Rosentraeume
Mann im Grunde war. »Es zahlt sich aus, Augen und Ohren offenzuhalten für die guten Gelegenheiten, die das Leben bietet. Ich denke, wir beide verstehen einander. Unsere Freundschaft wird sich irgendwann einmal auszahlen.«
Die Plantagenets erreichten das einfache Kloster eines trüben Tages am Ende des Winters. Sie wurden sehr förmlich empfangen vom Rat des Grafen Louis und den führenden Bürgern von Flandern. Der königlichen Familie und ihrer Begleitung standen Räume im Kloster zur Verfügung, doch die Möblierung war alles andere als luxuriös. Sie wurden mit einem Bankett geehrt, aber es gab keine sehr ausgelassene Unterhaltung in der geheiligten Atmosphäre des alten Klosters.
Prinzessin Isabel, die wegen des Standes ihres zukünftigen Ehemanns bitter enttäuscht war, vergaß all ihre Vorbehalte, als sie Louis begegnete. Er sah außergewöhnlich gut aus, war jung und besaß das gleiche goldene Haar wie ihr göttlicher Bruder Edward; als sie dann noch hörte, wie die Damen ihrer Begleitung leise seufzten bei seinem Anblick, war Isabel zufrieden. Louis behandelte die Prinzessin sehr förmlich, und in ihrer Eitelkeit glaubte sie, daß seine Bewunderung der Grund dafür war.
Doch in Wirklichkeit hatte er keineswegs die Todesumstände seines Vaters vergessen, und Louis’ Haß auf diese Anglo-Normannen kannte keine Grenzen. Er war am französischen Hof groß geworden und in seinem Herzen Franzose. König Philipp von Frankreich hatte beabsichtigt, ihn mit Margaret von Brabant zu verheiraten: Diese Dame stand Louis’ Herzen näher, weil sie Nachbarn waren und die gleiche Sprache sprachen.
Der Tag der Verlobungszeremonie brach grau und kalt an, doch die Damen um Prinzessin Isabel waren viel zu beschäftigt, um auf das Wetter zu achten. Ihr Verlobungskleid war beinahe so kostbar wie die Hochzeitsrobe. Das Unterkleid bestand aus goldenem Stoff, darüber trug sie einen azurblauen Wappenrock, bestickt mit den Leoparden Englands und den Lilien Frankreichs. Auf ihrem Kopf trug sie ein goldenes Krönchen mit dunkelblauen Saphiren.
Beim Ankleiden beklagte sich Isabel, daß ihr Kleid nicht richtig saß. Ihre Damen steckten und nähten, bis sie ein wenig zufriedener war; doch dann erklärte sie, es sehe immer noch nicht gut aus, und alle Nähte mußten wieder geöffnet werden. Ihr Haar herzurichten, dauerte sogar noch länger als das Ankleiden, und als dann auch die letzte der Damen die Geduld mit ihr verlor, erklärte Isabel, sie sei fertig und bereit, und alle sollten sich beeilen.
Die Verlobung ging mit großem Pomp und Gepränge vor sich. Während der Zeremonie trafen sich Joans Blicke mit denen von Edward und hielten einander gefangen. Sie wünschten sich beide von ganzem Herzen, daß auch sie offiziell miteinander verlobt werden könnten, vor der ganzen Welt. Joan seufzte tief auf, als die Brautleute ihre Schwüre austauschten, dann bedachte sie Edward mit ihrem süßesten Lächeln. Um nichts auf der Welt sollte er glauben, daß sie traurig war.
Prinz Edward ballte hilflos die Hände zu Fäusten, als er den bedauernden Blick auf dem Gesicht seiner Geliebten sah. Er nahm sich vor, sie heute nacht aufzusuchen, trotz der strengen Regeln des Klosters, die die Geschlechter teilten - selbst diejenigen, die miteinander verheiratet waren.
Ungeachtet der etwas kärglichen Unterbringung wünschte Isabel, die ganze Woche zu bleiben, damit sie und Louis einander besser kennenlernen konnten. Der König und die Königin waren nur zu gern bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, denn die Verbindung würde dem Handel Englands dienen und Flandern zu einem festen Verbündeten im Krieg gegen Frankreich machen.
Als der Festtag sich dem Ende zuneigte, konnte Louis es kaum erwarten, seine eigenen Gemächer aufzusuchen. An Isabels Gesicht und ihrer Gestalt hatte er nichts auszusetzen. Sie war wirklich sehr attraktiv; doch ihre Kleidung und ihre Juwelen offenbarten ihre Ansprüche, er fürchtete sein Leben lang in Schulden leben zu müssen, ihres extravaganten Stils wegen. Sie hatte ununterbrochen geredet, ihm ein ganzes Leben voller Nichtigkeiten erzählt, das ihm deutlich zeigte, wie eitel, oberflächlich und verzogen sie war.
In ihren eigenen Gemächern äußerte Isabel sich begeistert über den bildschönen Louis, der offensichtlich eher ein starker und ruhiger Mensch war. Sie glaubte fest daran, bereits in ihn verliebt zu sein, und plapperte endlos auf ihre gequälten Hofdamen ein; irgendwann begriffen alle, daß sei verliebt
Weitere Kostenlose Bücher