen. Weißer Mercedes, älteres Modell, aber angeblich sehr gepflegt.“
Der Kellner kommt und fragt, ob er den Herren noch etwas bringen dürfe.
„Nein, danke.“
Zahlen und Abmarsch. Draußen ist es kühl, und aus irgendeinem Grund laufen
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