Rosentraeume
warten.
Brianna und Adele machten Listen von all den Dingen, die sie für Frankreich einpacken mußten. Schließlich war es geschafft, alles gefaltet und verpackt oder in die Reisekisten geräumt. Briannas Hochzeitskleid, um das Joan sich mit soviel Freude gekümmert hatte, lag sorgfältig mit Lavendelsäckchen versehen in einer der Truhen.
Brianna nahm einen Apfel aus der Schale als Leckerbissen für ihre Stute. Der Gedanke, Papillon zurückzulassen, gefiel ihr gar nicht, doch aus Vernunftgründen würden sie sich um neue Pferde kümmern müssen, wenn sie auf dem Festland waren. Sie nahm ihren Umhang und machte sich auf den Weg zum Stall. Dort fütterte sie Papillon mit dem Apfel und streichelte liebevoll ihre samtweiche Nase. »Ich werde dich vermissen, meine Schöne«, murmelte sie leise und lachte, als sich die Ohren des Tiers beim Klang ihrer Stimme aufrichteten. »Wie gerne würde ich dich mitnehmen. Ich weiß nicht, wann ich dich wiedersehe«, flüsterte sie dem Tier bedauernd zu. Doch einem letzten Ritt konnte sie nicht widerstehen. »Komm, Papillon, wir werden noch einmal zusammen den Windsor Park durchqueren.« Ein Stallbursche sattelte das Pferd für sie, und sie ritt hinaus in die frische, frostige Luft.
Christian Hawksblood war ihr zu den Ställen gefolgt. Geduldig wartete er, bis sie unter den Bäumen verschwand; dann sattelte er sein eigenes Roß.
Als Brianna sich im Park umsah, entdeckte sie noch einen Reiter. Sofort ahnte sie seine Identität. Auch wenn er noch zu weit entfernt war, um ihn genau zu erkennen, so sagte ihr doch ihr Instinkt, daß es sich um Christian Hawksblood handeln mußte. Sie fürchtete sich nicht, doch schalt sie mit sich selbst, weil sie nicht seine Beharrlichkeit bedacht hatte. Also tat sie das erste, was ihr in den Sinn kam, und floh.
Der Mund des arabischen Ritters verzog sich zu einem Lächeln. Soeben hatte sie einen taktischen Fehler begangen. Sie hätte direkt auf ihn zureiten sollen, in Richtung der Stallungen von Windsor.
Brianna ließ Papillon laufen, sie drängte sie zum Galopp. Als sie in den Wald hineinritt, warf sie einen Blick zurück und stellte voller Entsetzen fest, daß Hawksblood immer näher kam. Sie nahm einen Weg, der nach links führte, und hoffte, die Bäume würden ihn am Galopp hindern. Doch auch er wandte sich nach links.
Brianna erreichte eine Lichtung und gab ihrem Pferd die Sporen, über die Lichtung hinweg jagte sie auf die Bäume zu. Sie warf einen Blick zurück, um zu sehen, ob sie ihn abgeschüttelt hatte. Doch das war ihr nicht gelungen! Es lag etwas über Pferd und Reiter, das ihr Furcht einflößte. Sie wollte ihrem Verfolger unbedingt entkommen, deshalb trieb sie ihr Pferd noch mehr an, galoppierte in einer Geschwindigkeit, die gefährlich war.
Ihr Jäger erwies sich als gnadenlos. Sie hatte das Gefühl, er wolle sie in Grund und Boden reiten. Er war der Räuber, und sie war seine Beute! Sie fühlte, wie die Angst in ihrer Brust immer höher stieg, als sie das Donnern der Hufe seines Hengstes hinter sich hörte. Sie wandte sich um und erkannte den dunklen Reiter fast an ihrer Seite. Er schien größer als das Leben selbst, dann schlug er zu und packte sie mit seinen Krallen. Sie wehrte sich gegen ihn, doch es war hoffnungslos, sich gegen eine Naturgewalt zu stemmen.
28
Hawksblood hob Brianna von ihrem Pferd, sie strampelte mit den Beinen, ruderte mit den Armen und protestierte lautstark, bis sie vor ihm auf seinem Hengst saß. Seine Augen blitzten wie blaue Eiskristalle. Sie kniff die Augen zu, so fest, daß er sie nicht bezwingen und ihr ihren Willen nehmen konnte. Mit beiden Händen fuhr sie in sein Gesicht, als ihr klar wurde, in welcher Gefahr sie sich befand.
Christian Hawksblood war nicht überrascht, daß sie sich wie eine Wildkatze gegen ihn wehrte. Er hatte schon immer gewußt, daß Brianna einen ausgeprägten Instinkt besaß - und der sagte ihr jetzt, daß sie sich in unmittelbarer Gefahr befand. Was nicht einmal ein Irrtum war, dachte er grimmig. Er hielt ihre Arme fest, doch gelang es ihm nicht, ihren Fingernägeln noch rechtzeitig auszuweichen. Als er diesen Einhalt gebot, wehrte sie sich mit dem Mund: Sie benutzte alle Schimpfnamen, die sie kannte, und das Wort Bastard war dabei noch eine der sanftesten Bezeichnungen.
Allein mit seiner körperlichen Überlegenheit brachte er sie dazu, sich zu ergeben. Er schaffte das keineswegs auf friedliche Weise, das machte sie unmöglich. In dem Augenblick, als er seinen
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