Rosentod: Thriller (German Edition)
nichts.
Leoben. Ein lebenswerter, beschaulicher Ort. Nach einer Zeit des Niedergangs ist die kleine Universitätsstadt wieder am Aufblühen. Sogar im Stadtkern wird gebaut, und die Zahl der Menschen, die in den Bezirk zuziehen, hält sich mit jener, die aus ihm abwandern, endlich wieder die Waage. Hier könnte sie es schon aushalten. Das ist kein schlechter Platz.
„Ich liebe Pizza“, freut sich unterdessen Maringer ganz unbefangen und sägt geduldig Stück um Stück aus dem Riesending, das da auf seinem Teller liegt.
Ulla beobachtet ihn mit fast mütterlicher Freude. Joe ist so wundervoll. Endlich ist sie wieder einmal so richtig verliebt. Und in dieser Situation kommt genau der Mann, den sie in die tiefste Hölle wünscht und sorgt für erneute Unruhe. Das darf doch nicht wahr sein.
„Ich freue mich“, nimmt Koschinsky kauend den Gesprächsfaden wieder auf. „Wir sind jetzt ein Team.“
Maringer nickt. Ulla bläst sich eine Locke aus dem Gesicht und murmelt etwas, das man mit viel Phantasie als ein „Ja“ durchgehen lassen könnte.
„Angeblich gibt es ja bereits Erkenntnisse, auf die wir aufbauen können“, sagt Koschinsky. „Also. Ich höre.“
Leise berichtet Ulla von den bisherigen Erhebungen. „Was haben wir denn da? Eine in Geldnot befindliche Mutter, zwei frustrierte ehemalige Liebhaber und eine betrogene Freundin. Unter Rücksicht darauf, dass dieser Aschenbrenner Joe angriff, ist der natürlich ebenfalls höchst verdächtig. Außerdem verkehrt der Mann in jener Disco, die Elke Röhm vor ihrem Verschwinden besuchte. Einschlägige Vorstrafen hat er auch.“
„Vernetzen wir das doch einmal mit den offensichtlichsten Spuren, die wir am Tatort vorfanden“, schlägt Koschinsky vor. „Da ist einmal der Schlafsack.“
„Richtig“, bestätigt Ulla. „Ein eher älteres Ding. Vielversprechend scheinen mir ja auch die Steine zu sein, die der Mörder zum Beschweren des Sacks verwendete. Sie stammen nicht aus dem Fluss, denn sie sind weder rundlich noch abgeschliffen, wie all die anderen am Ufer, sondern eher brüchig und scharfkantig.“
„Gut beobachtet“, lobt Koschinsky.
„Möglicherweise können wir auch über die Herkunft der Ketten an den Täter herankommen“, wirft Joe Maringer ein. „Dazu noch diese Plastikrose. Mit der hat es ganz sicher auch seine eigene Bewandtnis. Nicht zu vergessen die Handschellen, mit denen die Hände des Mädchens auf den Rücken gefesselt waren.“
„Na also“, freut sich der Experte aus dem Landeskriminalamt. „Damit müsste doch etwas anzufangen sein. Im Übrigen scheidet die Mutter als Verdächtige aus. Die würde ihr Kind nicht nackt in der Mur entsorgen. Mit Handschellen gefesselt.“
„Eher nicht“, gibt Ulla zu. „Obwohl das Erbe ihres verstorbenen Mannes jetzt ihr zufällt. Zur Gänze.“
Koschinsky reagiert mit einem Achselzucken.
„Ich tippe auf Aschenbrenner“, legt sich Maringer fest und verputzt mit Appetit die letzten Krümel seiner Pizza. „Die Fahndung nach ihm läuft. Womöglich sollten wir die Medien da stärker mit einbeziehen. Außerdem kann man die Öffentlichkeit fragen, ob in der bewussten Nacht von Freitag auf Samstag jemand in der Nähe des Moonlight verdächtige Wahrnehmungen gemacht hat. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Hinweise aus der Bevölkerung zum Erfolg führen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, grinst Koschinsky und teilt die Arbeit auf.
Was für Ulla dabei abfällt? Sie soll die Herkunft des Schlafsacks, der Steine, der Eisenkette und der Handschellen klären, sowie an Laska und Tesslar dranbleiben, während Koschinsky und Maringer sich um Aschenbrenner kümmern. Ulla ist sauer, dass sie aus der Fahndung nach dem Hauptverdächtigen ausgespart bleibt. Das sagt sie Koschinsky auch, doch den amüsiert das bloß.
Kaum sind sie wieder im Kommissariat, macht Nüssler für Koschinsky ein Büro frei. Obendrein organisiert er für den Kollegen ein Fremdenzimmer im Neubau, Tür an Tür mit dem Polizeigefangenenhaus.
Inzwischen sitzt Ulla in ihrer Kanzlei über den Aufzeichnungen. Die Widersprüche, die sich aus den Angaben ihrer Verdächtigen ergeben, sind mit Leuchtstift hervorgehoben und mit Kommentaren versehen. Elke Röhm wurde von ihrer Mutter finanziell sehr kurz gehalten. Trotzdem behaupten einige Freunde und Bekannte, sie hätte über Geld verfügt. Woher stammten diese Mittel? Tesslar behauptet, die Affäre mit Elke abgehakt zu haben. Zwei Zeugen erzählen exakt das Gegenteil. Und wieso rückte er mit
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