Rosentraeume
Einwohner darin umbringen lassen wegen dieser gottverdammten Unverschämtheit!«
Warrick wußte, daß es der strategisch am günstigsten gelegene französische Ort war, um den es hier ging. Er versuchte, den König davon abzubringen, die Stadt zu schleifen. »Eine weniger mutige Festung hätte längst aufgegeben und sich damit Eure Verachtung erworben, Sire. Unterdrückt Euren Zorn so lange, bis wir überlegt haben, was uns am dienlichsten wäre.« Warrick blickte Hawksblood an, der sofort seine Gedanken erraten hatte.
Christian wandte sich an seinen Freund, Prinz Edward. »Ein wenig Gnade kann den König in dieser Stadt beliebt machen.«
Edward sprach zum König. »Laß die Anführer zahlen und verschone die Menschen. Sechs führende Bürger sollen barfuß und barhäuptig vor dir erscheinen, mit Stricken um den Hals, um dir die Schlüssel der Stadt auszuhändigen. Dann wirst du diese Männer vor den Mauern der Stadt aufhängen lassen, damit alle es sehen können.«
Warrick und Hawksblood sahen einander alarmiert an, doch im Augenblick hielten sie sich zurück.
Später luden Edward und Joan Christian ein, mit ihnen zusammen zu essen. Hawksblood zögerte nicht, das Thema der Begnadigung der Stadt vor Joan zu diskutieren, weil er wußte, daß sie seine Verbündete sein würde. »Sie werden die am meisten respektierten Bürger schicken. Es werden keine jungen Männer sein, und sie werden geschwächt sein von dem ihnen auferlegten Hungern. Wenn der König sie umbringen läßt, werden sie zu Märtyrern!«
Er kann jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Wie sollte er sonst sein Gesicht wahren?« meinte Edward.
»Oh, bitte, Edward! Wenn Königin Philippa ihn darum anflehte, diese Männer zu verschonen, wie könnte er ihr einen solchen Wunsch abschlagen? Sie ist hochschwanger, und er verhält sich immer äußerst ritterlich ihr gegenüber.«
»Du kennst meinen Vater und sein aufbrausendes Temperament nicht, mein Johannisapfel. Aber weil ich dir nichts abschlagen kann, werde ich mit meiner Mutter darüber sprechen.«
»Gut!« meinte Christian. »Ich weiß, daß ihm ein Akt der Gnade mehr nutzen würde als Rache. Niemand kann besser durch Auftreten und Gepränge beeindrucken als er. Ich finde, Ihr und Euer Vater solltet mit Fanfaren in die Stadt reiten und Nahrungsmittel verteilen.«
Am nächsten Morgen hatte Prinz Edward eine private Besprechung mit seiner Mutter und seinem Vater. Eine Menge Mut war nötig, um dieser aufbrausenden Herrschernatur gegenüberzutreten; doch als er erst einmal seinen Vater davon überzeugt hatte, Milde walten zu lassen, gewann die überschwengliche Art des Königs die Oberhand, und er dachte sich ein Schauspiel aus, an das man sich noch nach Hunderten von Jahren erinnern sollte.
Der König, umgeben von seinen Hauptleuten und seinen hochrangigsten Räten, und die Königin mit all ihren Hofdamen ließen die sechs Anführer der Stadt zu sich rufen. Auf der Stadtmauer stand der Henker des Königs mit seiner großen Axt. Die sechs Bürger waren dünn und gebeugt, und das Gehen fiel ihnen schwer. Der reichste Mann der Stadt, Johann Daire, fiel vor dem König auf die Knie, und die anderen folgten seinem Beispiel. »Wir überbringen Euch die Schlüssel und geben uns in Eure Hände, um den Rest der Bewohner zu retten, die so hart gelitten haben.«
Das markante Gesicht des Königs war ärgerlich verzogen. Er hob die Hand, um seinen Henker auf den Plan zu rufen. »An euch werde ich mein Urteil vollstrecken lassen. Der Rest wird meine Gnade erfahren.«
An diesem Punkt des Dramas sank Königin Philippa vor König Edward auf die Knie und bat ihn, in allem Gnade walten zu lassen. Die Bürger von Calais keuchten ungläubig auf und hielten den Atem an, um zu sehen, ob der König sich umstimmen ließe. Er brauchte lange für die Entscheidung, hielt immer noch die Hand hoch für den Henker und sein blutiges Geschäft, änderte aber zu guter Letzt seinen Entschluß und legte das Leben der Bürger in die Hände der Königin.
Lauter Jubel erhob sich aus der Menge für die tapfere Königin und den barmherzigen König. Obwohl alle wußten, daß Edward die Stadt besetzen würde, fanden die Menschen von Calais ihn vertrauenswürdiger als den französischen Herrscher.
Johann Daire, der das größte Haus in der Stadt besaß, bot der Königin an, darin zu wohnen, solange sie in Calais weilte. Philippa nahm sein Angebot sofort an.
Jetzt, nachdem Calais sich ergeben hatte, erwartete man von Louis von Flandern, das
Weitere Kostenlose Bücher