Rosentraeume
handelt sich um eine private Angelegenheit. Deshalb bin ja auch ich da, um dich zu begleiten.«
Joan suchte rasch ihre kostbaren Nachrichten zusammen und steckte sie in das filigrane Kästchen.
»Vergiß nicht, über den verlorengegangen Brief zu sprechen«, erinnerte Glynis sie.
»Was für ein verlorengegangener Brief?« wollte Edmund wissen.
»Es geht um Edwards Mitteilungen«, erklärte Joan.
»Und einer davon ist verlorengegangen? Bei Gottes Füßen, Joan, manchmal benimmst du dich, als seist du sieben und nicht siebzehn. Nimm dies verdammte Geschreibsel mit!«
Der Prinz wartete in Edmunds Haus, als sie schließlich in der Fish Street ankamen. Obwohl er Joan zärtlich begrüßte, war er ernster Stimmung. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lady Bedford ist offiziell verlobt, und du wirst die nächste sein. Mein Vater hat schon mit Edmund über die Verlobung gesprochen, aber dein Bruder hat ihm erklärt, daß du bereits heimlich Sir John Holland versprochen bist.«
Joans Augen wanderten zu Edmund hinüber.
»Der König war wütend, das kann ich dir sagen. Er hat verlangt, daß ich ihm einen unterschriebenen Vertrag vorlege.«
Prinz Edward entfaltete ein knisterndes Pergament. »Holland hat also seinen Anteil erfüllt, es fehlt nur noch deine Unterschrift.«
Joan nahm den Federkiel. Hollands Handschrift war fest und kühn. Sie erschauerte. Die Unterschrift ihres Bruders darunter sah wunderschön aus. Er hatte als Zeuge den Vertrag signiert, der drei Monate zurückdatiert war. Sie zögerte. Mit bittendem Blick sah sie zu Edmund auf. »Ich möchte Holland nicht heiraten«, flüsterte sie.
»Meine liebste Joan, das steht auch gar nicht zur Debatte. Es ist nur ein Verzögerungsmanöver. Wenn Edmund diesen Vertrag vorlegt, dann wird es unmöglich sein, dich mit William de Montecute zu verloben, ganz gleich, wie sehr die Gräfin von Salisbury f meinen Vater bedrängt. Sind die Verhandlungen einmal zum Stillstand gekommen, wird mein Vater wahrscheinlich einen Boten zum Papst nach Avignon schicken, um einen Dispens zu erwirken. Das kann Jahre dauern.«
Joan lächelte ihn dankbar an. »Du bist brillant«, erklärte sie und unterschrieb dann schwungvoll das Dokument.
Edward streute Sand darüber, rollte das Pergament zusammen und reichte es dem Grafen von Kent. Dann legte er Joan eine Hand in den Rücken und schob sie zum Garten, der zu seinem Haus führte.
Edmund nahm das Kästchen, das Joan auf den Tisch gestellt hatte. »Vergiß nicht, seiner Hoheit von dem Brief zu erzählen«, ermahnte er sie.
Sie entriß ihm ihren Schatz und versteckte ihn unter ihrem Umhang.
Die nächsten vier Stunden gehörten zu den kostbarsten ihres ganzen Lebens. Edward und Joan spielten und lachten und liebten sich, vollkommen sorglos gegenüber allem, was die Zukunft ihnen bringen mochte. Sie tranken zusammen einen Liebesbecher voller Wein, doch wußten beide, daß es ihre Nähe war, die sie berauschte und nicht der Rebensaft.
Lange nach Mitternacht wurde Joan endlich wieder nüchtern. »Wie lange dauert es noch, bis ihr abreist?« flüsterte sie und klammerte sich an ihren Geliebten.
Er küßte ihre Augenbrauen. »Vielleicht noch eine Woche.«
Joan sog scharf den Atem ein, es klang wie ein Schluchzen. »Edward, ich kann es nicht ertragen.«
Abermals küßte er sie und streichelte ihren zarten Rücken, um sie zu beruhigen. »Psst, mein Johannisapfel. Ich werde ins Feld ziehen, um meine Sporen zu gewinnen. Wenn ich zurückkehre, bin ich dein wahrer ritterlicher Prinz!«
Joan lächelte gequält, aber Männer haßten Tränen. »Mir ist kalt.«
Edward schlüpfte aus dem Bett und warf ihr seinen Morgenmantel zu, dann bückte er sich, um ein Feuer im Kamin zu entzünden. Der schwarze Morgenmantel mit dem wilden Drachen von Wales hüllte sie ein. Sie schlang ihn zweimal um sich und stand dann neben ihm, als er vor dem Kamin kniete. »Jeden Abend werde ich deine Briefe lesen«, versprach sie feierlich.
Er legte besorgt einen Arm um sie und zog sie an sich. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, meine kostbare Liebste. Zu deiner eigenen Sicherheit, und auch zu meiner, müssen wir diese Briefe vernichten.«
»Nein!« rief sie. »Ich kann es nicht ertragen, mich von deinen Botschaften zu trennen.«
Er nahm sie auf seinen Schoß. »Wir werden sie zusammen lesen, ein letztes Mal, dann verbrennen wir sie.« Mit der Fingerspitze wischte er ihre Tränen weg, dann preßte er seinen Mund auf ihren, bezwang ihre
Weitere Kostenlose Bücher