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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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summte vor Aktivitäten wie ein Bienenstock, angefangen von den Zimmerleuten bis hin zu den Zeltmachern. Überall entdeckte er Wohlstand.
    Als er in Windsor ankam und das ausschweifende Leben des Königs und seines Hofes sah, war Hawksblood ganz benommen vor Staunen. Ein privates Treffen mit dem Grafen von Warrick wollte er nicht dem Zufall überlassen. Er schickte dem Aristokraten eine Botschaft, in der er ihn um ein Treffen in einer privaten Angelegenheit bat und unterschrieb mit seinem Namen, Christian Hawksblood. Um dem Löwen kühn auf seinem eigenen Territorium gegenüberzutreten, machte Christian sich auf den Weg zum Lower Ward, wo die Ritter untergebracht waren.
    Gegen Warrick nährte er, seit er denken konnte, Haß. Als Junge hatte er sich immer die Szene vorgestellt, wenn er ihm gegenüberträte und ihn dann mit seinem Breitschwert in zwei Teile zerspalten würde. Als er heranwuchs, wurde sein Racheplan ein wenig detaillierter. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gelernt, Probleme, die er nicht gleich lösen konnte, zu isolieren und sie tief in sich zu verschließen. Um sie beherrschen zu können, mußte er zunächst einmal seine Gefühle beiseite schieben, bis die Zeit dafür gekommen war.
    Er fragte sich flüchtig, wie lange es wohl dauern würde herauszufinden, ob Guy de Beauchamp wirklich sein Vater war. Geduld gehörte längst zu seinen Tugenden, und es war ihm gleich, ob es ein ganzes Leben lang dauerte.
    Hawksblood wußte es sofort.
    Warrick desgleichen.
    Die aquamarinfarbenen Augen, die ihn anstarrten, waren seine eigenen.
    Langsam umrundete Warrick ihn, mit offener Neugier betrachtete er das, was er vor langem gezeugt hatte.
    Hawksblood setzte sich in den großen Stuhl neben dem Kamin.
    Warrick nahm ihm gegenüber Platz. Noch immer hatte keiner von ihnen ein Wort gesprochen. Die Luft zwischen ihnen knisterte vor Spannung.
    Dies also war der normannische Krieger, dessen Samen er entsprossen war! Vernarbt, gehärtet, wild, ein Körper und ein eiserner Wille. Er hatte mehr als nur die imposante Gestalt von ihm geerbt.
    Warrick starrte in das dunkle, adlerartige Gesicht, aus dem ihm der Stolz eines arabischen Prinzen entgegenblickte. Wild, grausam, furchtlos, rätselhaft; all diese Eigenschaften entdeckte er in dem Gesicht, und bei Gott, er war ein Mann!
    Schließlich sprach Warrick: »Deine Mutter hatte einen bizarren Sinn für Humor. Christian nannte sie dich...«
    »Hast du von mir gewußt?« Die Worte kamen scharf wie Pfeilspitzen aus seinem Mund, und damit lag der Kernpunkt seines Besuches auf der Hand.
    »Wenn ich von dir gewußt hätte, wärst du in Warrick aufgewachsen. Vor zehn Jahren habe ich einen Kreuzritter aus dem Osten getroffen, der von einem angeblichen Warrick-Sohn in einem geheimen Orden munkelte. Ich habe es nicht geglaubt, wollte es nicht glauben. Niemals hätte ich gedacht, daß sie mich hinterging! Doch mit den Jahren habe ich mich immer öfter gefragt, ob das vielleicht ein Irrtum war.«
    Zögernd gestand Christian ihm zu, daß Warrick wahrscheinlich nicht log. Auch wenn seine Mutter stets beteuert hatte, daß Warrick nichts von ihm wußte, so hatte er ihr doch nie geglaubt. Sie hatte Entschuldigungen ohne Ende gesucht für ihren Ritter aus dem Abendland, weil sie ihr Herz an diesen Normannen verloren hatte.
    »Ich hatte mich entschlossen, keine Untersuchungen deswegen anzustellen. Wenn es stimmte, dann warst du auf dem besten Weg, die hervorragendste Ausbildung der Welt zu genießen, und ich wußte, du würdest zu mir kommen, wenn die Zeit reif wäre. Wäre es jedoch ein Gerücht... dann wären all meine Hoffnungen zerstoben.«
    Die Worte klangen sehr persönlich - sie kamen ihm aus dem Herzen. Hawksblood ahnte, daß dieser knorrige Ritter normalerweise mit niemandem Vertraulichkeiten austauschte.
    »Reden macht durstig!« Er schenkte Bier ein und reichte dann einen der Lederbecher seinem Gast.
    Als er hier eintrat, war er nicht bereit gewesen, mit Warrick zu trinken. Doch jetzt nahm er den Becher an. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Hawksblood war ein sehr zurückhaltender
    Mann. Seit seiner Geburt hatte die Geheimhaltung einen bedeutsamen Teil seines Lebens ausgemacht, und nur sehr selten sprach er über sich selbst. Doch schließlich brach er das Schweigen.
    »Ich habe im Palast gelebt, bis ich beinahe sieben Jahre alt war. Auch wenn es sich um ein streng gehütetes Geheimnis handelte, wußte ich doch, daß die Prinzessin meine Mutter war. Als dann eine Ehe für sie

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