Rosentraeume
»Hat der Traum auch Geschlechtsverkehr beinhaltet?«
Briannas Wangen brannten, als sie sich an die Leidenschaft der Vereinigung erinnerte. »Ja... das heißt, ich stand kurz davor, aber ... aber ich glaube, ich wurde ohnmächtig, ehe... ehe...«
»Meine Lady, der Traum ist offensichtlich symbolisch, so wie ich es dachte. Ihr fühlt Euch von zwei Brüdern angezogen, deshalb kommen beide vor. Eure Schuldgefühle flüstern Euch eine schreckliche Tat ein, und damit geratet Ihr in Not. Ein Steinturm aus Bedfordshire bedeutet natürlich Euer Familienerbe, das an Euren Ehemann fallen wird, wenn Ihr heiratet. Ihr habt davon geträumt, daß einer der beiden Brüder stirbt, weil sie beide in den Krieg gezogen sind und die Furcht um sie Euch keinen Tag verläßt. Auch wenn Ihr Eure Sorge unterdrückt, so kommt sie doch in Euren Träumen zum Vorschein.«
»Und was hat das Blut auf ihren Schenkeln und der Geschlechtsverkehr zu bedeuten?« flüsterte Joan.
»Das ist das Herz des Traumes und beunruhigt Euch vor allem anderen, meine Lady. Insgeheim fürchtet Ihr, daß sich kein Blut auf Euren Schenkeln zeigen könnte in Eurer Hochzeitsnacht, wenn Ihr und Robert intim werdet.«
Brianna war benommen. Sie hatte niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet - aber wie in aller Welt würde sich Robert verhalten, wenn er herausfand, daß sie keine Jungfrau mehr war? Brianna legte die Hände an ihre brennenden Wangen. »Ich habe mich lüstern benommen«, wisperte sie unglücklich.
Adele legte ihr einen Arm um die Schultern. »Psst! Niemand von uns hier ist eine Heilige. Frauen haben die Männer schon seit Anbeginn der Welt getäuscht, wenn es um ihre Jungfräulichkeit
ging-«
Glynis nickte. »Zudem ist es ja auch erst vor kurzer Zeit geschehen. Ihr werdet noch immer sehr eng sein. Er ist wahrscheinlich gar nicht in der Lage, es zu bemerken, ganz besonders, da er sich während der Hochzeitsfeier bestimmt betrinken wird.«
»Du mußt dir einen Rosendorn in den Finger stechen oder die Nadel einer Brosche, dann streichst du das Blut auf das Laken«, schlug Joan vor. »Es gibt keinen Mann weit und breit, der es mit einer Frau aufnehmen kann, wenn es darum geht zu betrügen«, ergänzte sie voller Stolz.
Adele hockte sich vor Brianna nieder. »Ich möchte nicht, daß du dir zu viele Sorgen machst deswegen und obendrein noch krank wirst. Es ist nur eine Nebensache! Danke lieber dem Himmel, daß dein Monatsfluß begonnen hat und du nicht schwanger bist. Dann hättest du einen Grund, dir Sorgen zu machen, mein Lämmchen!«
Joans hübsche Augenbrauen zogen sich zusammen. Wenn sie genauer darüber nachdachte, schien es bei ihr schon lange her zu sein seit dem letzten Bluten. Sie schob die beängstigende Vorstellung aber eiligst wieder beiseite und sprang auf. »Morgen früh, wenn die Sonne aufgeht, wird sie alle Düsternis der Nacht vertreiben. Das Gewitter ist dann vorüber, und es zieht ein herrlicher Tag herauf, der uns alle glücklich und zufrieden macht.«
Die vier jungen Frauen lächelten einander an, dann wünschten sie sich gute Nacht. Doch als sie später allein in ihren Betten lagen, waren sowohl Joan als auch Brianna hellwach, und beide drückten noch größere Sorgen als zuvor.
Auf der anderen Seite des Kanals, in Crecy in Frankreich, wälzten sich auch der König von England, seine Marschälle und die meisten seiner Hauptmänner und Adligen schlaflos auf ihren Lagern. Einige von ihnen hatten sich in ihr Schicksal ergeben: Sie wußten, daß sie einer riesigen Übermacht gegenüberstanden, und beteten, ehe sie gegebenenfalls vor das Angesicht ihres Schöpfers treten mußten.
Sowohl der Sohn des Königs als auch der Sohn Warricks jedoch glaubten an einen bevorstehenden Sieg. Kurz nach fünf Uhr am Morgen erhoben sie sich. Hawksblood und der Knappe von Prinz Edward, John Chandos, halfen dem Prinzen dabei, seine Rüstung anzulegen. Er bestand darauf, sein charakteristisches schwarzes Kettenhemd anzulegen, und wählte einen rot-goldenen Rock, den er darüber zu tragen gedachte.
Sein Knappe protestierte. »Euer Hoheit, Ihr werdet von den anderen abstechen. Jeder Franzose wird Euch beim ersten Anblick erkennen und Lust verspüren, den Sohn des Königs von England gefangenzunehmen, tot oder lebendig!«
Prinz Edward bestand auf seinem Wunsch. »Ich möchte erkannt werden! Welch ein elender Feigling wäre ich, wenn ich mich tarnen würde.«
Hawksblood kannte das Ausmaß von Edwards überwältigendem Stolz, denn er war mit dem
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