Rosentraeume
daß eine Ehe mit Prinz Lionel nicht in Frage kam, und wenn sie ein Kind zur Welt gebracht hätte, wäre ihre Möglichkeit, jemals zu heiraten, ruiniert gewesen. Deshalb hat sie meiner Ansicht nach die richtige Entscheidung getroffen.« Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, dann fügte Brianna leise hinzu. »Ich hätte das nicht fertiggebracht.«
Joan begann zu weinen.
»Oh, meine Liebe, was ist geschehen?« Doch in dem Augenblick, als sie diese Worte ausgesprochen hatte, begriff sie Joans
Kummer. »Oh Gott, dich hat es erwischt.« Brianna sank neben Joan auf die Kissen und griff nach ihrer Hand. »Versprich mir, daß du nichts Dummes tun wirst!«
»Zum Beispiel?« fragte Joan, und ihre Augen waren voller Verzweiflung, ihre Wangen feucht vor Tränen.
Zum Beispiel, dich umzubringen, dachte Brianna, doch sie sprach ihren Gedanken nicht aus. »Du darfst das Kind nicht abtreiben ... es ist zu gefährlich.«
»Ich weiß«, flüsterte Joan.
»Als ich sagte, daß Elizabeth das Richtige getan hat, da meinte ich, für sie das Richtige. Für dich wäre es auf jeden Fall die falsche Entscheidung. Prinz Edward und du, ihr liebt einander. Er würde es dir nie verzeihen, wenn du sein Kind umbrächtest.« Jetzt lauschte Joan Briannas Worten aufmerksam. »Edward wird bald aus Frankreich zurückkommen. Wenn er von der Schwangerschaft erfährt, dann wird er sicher eine Möglichkeit finden, dich zu heiraten.«
Joan wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Um Himmels willen, vertraue dich auf keinen Fall einem anderen Menschen an als mir. Die Dinge regeln sich meistens von selbst. Denk daran, wenn du Zweifel hast, dann tu nichts!«
Joan nickte ernst und voller Vertrauen zu der Freundin.
Brianna schalt sich selbst dafür, Platitüden von sich zu geben, doch ihre erste Sorge galt Joans Gemütszustand. Wenigstens war es ihr gelungen, ihre Ängste zu beruhigen und ihre Tränen zum Versiegen zu bringen. »Was du brauchst, ist Schlaf. Am nächsten Morgen sehen die Angelegenheiten oft schon viel besser aus.« Während Brianna sich damit beschäftigte, das Bett herzurichten, hoffte sie, daß ihre Zunge nicht vertrocknen würde angesichts dieser schamlosen Lügen.
Noch ehe die Kerzen heruntergebrannt waren, sah Brianna Joan ruhig schlafen, da sie sich jemandem hatte anvertrauen können. Brianna jedoch war hellwach, nicht nur ihre eigene Lage beunruhigte sie, sie sorgte sich auch um Joans Zukunft.
Die Situation der Franzosen in Crecy wurde von Stunde zu Stunde verzweifelter. Sie waren geschlagen, doch ihre Anführer weigerten sich zu kapitulieren. Während des ganzen Nachmittags
drangen die letzten Überlebenden immer wieder vor und wurden niedergestreckt von den Pfeilen oder Schwertern der Engländer. Als es dämmerte, brüllte der französische König noch immer Befehle, doch seine Marschälle waren längst gefallen.
Bei vollkommener Dunkelheit rief Christian Hawksblood seine Männer aus Cornwall, die er in der Benutzung der Langmesser trainiert hatte, zusammen. Zu Fuß drangen sie ungehindert in die französischen Linien vor. Hawksbloods erstes Ziel war der Bannerträger der königlichen französischen Fahne. Schnell tötete er ihn und riß das rote Tuch von seinem Stab. Dann machte er sich daran, das, was von der französischen Armee noch übrig war, zu dezimieren. Alles, was sich bewegte, fiel den langen Messern zum Opfer, bis kein einziger französischer Ritter mehr auf dem Weg von Abbeville übrig war.
Als Hawksblood ins Lager zurückkehrte, stellte er gerührt fest, daß alle Engländer auf den Knien lagen und ihrem Schöpfer für ihren wunderbaren Sieg dankten. Prinz Edwards Überwurf war nicht mehr rot, sondern schwarz vor Schlamm. König Edward umarmte seinen Sohn tiefbewegt. »Du hast dich an diesem Tag wacker geschlagen.« Dann hob er die Stimme, so daß alle ihn hören konnten. »Mögest du ein würdiger König von England werden!«
Ein lauter Jubel erhob sich.
Der Schwarze Prinz antwortete: »Ich verdanke mein Leben heute vielen Menschen, doch ganz besonders diesem einen!« Er deutete auf Christian Hawksblood.
Wieder ertönte Beifall.
»Alle Männer hatten teil an dem Sieg von Crecy!«
Die Engländer triumphierten, denn sie waren gegen eine große. Übermacht erfolgreich gewesen.
Wieder richtete der König das Wort an die Männer. »Solange es die Menschheit gibt, wird man von Crecy sprechen!«
Danach war es unmöglich, noch etwas zu verstehen bei dem Tumult, der jetzt einsetzte.
Der Prinz und
Weitere Kostenlose Bücher